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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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-- Erinnere mich nicht jener schönen Tage,
Da mir dein Haus die freie Stätte gab,
Dein edler[ ]Vater klug und liebevoll
Die halb erstarrte junge Blüte pflegte;
Da du ein immer munterer Geselle,
Gleich einem leichten bunten Schmetterlinge
Um eine dunkle Blume, jeden Tag
Um mich mit neuen Leben gaukeltest,
Mir deine Lust in meine Seele spieltest.

Klotilde fühlt' es eben so schmerzhaft, daß man
auf der Szene ihr Leben spiele, und kämpfte gegen
ihre Augen . . . Aber da Iphigenie zu ihrem Bruder
Orest sagte

O höre mich! O sieh mich an, wie mir
Nach einer langen Zeit das Herz sich öfnet,
Der Seeligkeit, dem Liebsten was die Welt
Noch für mich tragen kann, das Haupt zu küssen --
O laß mich, laß mich, denn es quillet heller
Nicht vom Parnaß die ewige Quelle sprudelnd
Von Fels zu Fels in's goldne Thal hinab,
Wie Freude mir von Herzen wallend fließt
Und wie ein seelig Meer mich rings umfängt. --
-- und da Klotilde traurig den größern Zwischenraum
der Schmerzen und der Tage zwischen sich und ih¬

— Erinnere mich nicht jener ſchoͤnen Tage,
Da mir dein Haus die freie Staͤtte gab,
Dein edler[ ]Vater klug und liebevoll
Die halb erſtarrte junge Bluͤte pflegte;
Da du ein immer munterer Geſelle,
Gleich einem leichten bunten Schmetterlinge
Um eine dunkle Blume, jeden Tag
Um mich mit neuen Leben gaukelteſt,
Mir deine Luſt in meine Seele ſpielteſt.

Klotilde fuͤhlt' es eben ſo ſchmerzhaft, daß man
auf der Szene ihr Leben ſpiele, und kaͤmpfte gegen
ihre Augen . . . Aber da Iphigenie zu ihrem Bruder
Oreſt ſagte

O hoͤre mich! O ſieh mich an, wie mir
Nach einer langen Zeit das Herz ſich oͤfnet,
Der Seeligkeit, dem Liebſten was die Welt
Noch fuͤr mich tragen kann, das Haupt zu kuͤſſen —
O laß mich, laß mich, denn es quillet heller
Nicht vom Parnaß die ewige Quelle ſprudelnd
Von Fels zu Fels in's goldne Thal hinab,
Wie Freude mir von Herzen wallend fließt
Und wie ein ſeelig Meer mich rings umfaͤngt. —
— und da Klotilde traurig den groͤßern Zwiſchenraum
der Schmerzen und der Tage zwiſchen ſich und ih¬

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[217/0227] — Erinnere mich nicht jener ſchoͤnen Tage, Da mir dein Haus die freie Staͤtte gab, Dein edler Vater klug und liebevoll Die halb erſtarrte junge Bluͤte pflegte; Da du ein immer munterer Geſelle, Gleich einem leichten bunten Schmetterlinge Um eine dunkle Blume, jeden Tag Um mich mit neuen Leben gaukelteſt, Mir deine Luſt in meine Seele ſpielteſt. Klotilde fuͤhlt' es eben ſo ſchmerzhaft, daß man auf der Szene ihr Leben ſpiele, und kaͤmpfte gegen ihre Augen . . . Aber da Iphigenie zu ihrem Bruder Oreſt ſagte O hoͤre mich! O ſieh mich an, wie mir Nach einer langen Zeit das Herz ſich oͤfnet, Der Seeligkeit, dem Liebſten was die Welt Noch fuͤr mich tragen kann, das Haupt zu kuͤſſen — O laß mich, laß mich, denn es quillet heller Nicht vom Parnaß die ewige Quelle ſprudelnd Von Fels zu Fels in's goldne Thal hinab, Wie Freude mir von Herzen wallend fließt Und wie ein ſeelig Meer mich rings umfaͤngt. — — und da Klotilde traurig den groͤßern Zwiſchenraum der Schmerzen und der Tage zwiſchen ſich und ih¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/227>, abgerufen am 21.11.2024.