den Dank nachrief, war dieser schon aus dem Ge¬ hör-Kreise hinausgeflüchtet. . . .
-- Wünsche lieber Leser, nicht diesen und den kommenden Zwischenakt des Menschengrams aus den großen Auftritten der glücklichen Natur heraus und dein Herz verdiene wie Viktor durch Geben das Nehmen! --
Er kam in seiner gutherzigen Eile bald einem fieberkranken Schmiedegesellen nach, dessen Reisekof¬ fer oder Mantelsack ein angefülltes Schnupftuch war: am Stecken trug er noch ein entfärbtes elendes Stiefelpaar, das er schonen mußte, weil das andre, das er an andern Stecken, nämlich an den Beinen hatte, noch elender und weniger ohne Farbe als ohne den Boden dazu war. Als er den Fabrikanten scho¬ nend gegrüßet und beschenkt hatte: so sah er ihm ins bleiche erstorbene Gesicht und er konnte ihm einiges Schmerzengeld nicht versagen. . . . Ach das ganze Schmerzengeld für dieses Leben wird in einem höheren gezahlt! . . . Als er ihn höflich ausgefragt und sich um seine hungrige Wanderschaft, um seine Zuchthaus-Kost, um sein Flüchten von Ländern in Länder und um seinen dünnen Zehrpfennig, den ihm die Meisterin abschlug, wenn der Meister aus war, erkundigt hatte: so schämte er sich vor dem Allgüti¬ gen seines Blumenfeldes von Entzückungen, das er nicht mehr verdiene "wie der arme Teufel da" und
den Dank nachrief, war dieſer ſchon aus dem Ge¬ hoͤr-Kreiſe hinausgefluͤchtet. . . .
— Wuͤnſche lieber Leſer, nicht dieſen und den kommenden Zwiſchenakt des Menſchengrams aus den großen Auftritten der gluͤcklichen Natur heraus und dein Herz verdiene wie Viktor durch Geben das Nehmen! —
Er kam in ſeiner gutherzigen Eile bald einem fieberkranken Schmiedegeſellen nach, deſſen Reiſekof¬ fer oder Mantelſack ein angefuͤlltes Schnupftuch war: am Stecken trug er noch ein entfaͤrbtes elendes Stiefelpaar, das er ſchonen mußte, weil das andre, das er an andern Stecken, naͤmlich an den Beinen hatte, noch elender und weniger ohne Farbe als ohne den Boden dazu war. Als er den Fabrikanten ſcho¬ nend gegruͤßet und beſchenkt hatte: ſo ſah er ihm ins bleiche erſtorbene Geſicht und er konnte ihm einiges Schmerzengeld nicht verſagen. . . . Ach das ganze Schmerzengeld fuͤr dieſes Leben wird in einem hoͤheren gezahlt! . . . Als er ihn hoͤflich ausgefragt und ſich um ſeine hungrige Wanderſchaft, um ſeine Zuchthaus-Koſt, um ſein Fluͤchten von Laͤndern in Laͤnder und um ſeinen duͤnnen Zehrpfennig, den ihm die Meiſterin abſchlug, wenn der Meiſter aus war, erkundigt hatte: ſo ſchaͤmte er ſich vor dem Allguͤti¬ gen ſeines Blumenfeldes von Entzuͤckungen, das er nicht mehr verdiene »wie der arme Teufel da« und
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den Dank nachrief, war dieſer ſchon aus dem Ge¬
hoͤr-Kreiſe hinausgefluͤchtet. . . .
— Wuͤnſche lieber Leſer, nicht dieſen und den
kommenden Zwiſchenakt des Menſchengrams aus den
großen Auftritten der gluͤcklichen Natur heraus und
dein Herz verdiene wie Viktor durch Geben das
Nehmen! —
Er kam in ſeiner gutherzigen Eile bald einem
fieberkranken Schmiedegeſellen nach, deſſen Reiſekof¬
fer oder Mantelſack ein angefuͤlltes Schnupftuch war:
am Stecken trug er noch ein entfaͤrbtes elendes
Stiefelpaar, das er ſchonen mußte, weil das andre,
das er an andern Stecken, naͤmlich an den Beinen
hatte, noch elender und weniger ohne Farbe als ohne
den Boden dazu war. Als er den Fabrikanten ſcho¬
nend gegruͤßet und beſchenkt hatte: ſo ſah er ihm ins
bleiche erſtorbene Geſicht und er konnte ihm einiges
Schmerzengeld nicht verſagen. . . . Ach das
ganze Schmerzengeld fuͤr dieſes Leben wird in einem
hoͤheren gezahlt! . . . Als er ihn hoͤflich ausgefragt
und ſich um ſeine hungrige Wanderſchaft, um ſeine
Zuchthaus-Koſt, um ſein Fluͤchten von Laͤndern in
Laͤnder und um ſeinen duͤnnen Zehrpfennig, den ihm
die Meiſterin abſchlug, wenn der Meiſter aus war,
erkundigt hatte: ſo ſchaͤmte er ſich vor dem Allguͤti¬
gen ſeines Blumenfeldes von Entzuͤckungen, das er
nicht mehr verdiene »wie der arme Teufel da« und
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/232>, abgerufen am 27.11.2024.
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