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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Walt von Raphaelen. Auch glaubte er, als
Weiberkenner, die Weiber so verschieden, und
folglich ihre Weisen, die Liebe zu bekennen, noch
mehr, daß er nur eine Weise annahm, worauf
zu fußen sei, welche aber nicht darin bestehe, daß
die Frau etwa an den Hals, oder an das Herz
falle, sondern daß sie blos einfach sage: ich liebe
dich; alles Uebrige, sagte er, sagt dieß ganz und
gar nicht."

Um also sich das Wort der Ruhe zu halten,
und kalt und fest wie ein Hamilton auf der heis¬
sen Lava-Rinde zu stehen, auf welcher er fort¬
rückte: so sprach er, wovon er wollte, und berich¬
tete Flitten, er und Walt duzten sich jetzt. Er
rieth sehr ernsthaft dem Notar, lieber im Gicht-
Taffent eingescheidet auf dem Ball zu erscheinen;
und als dieser sich in seinem und der Mittänzerin
Namen eckelte vor der Krankenhülle: blieb jener
dabei, er sehe hierin nichts als eine ungewöhnli¬
che Maske, die ganz unerwartet sei. "Doch
fahre meinetwegen in den Berghabit ein, und da¬
mit in den goldhaltigen Lustschacht: aber mein
Fuhrmanns-Hemd wirf wenigstens über das

Walt von Raphaelen. Auch glaubte er, als
Weiberkenner, die Weiber ſo verſchieden, und
folglich ihre Weiſen, die Liebe zu bekennen, noch
mehr, daß er nur eine Weiſe annahm, worauf
zu fußen ſei, welche aber nicht darin beſtehe, daß
die Frau etwa an den Hals, oder an das Herz
falle, ſondern daß ſie blos einfach ſage: ich liebe
dich; alles Uebrige, ſagte er, ſagt dieß ganz und
gar nicht.“

Um alſo ſich das Wort der Ruhe zu halten,
und kalt und feſt wie ein Hamilton auf der heiſ¬
ſen Lava-Rinde zu ſtehen, auf welcher er fort¬
ruͤckte: ſo ſprach er, wovon er wollte, und berich¬
tete Flitten, er und Walt duzten ſich jetzt. Er
rieth ſehr ernſthaft dem Notar, lieber im Gicht-
Taffent eingeſcheidet auf dem Ball zu erſcheinen;
und als dieſer ſich in ſeinem und der Mittaͤnzerin
Namen eckelte vor der Krankenhuͤlle: blieb jener
dabei, er ſehe hierin nichts als eine ungewoͤhnli¬
che Maske, die ganz unerwartet ſei. „Doch
fahre meinetwegen in den Berghabit ein, und da¬
mit in den goldhaltigen Luſtſchacht: aber mein
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[269/0275] Walt von Raphaelen. Auch glaubte er, als Weiberkenner, die Weiber ſo verſchieden, und folglich ihre Weiſen, die Liebe zu bekennen, noch mehr, daß er nur eine Weiſe annahm, worauf zu fußen ſei, welche aber nicht darin beſtehe, daß die Frau etwa an den Hals, oder an das Herz falle, ſondern daß ſie blos einfach ſage: ich liebe dich; alles Uebrige, ſagte er, ſagt dieß ganz und gar nicht.“ Um alſo ſich das Wort der Ruhe zu halten, und kalt und feſt wie ein Hamilton auf der heiſ¬ ſen Lava-Rinde zu ſtehen, auf welcher er fort¬ ruͤckte: ſo ſprach er, wovon er wollte, und berich¬ tete Flitten, er und Walt duzten ſich jetzt. Er rieth ſehr ernſthaft dem Notar, lieber im Gicht- Taffent eingeſcheidet auf dem Ball zu erſcheinen; und als dieſer ſich in ſeinem und der Mittaͤnzerin Namen eckelte vor der Krankenhuͤlle: blieb jener dabei, er ſehe hierin nichts als eine ungewoͤhnli¬ che Maske, die ganz unerwartet ſei. „Doch fahre meinetwegen in den Berghabit ein, und da¬ mit in den goldhaltigen Luſtſchacht: aber mein Fuhrmanns-Hemd wirf wenigſtens uͤber das

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/275>, abgerufen am 22.11.2024.