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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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so gut Poesie zu mahlen sei, als auf eine Heu¬
schreckenwolke ein Regenbogen -- hätte er je eine
solche Gelegenheit gehabt, so wäre es jetzt gewe¬
sen, wenn er nicht aus diesem Schlagregen wäre
herausgekommen gar unter die Traufe eines Was¬
serfalls. Der Elsaßer erschien, aber er gehörte
noch zum Regen. Er dankte beiden sehr für die
Geburtstags-Arbeiten -- noch regnete es -- dar¬
auf aber, da er mit seinem Auftrage von Ra¬
phaela herausrückte, welche Walten einen voll¬
ständigen Berghabit ihres Vaters, den er zuwei¬
len in seinem Bergwerkchen Gott in der Höh'
sei Ehre
, trug, für den Larventanz anbot --
als Flitte seine Glückwünschungs-Minen, und
Walt seine Danksagungs-Minen spielen ließ --
dann beide wieder die Minen umtauschten, und
dieß alles so wohlwollend gegen einander, daß,
wenn der Notar nicht der ausgemachteste Spitz¬
bube des festen Landes war, Raphaela durchaus
noch die Geliebte des Elsaßers seyn mußte: so
fiel auf einmal der lange Nebel und Vult in die
Traufe.

"Gott verdamme, Er liebt Wina! (sagte

ſo gut Poeſie zu mahlen ſei, als auf eine Heu¬
ſchreckenwolke ein Regenbogen — haͤtte er je eine
ſolche Gelegenheit gehabt, ſo waͤre es jetzt gewe¬
ſen, wenn er nicht aus dieſem Schlagregen waͤre
herausgekommen gar unter die Traufe eines Waſ¬
ſerfalls. Der Elſaßer erſchien, aber er gehoͤrte
noch zum Regen. Er dankte beiden ſehr fuͤr die
Geburtstags-Arbeiten — noch regnete es — dar¬
auf aber, da er mit ſeinem Auftrage von Ra¬
phaela herausruͤckte, welche Walten einen voll¬
ſtaͤndigen Berghabit ihres Vaters, den er zuwei¬
len in ſeinem Bergwerkchen Gott in der Hoͤh'
ſei Ehre
, trug, fuͤr den Larventanz anbot —
als Flitte ſeine Gluͤckwuͤnſchungs-Minen, und
Walt ſeine Dankſagungs-Minen ſpielen ließ —
dann beide wieder die Minen umtauſchten, und
dieß alles ſo wohlwollend gegen einander, daß,
wenn der Notar nicht der ausgemachteſte Spitz¬
bube des feſten Landes war, Raphaela durchaus
noch die Geliebte des Elſaßers ſeyn mußte: ſo
fiel auf einmal der lange Nebel und Vult in die
Traufe.

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[267/0273] ſo gut Poeſie zu mahlen ſei, als auf eine Heu¬ ſchreckenwolke ein Regenbogen — haͤtte er je eine ſolche Gelegenheit gehabt, ſo waͤre es jetzt gewe¬ ſen, wenn er nicht aus dieſem Schlagregen waͤre herausgekommen gar unter die Traufe eines Waſ¬ ſerfalls. Der Elſaßer erſchien, aber er gehoͤrte noch zum Regen. Er dankte beiden ſehr fuͤr die Geburtstags-Arbeiten — noch regnete es — dar¬ auf aber, da er mit ſeinem Auftrage von Ra¬ phaela herausruͤckte, welche Walten einen voll¬ ſtaͤndigen Berghabit ihres Vaters, den er zuwei¬ len in ſeinem Bergwerkchen Gott in der Hoͤh' ſei Ehre, trug, fuͤr den Larventanz anbot — als Flitte ſeine Gluͤckwuͤnſchungs-Minen, und Walt ſeine Dankſagungs-Minen ſpielen ließ — dann beide wieder die Minen umtauſchten, und dieß alles ſo wohlwollend gegen einander, daß, wenn der Notar nicht der ausgemachteſte Spitz¬ bube des feſten Landes war, Raphaela durchaus noch die Geliebte des Elſaßers ſeyn mußte: ſo fiel auf einmal der lange Nebel und Vult in die Traufe. „Gott verdamme, Er liebt Wina! (ſagte

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/273>, abgerufen am 22.11.2024.