der Erde in den leeren Aether: hier schwebe und siehe sie zu einem fliegenden Gebirge einschwinden und mit sechs andern Sonnenstäubgen um die Sonne spielen -- ziehende Berge, denen Hügel*) nach¬ flattern, stürzen vorüber vor dir und steigen hinauf und hinab vor dem Sonnenschein -- dann schau' um¬ her im runden, blitzenden, hohen, aus krystallisirten Sonnen erbaueten Gewölbe, durch dessen Ritzen die unermeßliche Nacht schauet, in der das funkelnde Gewölbe hängt -- Du fliegst Jahrtausende, aber du trittst nicht auf die letzte Sonne und in die große Nacht hinaus -- Du schließest das Auge zu und wirfst dich mit einem Gedanken über den Abgrund und über die ganze Sichtbarkeit und wenn du es wieder öfnest, so umkreisen dich, wie Seelen Gedan¬ ken, neue hinauf und hinabstürmende Ströme aus lichten Wellen von Sonnen, aus dunkeln Tropfen von Erden, und neue Sonnenreihen stehen einander wieder aus Morgen und Abend entgegen -- und das Feuerrad einer neuen Milchstraße wälzt sich um im Strom der Zeit -- Ja dich rücke eine unendliche Hand aus dem ganzen Himmel, du fliehest zurück und heftest dein Auge auf das erblassende eintrock¬
nende
*) Planeten mit Monden.
der Erde in den leeren Aether: hier ſchwebe und ſiehe ſie zu einem fliegenden Gebirge einſchwinden und mit ſechs andern Sonnenſtaͤubgen um die Sonne ſpielen — ziehende Berge, denen Huͤgel*) nach¬ flattern, ſtuͤrzen voruͤber vor dir und ſteigen hinauf und hinab vor dem Sonnenſchein — dann ſchau' um¬ her im runden, blitzenden, hohen, aus kryſtalliſirten Sonnen erbaueten Gewoͤlbe, durch deſſen Ritzen die unermeßliche Nacht ſchauet, in der das funkelnde Gewoͤlbe haͤngt — Du fliegſt Jahrtauſende, aber du trittſt nicht auf die letzte Sonne und in die große Nacht hinaus — Du ſchließeſt das Auge zu und wirfſt dich mit einem Gedanken uͤber den Abgrund und uͤber die ganze Sichtbarkeit und wenn du es wieder oͤfneſt, ſo umkreiſen dich, wie Seelen Gedan¬ ken, neue hinauf und hinabſtuͤrmende Stroͤme aus lichten Wellen von Sonnen, aus dunkeln Tropfen von Erden, und neue Sonnenreihen ſtehen einander wieder aus Morgen und Abend entgegen — und das Feuerrad einer neuen Milchſtraße waͤlzt ſich um im Strom der Zeit — Ja dich ruͤcke eine unendliche Hand aus dem ganzen Himmel, du flieheſt zuruͤck und hefteſt dein Auge auf das erblaſſende eintrock¬
nende
*) Planeten mit Monden.
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der Erde in den leeren Aether: hier ſchwebe und
ſiehe ſie zu einem fliegenden Gebirge einſchwinden
und mit ſechs andern Sonnenſtaͤubgen um die Sonne
ſpielen — ziehende Berge, denen Huͤgel *) nach¬
flattern, ſtuͤrzen voruͤber vor dir und ſteigen hinauf
und hinab vor dem Sonnenſchein — dann ſchau' um¬
her im runden, blitzenden, hohen, aus kryſtalliſirten
Sonnen erbaueten Gewoͤlbe, durch deſſen Ritzen die
unermeßliche Nacht ſchauet, in der das funkelnde
Gewoͤlbe haͤngt — Du fliegſt Jahrtauſende, aber du
trittſt nicht auf die letzte Sonne und in die große
Nacht hinaus — Du ſchließeſt das Auge zu und
wirfſt dich mit einem Gedanken uͤber den Abgrund
und uͤber die ganze Sichtbarkeit und wenn du es
wieder oͤfneſt, ſo umkreiſen dich, wie Seelen Gedan¬
ken, neue hinauf und hinabſtuͤrmende Stroͤme aus
lichten Wellen von Sonnen, aus dunkeln Tropfen
von Erden, und neue Sonnenreihen ſtehen einander
wieder aus Morgen und Abend entgegen — und das
Feuerrad einer neuen Milchſtraße waͤlzt ſich um im
Strom der Zeit — Ja dich ruͤcke eine unendliche
Hand aus dem ganzen Himmel, du flieheſt zuruͤck
und hefteſt dein Auge auf das erblaſſende eintrock¬
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*) Planeten mit Monden.
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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