thränenloses Entgegentaumeln angeschauet hatte, drück¬ te ihn jetzt ergriffen und hineingeschlungen ausein¬ ander. . . .
Weiche Herzen, ihr quälet euch auf dieser felsig¬ ten Erde so sehr wie harte den Andern, -- den Funken, der nur eine Brandwunde macht, schwinget ihr zum Feuerrade um und unter den Blüten ist euch ein spitzes Blatt ein Dorn! . . . Aber warum, sag' ich zu mir, zeigst du deines Freundes seines und öfnest entfernte ähnliche Wunden an geheilten Men¬ schen? -- O antwortet für mich, ihr, die ihr ihm gleicht: möchtet ihr eine einzige Thräne entbehren? Und da die Leiden der Phantasie unter die Freuden der Phantasie gehören: so ist ja ein nasses Auge und ein schwerer Athemzug das geringste, womit wir eine schöne Stunde kaufen. . . .
-- Der Stolz -- die beste Widerlage gegen weibliche Thränen -- wischte sie meinem Helden ab und sagte ihm vor: "Du bist so viel werth wie die, "die glücklicher sind; und wenn unglückliche Liebe "dich bisher schlimm machte, ach wie gut könnte "dich nicht die glücklich machen!" -- Es war Stille in ihm: und außer ihm; die Nacht war am Him¬ mel; -- er las Emanuels Brief.
thraͤnenloſes Entgegentaumeln angeſchauet hatte, druͤck¬ te ihn jetzt ergriffen und hineingeſchlungen ausein¬ ander. . . .
Weiche Herzen, ihr quaͤlet euch auf dieſer felſig¬ ten Erde ſo ſehr wie harte den Andern, — den Funken, der nur eine Brandwunde macht, ſchwinget ihr zum Feuerrade um und unter den Bluͤten iſt euch ein ſpitzes Blatt ein Dorn! . . . Aber warum, ſag' ich zu mir, zeigſt du deines Freundes ſeines und oͤfneſt entfernte aͤhnliche Wunden an geheilten Men¬ ſchen? — O antwortet fuͤr mich, ihr, die ihr ihm gleicht: moͤchtet ihr eine einzige Thraͤne entbehren? Und da die Leiden der Phantaſie unter die Freuden der Phantaſie gehoͤren: ſo iſt ja ein naſſes Auge und ein ſchwerer Athemzug das geringſte, womit wir eine ſchoͤne Stunde kaufen. . . .
— Der Stolz — die beſte Widerlage gegen weibliche Thraͤnen — wiſchte ſie meinem Helden ab und ſagte ihm vor: »Du biſt ſo viel werth wie die, »die gluͤcklicher ſind; und wenn ungluͤckliche Liebe »dich bisher ſchlimm machte, ach wie gut koͤnnte »dich nicht die gluͤcklich machen!« — Es war Stille in ihm: und außer ihm; die Nacht war am Him¬ mel; — er las Emanuels Brief.
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thraͤnenloſes Entgegentaumeln angeſchauet hatte, druͤck¬
te ihn jetzt ergriffen und hineingeſchlungen ausein¬
ander. . . .
Weiche Herzen, ihr quaͤlet euch auf dieſer felſig¬
ten Erde ſo ſehr wie harte den Andern, — den
Funken, der nur eine Brandwunde macht, ſchwinget
ihr zum Feuerrade um und unter den Bluͤten iſt
euch ein ſpitzes Blatt ein Dorn! . . . Aber warum,
ſag' ich zu mir, zeigſt du deines Freundes ſeines und
oͤfneſt entfernte aͤhnliche Wunden an geheilten Men¬
ſchen? — O antwortet fuͤr mich, ihr, die ihr ihm
gleicht: moͤchtet ihr eine einzige Thraͤne entbehren?
Und da die Leiden der Phantaſie unter die Freuden
der Phantaſie gehoͤren: ſo iſt ja ein naſſes Auge und
ein ſchwerer Athemzug das geringſte, womit wir eine
ſchoͤne Stunde kaufen. . . .
— Der Stolz — die beſte Widerlage gegen
weibliche Thraͤnen — wiſchte ſie meinem Helden ab
und ſagte ihm vor: »Du biſt ſo viel werth wie die,
»die gluͤcklicher ſind; und wenn ungluͤckliche Liebe
»dich bisher ſchlimm machte, ach wie gut koͤnnte
»dich nicht die gluͤcklich machen!« — Es war Stille
in ihm: und außer ihm; die Nacht war am Him¬
mel; — er las Emanuels Brief.
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/274>, abgerufen am 25.11.2024.
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