und rother Fenstervorhänge, voll Amor und Psy¬ chen, und vergoldeter Standuhren mit herüber gelegten Genien, -- weiß ich nur was."
"Ihre Bürgschaft für H. Flitter., (fing sie an) sonst muß er heute noch ins Gefängniß; -- hier in Haßlau, ich betheure Ihnen, borgt und bürgt für ihn kein Mensch, selber mein lieber Va¬ ter nicht. -- O wäre meine Wina da; -- oder hätt' ich mein Nadelgeld noch. . . . --
Sie schlug ihren weissen Bettvorhang auf die Seite und wieß ihn oben auf die kurze Furche des blendenden Deckbettes mit den Worten: "da liegt er stets am Morgen, der holdselige Wurm, den ich ernähre, ein Soldatenkind -- aber ich bürg' Ihnen für alles." -- "H. Notarius Har¬ nisch, rief Vult aus dem Malerzimmer, Sie sind hier nöthig!" --
"Ich bin in der That selig (sagte Walt und faltete die gehobnen Hände) -- Auch jene theuren Spielwaaren dort auf dem Tisch, schafften Sie für Kinder an?" -- "Ach ich wollte lieber, ich hätte das Geld noch," sagte Raphaela. -- "Mit welcher Gesinnung ich H. Paradisi'n Bürgschaft
und rother Fenſtervorhaͤnge, voll Amor und Pſy¬ chen, und vergoldeter Standuhren mit heruͤber gelegten Genien, — weiß ich nur was.“
„Ihre Buͤrgſchaft fuͤr H. Flitter., (fing ſie an) ſonſt muß er heute noch ins Gefaͤngniß; — hier in Haßlau, ich betheure Ihnen, borgt und buͤrgt fuͤr ihn kein Menſch, ſelber mein lieber Va¬ ter nicht. — O waͤre meine Wina da; — oder haͤtt' ich mein Nadelgeld noch. . . . —
Sie ſchlug ihren weiſſen Bettvorhang auf die Seite und wieß ihn oben auf die kurze Furche des blendenden Deckbettes mit den Worten: „da liegt er ſtets am Morgen, der holdſelige Wurm, den ich ernaͤhre, ein Soldatenkind — aber ich buͤrg' Ihnen fuͤr alles.“ — „H. Notarius Har¬ niſch, rief Vult aus dem Malerzimmer, Sie ſind hier noͤthig!“ —
„Ich bin in der That ſelig (ſagte Walt und faltete die gehobnen Haͤnde) — Auch jene theuren Spielwaaren dort auf dem Tiſch, ſchafften Sie fuͤr Kinder an?“ — „Ach ich wollte lieber, ich haͤtte das Geld noch,“ ſagte Raphaela. — „Mit welcher Geſinnung ich H. Paradiſi'n Buͤrgſchaft
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und rother Fenſtervorhaͤnge, voll Amor und Pſy¬
chen, und vergoldeter Standuhren mit heruͤber
gelegten Genien, — weiß ich nur was.“
„Ihre Buͤrgſchaft fuͤr H. Flitter., (fing ſie
an) ſonſt muß er heute noch ins Gefaͤngniß; —
hier in Haßlau, ich betheure Ihnen, borgt und
buͤrgt fuͤr ihn kein Menſch, ſelber mein lieber Va¬
ter nicht. — O waͤre meine Wina da; — oder
haͤtt' ich mein Nadelgeld noch. . . . —
Sie ſchlug ihren weiſſen Bettvorhang auf die
Seite und wieß ihn oben auf die kurze Furche des
blendenden Deckbettes mit den Worten: „da
liegt er ſtets am Morgen, der holdſelige Wurm,
den ich ernaͤhre, ein Soldatenkind — aber ich
buͤrg' Ihnen fuͤr alles.“ — „H. Notarius Har¬
niſch, rief Vult aus dem Malerzimmer, Sie
ſind hier noͤthig!“ —
„Ich bin in der That ſelig (ſagte Walt und
faltete die gehobnen Haͤnde) — Auch jene theuren
Spielwaaren dort auf dem Tiſch, ſchafften Sie
fuͤr Kinder an?“ — „Ach ich wollte lieber, ich
haͤtte das Geld noch,“ ſagte Raphaela. — „Mit
welcher Geſinnung ich H. Paradiſi'n Buͤrgſchaft
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/88>, abgerufen am 01.05.2024.
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