Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795."Schönheit hielt sich recht tapfer gegen die Blat¬ Wie Teufelsdreck zum haut gout mit gebraucht Auch will ich zu seinem Ruhm nicht unbemerkt »Schoͤnheit hielt ſich recht tapfer gegen die Blat¬ Wie Teufelsdreck zum haut gout mit gebraucht Auch will ich zu ſeinem Ruhm nicht unbemerkt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0215" n="205"/> »Schoͤnheit hielt ſich recht tapfer gegen die Blat¬<lb/> »tern und trug aus tiefem Siege die ruͤhmlichſten<lb/> »<hi rendition="#g">Narben</hi> davon.« —</p><lb/> <p>Wie Teufelsdreck zum <hi rendition="#aq">haut gout</hi> mit gebraucht<lb/> wird, ſo wuͤrzet man das feinſte <hi rendition="#aq">savoir vivre</hi> durch<lb/> einige kuͤhne Unhoͤflichkeiten. Baſtian war in der<lb/> Tarantelzeit durch nichts verlegen zu machen — er<lb/> ging und kam wie ein Pariſer ohne Umſtaͤnde — er<lb/> ſuchte oft kuͤhne aber vortheilhafte Stellungen ſeines<lb/> Koͤrpers — unter dem Schauſpiel that er Reiſen<lb/> durch die Logen wie der Fuͤrſt durch die Kuliſſen<lb/> — er brachte es (obwohl mit Muͤhe und indem er<lb/> ſich immer das Muſter der Hofleute vorhielt) fuͤnf¬<lb/> mal dahin, daß er gleichguͤltig zuhoͤrte oder gar weg¬<lb/> ſchauete, wenn ihm der andere erzaͤhlte, welches alles<lb/> wenn nicht weſentliche doch Nebenſtuͤcke der wahren<lb/> Hoͤflichkeit ſind.</p><lb/> <p>Auch will ich zu ſeinem Ruhm nicht unbemerkt<lb/> laſſen, daß er ſich die ordentlichen <hi rendition="#g">erotiſchen</hi><lb/> und <hi rendition="#g">ſatiriſchen</hi> Freiheiten der <hi rendition="#g">gallikaniſchen</hi><lb/> Kirche gegen mehrere Weiber auf einmal nahm:<lb/> denn vor einer einſamen hatt' er noch die alte Ehr¬<lb/> erbietung eines edeln Herzens. Ich will von jenem<lb/> doch ein Beiſpiel geben. Einmal war er unter fuͤnf<lb/> Verlaͤumderinnen (die Geſellſchaft beſtand aus ſechs<lb/> Frauenzimmern und einer Mannsperſon;) die haͤß<lb/> lichſte ſchwaͤrzte alle, ſogar gedruckte Maͤdgen an<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0215]
»Schoͤnheit hielt ſich recht tapfer gegen die Blat¬
»tern und trug aus tiefem Siege die ruͤhmlichſten
»Narben davon.« —
Wie Teufelsdreck zum haut gout mit gebraucht
wird, ſo wuͤrzet man das feinſte savoir vivre durch
einige kuͤhne Unhoͤflichkeiten. Baſtian war in der
Tarantelzeit durch nichts verlegen zu machen — er
ging und kam wie ein Pariſer ohne Umſtaͤnde — er
ſuchte oft kuͤhne aber vortheilhafte Stellungen ſeines
Koͤrpers — unter dem Schauſpiel that er Reiſen
durch die Logen wie der Fuͤrſt durch die Kuliſſen
— er brachte es (obwohl mit Muͤhe und indem er
ſich immer das Muſter der Hofleute vorhielt) fuͤnf¬
mal dahin, daß er gleichguͤltig zuhoͤrte oder gar weg¬
ſchauete, wenn ihm der andere erzaͤhlte, welches alles
wenn nicht weſentliche doch Nebenſtuͤcke der wahren
Hoͤflichkeit ſind.
Auch will ich zu ſeinem Ruhm nicht unbemerkt
laſſen, daß er ſich die ordentlichen erotiſchen
und ſatiriſchen Freiheiten der gallikaniſchen
Kirche gegen mehrere Weiber auf einmal nahm:
denn vor einer einſamen hatt' er noch die alte Ehr¬
erbietung eines edeln Herzens. Ich will von jenem
doch ein Beiſpiel geben. Einmal war er unter fuͤnf
Verlaͤumderinnen (die Geſellſchaft beſtand aus ſechs
Frauenzimmern und einer Mannsperſon;) die haͤß
lichſte ſchwaͤrzte alle, ſogar gedruckte Maͤdgen an
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