Sein Poetrait wars. Sein Bruststück reisete allemal vor der Braut voraus, um bei Zeiten in ihrem Schlafzimmer anzukommen und sich an die Wand an einen Nagel zu begeben. Auf der ganzen empfindsamen Reise hatte der Kubikinhalt der Braut in lauter Zimmern geschlafen, an denen der Flächeninhalt des Bräutigams wie eine Kreutz¬ spinne die ganze Nacht herunterhing. . .
Da ich mir durch den Barrieren-Traktat, den ich mit dem Vetter Leser abgeschlossen, das Recht auf keine Weise abgeschnitten haben will, außer den Schalttagen auch noch Extrablätter -- Extrablättgen -- und Pseudo-Extrablätter zu machen, indem ich mirs vielmehr durch gewisse geheime Separatartikel, die ich blos im Kopfe gemacht wie der Pabst gewisse Kardinäle, erst ertheilt habe: so will ich das Recht, das mir mein von mir gemachter Neben-Rezeß an¬ beut, auf der Stelle exerziren.
Extrablättgen über obige Bruststücke.
Ich behaupte, -- sagt' ich auf dem Billard in Scheerau als ich gerade nicht stieß -- daß Herzoge, Marg- und andre Grafen und viele vom hohen Adel dumm wären, wenn sie in unsern Tagen -- oder gar in den künftigen -- wo die Scheitelhaare sich fortmachen eh die Barthaare ankommen -- wo manchem Gesicht zur Brille nichts fehlt als der
Sein Poetrait wars. Sein Bruſtſtuͤck reiſete allemal vor der Braut voraus, um bei Zeiten in ihrem Schlafzimmer anzukommen und ſich an die Wand an einen Nagel zu begeben. Auf der ganzen empfindſamen Reiſe hatte der Kubikinhalt der Braut in lauter Zimmern geſchlafen, an denen der Flaͤcheninhalt des Braͤutigams wie eine Kreutz¬ ſpinne die ganze Nacht herunterhing. . .
Da ich mir durch den Barrieren-Traktat, den ich mit dem Vetter Leſer abgeſchloſſen, das Recht auf keine Weiſe abgeſchnitten haben will, außer den Schalttagen auch noch Extrablaͤtter — Extrablaͤttgen — und Pſeudo-Extrablaͤtter zu machen, indem ich mirs vielmehr durch gewiſſe geheime Separatartikel, die ich blos im Kopfe gemacht wie der Pabſt gewiſſe Kardinaͤle, erſt ertheilt habe: ſo will ich das Recht, das mir mein von mir gemachter Neben-Rezeß an¬ beut, auf der Stelle exerziren.
Extrablaͤttgen uͤber obige Bruſtſtuͤcke.
Ich behaupte, — ſagt' ich auf dem Billard in Scheerau als ich gerade nicht ſtieß — daß Herzoge, Marg- und andre Grafen und viele vom hohen Adel dumm waͤren, wenn ſie in unſern Tagen — oder gar in den kuͤnftigen — wo die Scheitelhaare ſich fortmachen eh die Barthaare ankommen — wo manchem Geſicht zur Brille nichts fehlt als der
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Sein Poetrait wars. Sein Bruſtſtuͤck reiſete
allemal vor der Braut voraus, um bei Zeiten in
ihrem Schlafzimmer anzukommen und ſich an die
Wand an einen Nagel zu begeben. Auf der ganzen
empfindſamen Reiſe hatte der Kubikinhalt der
Braut in lauter Zimmern geſchlafen, an denen der
Flaͤcheninhalt des Braͤutigams wie eine Kreutz¬
ſpinne die ganze Nacht herunterhing. . .
Da ich mir durch den Barrieren-Traktat, den ich
mit dem Vetter Leſer abgeſchloſſen, das Recht auf
keine Weiſe abgeſchnitten haben will, außer den
Schalttagen auch noch Extrablaͤtter — Extrablaͤttgen
— und Pſeudo-Extrablaͤtter zu machen, indem ich
mirs vielmehr durch gewiſſe geheime Separatartikel,
die ich blos im Kopfe gemacht wie der Pabſt gewiſſe
Kardinaͤle, erſt ertheilt habe: ſo will ich das Recht,
das mir mein von mir gemachter Neben-Rezeß an¬
beut, auf der Stelle exerziren.
Extrablaͤttgen uͤber obige Bruſtſtuͤcke.
Ich behaupte, — ſagt' ich auf dem Billard in
Scheerau als ich gerade nicht ſtieß — daß Herzoge,
Marg- und andre Grafen und viele vom hohen
Adel dumm waͤren, wenn ſie in unſern Tagen —
oder gar in den kuͤnftigen — wo die Scheitelhaare
ſich fortmachen eh die Barthaare ankommen — wo
manchem Geſicht zur Brille nichts fehlt als der
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/242>, abgerufen am 24.11.2024.
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