Hofstaat steht als rechter Flügel drüben und ist gar noch nicht zur Aktion gekommen. Sobald sie die seidne Linie passirt war: so wars gut, wenn das erste, was sie in ihrem neuen Lande that, etwas Merkwürdiges war; und in der That that sie vor den Augen ihres neuen Hofs 41/2 Schritte und -- setzte sich in den Flachsenfingischen Sessel, den ich schon im ersten Akt vakant dazu hingestellt. Jetzt kam endlich der rechte Flügel zur Aktion, zum Hand- und Rockfuß. Jeder im rechten Flügel -- der linke gar nicht -- fühlte die Würde dessen was er jetzt anhob und dieses Gefühl, das sich mit persönlichem Stolz verschmolz, kam -- da nach Platner der Stolz mit dem Erhabnen verwandt ist -- meiner Benefiz¬ farze recht zu Passe, in der ich nicht erhaben genug ausfallen kann. Groß und still, in seidne Fischreisen eingeschifft, in einen Roben-Golph versenkt, segeln die Hofdamen mit ihren Lippen an die stille Hand, die mit Ehe-Handschellen an eine fremde geschlossen wird. Weniger erhaben, aber erhaben wird auch das adamitische Personale herangetrieben, worunter ich leider den Apotheker Zeusel mit sehe.
Wir kennen unter ihnen niemand als den Mini¬ ster, seinen Sohn Maz, der unsern Helden gar nicht bemerkt, den Leibarzt der Prinzessin Kuhlpepper, der vom Fette und Doktorhut in eine massive Loths¬
Hofſtaat ſteht als rechter Fluͤgel druͤben und iſt gar noch nicht zur Aktion gekommen. Sobald ſie die ſeidne Linie paſſirt war: ſo wars gut, wenn das erſte, was ſie in ihrem neuen Lande that, etwas Merkwuͤrdiges war; und in der That that ſie vor den Augen ihres neuen Hofs 4½ Schritte und — ſetzte ſich in den Flachſenfingiſchen Seſſel, den ich ſchon im erſten Akt vakant dazu hingeſtellt. Jetzt kam endlich der rechte Fluͤgel zur Aktion, zum Hand- und Rockfuß. Jeder im rechten Fluͤgel — der linke gar nicht — fuͤhlte die Wuͤrde deſſen was er jetzt anhob und dieſes Gefuͤhl, das ſich mit perſoͤnlichem Stolz verſchmolz, kam — da nach Platner der Stolz mit dem Erhabnen verwandt iſt — meiner Benefiz¬ farze recht zu Paſſe, in der ich nicht erhaben genug ausfallen kann. Groß und ſtill, in ſeidne Fiſchreiſen eingeſchifft, in einen Roben-Golph verſenkt, ſegeln die Hofdamen mit ihren Lippen an die ſtille Hand, die mit Ehe-Handſchellen an eine fremde geſchloſſen wird. Weniger erhaben, aber erhaben wird auch das adamitiſche Perſonale herangetrieben, worunter ich leider den Apotheker Zeuſel mit ſehe.
Wir kennen unter ihnen niemand als den Mini¬ ſter, ſeinen Sohn Maz, der unſern Helden gar nicht bemerkt, den Leibarzt der Prinzeſſin Kuhlpepper, der vom Fette und Doktorhut in eine maſſive Loths¬
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Hofſtaat ſteht als rechter Fluͤgel druͤben und iſt gar
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erſte, was ſie in ihrem neuen Lande that, etwas
Merkwuͤrdiges war; und in der That that ſie vor
den Augen ihres neuen Hofs 4½ Schritte und —
ſetzte ſich in den Flachſenfingiſchen Seſſel, den ich
ſchon im erſten Akt vakant dazu hingeſtellt. Jetzt
kam endlich der rechte Fluͤgel zur Aktion, zum Hand-
und Rockfuß. Jeder im rechten Fluͤgel — der linke
gar nicht — fuͤhlte die Wuͤrde deſſen was er jetzt
anhob und dieſes Gefuͤhl, das ſich mit perſoͤnlichem
Stolz verſchmolz, kam — da nach Platner der Stolz
mit dem Erhabnen verwandt iſt — meiner Benefiz¬
farze recht zu Paſſe, in der ich nicht erhaben genug
ausfallen kann. Groß und ſtill, in ſeidne Fiſchreiſen
eingeſchifft, in einen Roben-Golph verſenkt, ſegeln
die Hofdamen mit ihren Lippen an die ſtille Hand,
die mit Ehe-Handſchellen an eine fremde geſchloſſen
wird. Weniger erhaben, aber erhaben wird auch
das adamitiſche Perſonale herangetrieben, worunter
ich leider den Apotheker Zeuſel mit ſehe.
Wir kennen unter ihnen niemand als den Mini¬
ſter, ſeinen Sohn Maz, der unſern Helden gar nicht
bemerkt, den Leibarzt der Prinzeſſin Kuhlpepper, der
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/272>, abgerufen am 22.11.2024.
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