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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Vult in sich) und sie wohl ihn!" Alle seine wil¬
den Geister brauseten nun wie Säuren auf --
doch fest zugedeckt, ausgenommen im Tage¬
buch. "So falsch, so heimlich, so verdammt
keck, und wie toll emporstrebend dacht' ich mir
doch den Narren nicht -- sagte sein Selbst¬
gespräch -- o recht gut! -- Bei Gott, ich weiß
was ich thue, hab' ich's nur ganz gewiß! --
Aber auf dem Larventanz entlarv' ich; -- der
Plan geht leicht, darauf kommt der Teufel und
holt. Erst recht klar will ich mich, zum Beweise
meiner Freundschaft gegen ihn, überzeugen lassen,
und zwar von Ihr selber. Himmel, wenn der
Glückliche meinen refus in der dummen Neu¬
jahrs-Nacht erführe! -- Ich thät' ihm viel an.
-- O lieber Vult, so sei nur dießmal, eben des¬
wegen, desto gezähmter und stiller, und bändige
dein Sprech-Zeug und Gesicht, blos bis mor¬
gen Nachts!"

Vults bisherige Fehlblicke entschuldigt leicht
die Bemerkung, daß dieselbe Leichtigkeit, womit
man sich einbildet, geliebt zu werden, ja auch
weiß machen müsse, daß ein anderer geliebt werde,

Vult in ſich) und ſie wohl ihn!“ Alle ſeine wil¬
den Geiſter brauſeten nun wie Saͤuren auf —
doch feſt zugedeckt, ausgenommen im Tage¬
buch. „So falſch, ſo heimlich, ſo verdammt
keck, und wie toll emporſtrebend dacht' ich mir
doch den Narren nicht — ſagte ſein Selbſt¬
geſpraͤch — o recht gut! — Bei Gott, ich weiß
was ich thue, hab' ich's nur ganz gewiß! —
Aber auf dem Larventanz entlarv' ich; — der
Plan geht leicht, darauf kommt der Teufel und
holt. Erſt recht klar will ich mich, zum Beweiſe
meiner Freundſchaft gegen ihn, uͤberzeugen laſſen,
und zwar von Ihr ſelber. Himmel, wenn der
Gluͤckliche meinen refus in der dummen Neu¬
jahrs-Nacht erfuͤhre! — Ich thaͤt' ihm viel an.
— O lieber Vult, ſo ſei nur dießmal, eben des¬
wegen, deſto gezaͤhmter und ſtiller, und baͤndige
dein Sprech-Zeug und Geſicht, blos bis mor¬
gen Nachts!“

Vults bisherige Fehlblicke entſchuldigt leicht
die Bemerkung, daß dieſelbe Leichtigkeit, womit
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[268/0274] Vult in ſich) und ſie wohl ihn!“ Alle ſeine wil¬ den Geiſter brauſeten nun wie Saͤuren auf — doch feſt zugedeckt, ausgenommen im Tage¬ buch. „So falſch, ſo heimlich, ſo verdammt keck, und wie toll emporſtrebend dacht' ich mir doch den Narren nicht — ſagte ſein Selbſt¬ geſpraͤch — o recht gut! — Bei Gott, ich weiß was ich thue, hab' ich's nur ganz gewiß! — Aber auf dem Larventanz entlarv' ich; — der Plan geht leicht, darauf kommt der Teufel und holt. Erſt recht klar will ich mich, zum Beweiſe meiner Freundſchaft gegen ihn, uͤberzeugen laſſen, und zwar von Ihr ſelber. Himmel, wenn der Gluͤckliche meinen refus in der dummen Neu¬ jahrs-Nacht erfuͤhre! — Ich thaͤt' ihm viel an. — O lieber Vult, ſo ſei nur dießmal, eben des¬ wegen, deſto gezaͤhmter und ſtiller, und baͤndige dein Sprech-Zeug und Geſicht, blos bis mor¬ gen Nachts!“ Vults bisherige Fehlblicke entſchuldigt leicht die Bemerkung, daß dieſelbe Leichtigkeit, womit man ſich einbildet, geliebt zu werden, ja auch weiß machen muͤſſe, daß ein anderer geliebt werde,

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/274>, abgerufen am 15.05.2024.