Hamiltons memoires) das Bilderausschneiden, das Joujou. Mit dieser Sucht, sich zu amüsiren, steckt sie zum Theil die Gewohnheit an, ihre Obern zu amüsiren, weil diese den alten Göttern gleichen, die man (nach Moriz) nicht durch Bußen sondern durch fröhliche Feste besänftigte.
Da er mit den Regisseurs des Theaters bekannt war und zweitens da er kein Liebhaber mehr war -- denn dieser hat tausend Augen für Eine Person und tausend Augenlieder für die andern -- so war er beim Minister nicht verlegen, sondern gar vergnügt. Denn er hatte da doch seinen Plan durchzusetzen -- und ein Plan macht ein Leben unterhaltend, man mag es lesen oder führen.
Es mißlang ihm heute nicht, ziemlich lange mit der Fürstin zu sprechen und zwar nicht vom Fürsten -- sie mied es -- sondern von ihrer Augenmaladie. Das war alles. Er fühlte, es sey leichter eine über¬ triebene Achtung vorzuspiegeln als eine wahre auszu¬ drücken. Die Besorgniß, falsch zu scheinen, macht, daß man es scheint. Daher sieht bei einem Arg¬ wöhnischen ein Aufrichtiger halb wie ein Falscher aus. Indessen war bei Agnola, die ihres Tempe¬ raments ungeachtet spröde war -- ein eigner zurück¬ gestimmter Ton herrschte daher in ihrer Gegenwart bei Schleunes -- jeder Schritt genug, den er nicht zurück that.
Hamiltons mémoires) das Bilderausſchneiden, das Joujou. Mit dieſer Sucht, ſich zu amuͤſiren, ſteckt ſie zum Theil die Gewohnheit an, ihre Obern zu amuͤſiren, weil dieſe den alten Goͤttern gleichen, die man (nach Moriz) nicht durch Bußen ſondern durch froͤhliche Feſte beſaͤnftigte.
Da er mit den Regiſſeurs des Theaters bekannt war und zweitens da er kein Liebhaber mehr war — denn dieſer hat tauſend Augen fuͤr Eine Perſon und tauſend Augenlieder fuͤr die andern — ſo war er beim Miniſter nicht verlegen, ſondern gar vergnuͤgt. Denn er hatte da doch ſeinen Plan durchzuſetzen — und ein Plan macht ein Leben unterhaltend, man mag es leſen oder fuͤhren.
Es mißlang ihm heute nicht, ziemlich lange mit der Fuͤrſtin zu ſprechen und zwar nicht vom Fuͤrſten — ſie mied es — ſondern von ihrer Augenmaladie. Das war alles. Er fuͤhlte, es ſey leichter eine uͤber¬ triebene Achtung vorzuſpiegeln als eine wahre auszu¬ druͤcken. Die Beſorgniß, falſch zu ſcheinen, macht, daß man es ſcheint. Daher ſieht bei einem Arg¬ woͤhniſchen ein Aufrichtiger halb wie ein Falſcher aus. Indeſſen war bei Agnola, die ihres Tempe¬ raments ungeachtet ſproͤde war — ein eigner zuruͤck¬ geſtimmter Ton herrſchte daher in ihrer Gegenwart bei Schleunes — jeder Schritt genug, den er nicht zuruͤck that.
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Hamiltons mémoires) das Bilderausſchneiden, das
Joujou. Mit dieſer Sucht, ſich zu amuͤſiren, ſteckt
ſie zum Theil die Gewohnheit an, ihre Obern zu
amuͤſiren, weil dieſe den alten Goͤttern gleichen, die
man (nach Moriz) nicht durch Bußen ſondern durch
froͤhliche Feſte beſaͤnftigte.
Da er mit den Regiſſeurs des Theaters bekannt
war und zweitens da er kein Liebhaber mehr war —
denn dieſer hat tauſend Augen fuͤr Eine Perſon und
tauſend Augenlieder fuͤr die andern — ſo war er
beim Miniſter nicht verlegen, ſondern gar vergnuͤgt.
Denn er hatte da doch ſeinen Plan durchzuſetzen —
und ein Plan macht ein Leben unterhaltend, man
mag es leſen oder fuͤhren.
Es mißlang ihm heute nicht, ziemlich lange mit
der Fuͤrſtin zu ſprechen und zwar nicht vom Fuͤrſten
— ſie mied es — ſondern von ihrer Augenmaladie.
Das war alles. Er fuͤhlte, es ſey leichter eine uͤber¬
triebene Achtung vorzuſpiegeln als eine wahre auszu¬
druͤcken. Die Beſorgniß, falſch zu ſcheinen, macht,
daß man es ſcheint. Daher ſieht bei einem Arg¬
woͤhniſchen ein Aufrichtiger halb wie ein Falſcher
aus. Indeſſen war bei Agnola, die ihres Tempe¬
raments ungeachtet ſproͤde war — ein eigner zuruͤck¬
geſtimmter Ton herrſchte daher in ihrer Gegenwart
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Zweites Heftlein. Berlin, 1795, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus02_1795/160>, abgerufen am 24.11.2024.
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