Thatsachen nicht hinterbringt, am wenigsten um diese kommen, daß der Hofkaplan -- so wie Men¬ schen aus Menschen gerissen werden, um die übrigen zu übertreffen und zu beherrschen -- gerade so die Haare, die sein Kamm auszupfte, in einen Peltz- Faszikel oder Haar Verein zusammenwickelte, um damit die übrigen, die noch standen, einzupudern, welches nun wohl vom erhabensten Geist und Penta¬ meter nicht anders zu benamsen ist als ein Haarpü¬ ster. Gleichwohl wurde Eymanns Gesicht länger als die Mütze: er ließ diese Spritze des Farbenpulvers des Kopfes kalt da liegen und sagte: "mach' ich "nicht die Bibel ausfündig: so seh' ich nicht ab, "wie mich dieser Schopf allein herausziehen will."
Wie vor Luther, wurde jetzt die Kansteinische Bibel mit ihren schwarzen Käfer-Flügeldecken ge¬ sucht. Wenn etwas diesen harten Schlag noch her¬ ber machen konnte, so wars gewiß das, daß Eymanns Ueberschlag -- gleich seiner Vernunft -- zwischen den verlornen kanonischen Blättern wie zwischen einer Serviettenpresse lag: denn die Geistlichen -- beson¬ ders der Pabst -- machen das Bibelwerk gern zur Glanzpresse und zum Schmuckkäfigen ihres äußern Menschen. Ob er gleich noch acht Bibeln, sogar die einfältige Seilerische Bibel-Chrestomathie im Hause hatte und in der Wochenkirche heute gar keine brauchte: so war es doch besser und menschlicher --
Thatſachen nicht hinterbringt, am wenigſten um dieſe kommen, daß der Hofkaplan — ſo wie Men¬ ſchen aus Menſchen geriſſen werden, um die uͤbrigen zu uͤbertreffen und zu beherrſchen — gerade ſo die Haare, die ſein Kamm auszupfte, in einen Peltz- Faszikel oder Haar Verein zuſammenwickelte, um damit die uͤbrigen, die noch ſtanden, einzupudern, welches nun wohl vom erhabenſten Geiſt und Penta¬ meter nicht anders zu benamſen iſt als ein Haarpuͤ¬ ſter. Gleichwohl wurde Eymanns Geſicht laͤnger als die Muͤtze: er ließ dieſe Spritze des Farbenpulvers des Kopfes kalt da liegen und ſagte: »mach' ich »nicht die Bibel ausfuͤndig: ſo ſeh' ich nicht ab, »wie mich dieſer Schopf allein herausziehen will.«
Wie vor Luther, wurde jetzt die Kanſteiniſche Bibel mit ihren ſchwarzen Kaͤfer-Fluͤgeldecken ge¬ ſucht. Wenn etwas dieſen harten Schlag noch her¬ ber machen konnte, ſo wars gewiß das, daß Eymanns Ueberſchlag — gleich ſeiner Vernunft — zwiſchen den verlornen kanoniſchen Blaͤttern wie zwiſchen einer Serviettenpreſſe lag: denn die Geiſtlichen — beſon¬ ders der Pabſt — machen das Bibelwerk gern zur Glanzpreſſe und zum Schmuckkaͤfigen ihres aͤußern Menſchen. Ob er gleich noch acht Bibeln, ſogar die einfaͤltige Seileriſche Bibel-Chreſtomathie im Hauſe hatte und in der Wochenkirche heute gar keine brauchte: ſo war es doch beſſer und menſchlicher —
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Thatſachen nicht hinterbringt, am wenigſten um
dieſe kommen, daß der Hofkaplan — ſo wie Men¬
ſchen aus Menſchen geriſſen werden, um die uͤbrigen
zu uͤbertreffen und zu beherrſchen — gerade ſo die
Haare, die ſein Kamm auszupfte, in einen Peltz-
Faszikel oder Haar Verein zuſammenwickelte, um
damit die uͤbrigen, die noch ſtanden, einzupudern,
welches nun wohl vom erhabenſten Geiſt und Penta¬
meter nicht anders zu benamſen iſt als ein Haarpuͤ¬
ſter. Gleichwohl wurde Eymanns Geſicht laͤnger als
die Muͤtze: er ließ dieſe Spritze des Farbenpulvers
des Kopfes kalt da liegen und ſagte: »mach' ich
»nicht die Bibel ausfuͤndig: ſo ſeh' ich nicht ab,
»wie mich dieſer Schopf allein herausziehen will.«
Wie vor Luther, wurde jetzt die Kanſteiniſche
Bibel mit ihren ſchwarzen Kaͤfer-Fluͤgeldecken ge¬
ſucht. Wenn etwas dieſen harten Schlag noch her¬
ber machen konnte, ſo wars gewiß das, daß Eymanns
Ueberſchlag — gleich ſeiner Vernunft — zwiſchen
den verlornen kanoniſchen Blaͤttern wie zwiſchen einer
Serviettenpreſſe lag: denn die Geiſtlichen — beſon¬
ders der Pabſt — machen das Bibelwerk gern zur
Glanzpreſſe und zum Schmuckkaͤfigen ihres aͤußern
Menſchen. Ob er gleich noch acht Bibeln, ſogar die
einfaͤltige Seileriſche Bibel-Chreſtomathie im Hauſe
hatte und in der Wochenkirche heute gar keine
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/129>, abgerufen am 05.12.2024.
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