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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795.

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die Wunde und diese drei Tropfen fielen gleich Ja¬
sons Blut oder gleich einem von einem Alchymisten,
rektifizirten Blute, als drei Funken in sein entzünd¬
bares und die Blutkohle der Liebe bekam drei an¬
glimmende Punkte -- ja es hätte wenig gefehlt, so
hätt' er ihr gehorcht, da sie ihm scherzend befahl
(um ihm eine größere Verlegenheit zu ersparen als
er hatte,) die Pariser veraltete Mode, an Damen
mit rosenfarbner Dinte zu schreiben, aufzuwecken und
hier auf der Stelle drei Zeilen mit ihrem Blut an
sie abzufertigen. Soviel ist wenigstens gewiß, daß
er zu ihr sagte, er wollte, er wäre der Teufel. Be¬
kanntlich wurde dem letztern das guarentigiatische
Instrument oder vielmehr der Partagetraktat über
die Seele mit dem Blute des Eigners als Faust-
und Fraispfand zugefertigt -- Blut ist der Saame
der Kirche, sagt die katholische; und hier ist gar
vom Tempel für eine Schöne die Rede.

Dabei war's -- und blieb's -- als Cour bei der
Fürstin auf heute angesagt wurde. Das war ihm
erstlich fatal -- weil der heutige Abend verhunzt
war, -- und zweitens lieb -- weil Joachime heute
den Hut wegthun mußte, den er und sie so liebten.
Da, wie gewöhnlich, den Damen von der Fürstin
die Roben und Frisuren vorgeschrieben wurden, worin
sie den Courtag, d. h. den Brandsonntag ihrer Frei¬
heit, bei ihr begehen mußten: so konnte sie heute

ihren

die Wunde und dieſe drei Tropfen fielen gleich Ja¬
ſons Blut oder gleich einem von einem Alchymiſten,
rektifizirten Blute, als drei Funken in ſein entzuͤnd¬
bares und die Blutkohle der Liebe bekam drei an¬
glimmende Punkte — ja es haͤtte wenig gefehlt, ſo
haͤtt' er ihr gehorcht, da ſie ihm ſcherzend befahl
(um ihm eine groͤßere Verlegenheit zu erſparen als
er hatte,) die Pariſer veraltete Mode, an Damen
mit roſenfarbner Dinte zu ſchreiben, aufzuwecken und
hier auf der Stelle drei Zeilen mit ihrem Blut an
ſie abzufertigen. Soviel iſt wenigſtens gewiß, daß
er zu ihr ſagte, er wollte, er waͤre der Teufel. Be¬
kanntlich wurde dem letztern das guarentigiatiſche
Inſtrument oder vielmehr der Partagetraktat uͤber
die Seele mit dem Blute des Eigners als Fauſt-
und Fraispfand zugefertigt — Blut iſt der Saame
der Kirche, ſagt die katholiſche; und hier iſt gar
vom Tempel fuͤr eine Schoͤne die Rede.

Dabei war's — und blieb's — als Cour bei der
Fuͤrſtin auf heute angeſagt wurde. Das war ihm
erſtlich fatal — weil der heutige Abend verhunzt
war, — und zweitens lieb — weil Joachime heute
den Hut wegthun mußte, den er und ſie ſo liebten.
Da, wie gewoͤhnlich, den Damen von der Fuͤrſtin
die Roben und Friſuren vorgeſchrieben wurden, worin
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heit, bei ihr begehen mußten: ſo konnte ſie heute

ihren
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[176/0186] die Wunde und dieſe drei Tropfen fielen gleich Ja¬ ſons Blut oder gleich einem von einem Alchymiſten, rektifizirten Blute, als drei Funken in ſein entzuͤnd¬ bares und die Blutkohle der Liebe bekam drei an¬ glimmende Punkte — ja es haͤtte wenig gefehlt, ſo haͤtt' er ihr gehorcht, da ſie ihm ſcherzend befahl (um ihm eine groͤßere Verlegenheit zu erſparen als er hatte,) die Pariſer veraltete Mode, an Damen mit roſenfarbner Dinte zu ſchreiben, aufzuwecken und hier auf der Stelle drei Zeilen mit ihrem Blut an ſie abzufertigen. Soviel iſt wenigſtens gewiß, daß er zu ihr ſagte, er wollte, er waͤre der Teufel. Be¬ kanntlich wurde dem letztern das guarentigiatiſche Inſtrument oder vielmehr der Partagetraktat uͤber die Seele mit dem Blute des Eigners als Fauſt- und Fraispfand zugefertigt — Blut iſt der Saame der Kirche, ſagt die katholiſche; und hier iſt gar vom Tempel fuͤr eine Schoͤne die Rede. Dabei war's — und blieb's — als Cour bei der Fuͤrſtin auf heute angeſagt wurde. Das war ihm erſtlich fatal — weil der heutige Abend verhunzt war, — und zweitens lieb — weil Joachime heute den Hut wegthun mußte, den er und ſie ſo liebten. Da, wie gewoͤhnlich, den Damen von der Fuͤrſtin die Roben und Friſuren vorgeſchrieben wurden, worin ſie den Courtag, d. h. den Brandſonntag ihrer Frei¬ heit, bei ihr begehen mußten: ſo konnte ſie heute ihren

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Zitationshilfe: Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/186>, abgerufen am 21.11.2024.