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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805.

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Mondschein ihm über den Park hinüber die
stärksten Schimpf- und Drohworte zuschreien
mußte.

Die milde Wärme des ewig liebenden Notars
trieb und blähte seinen Sauerteig nur mehr auf;
"auch ich wäre an seiner Stelle, sagte Vult,
ein Gottes-Lamm und eine Madonna und ein
Johannes Schooß-Jünger, wenn ich das hätte,
wofür er seine Grazie hält."

Der Notar aber dachte blos an den Larven¬
tanz und an die Mittel dazu. "O liebte nur
mein Bruder irgend eine Geliebte, wie leicht und
selig wollten wir seyn! Wir drückten dann alle
uns an Eine Brust, und, welche er auch liebte,
es wäre meine Geliebte mit. -- So ists leicht,
ihm alles zu vergeben, wenn man sich an seine
trübe Stelle nur setzt!"

Zufällig verflogen sich in ihre Zimmer Loose
einer Kleiderlotterie. Da nun Walt aus der
Sattel- und Geschirrkammer der Masken man¬
ches brauchte und nichts hatte, und Vult gar
noch weniger; und doch beide in die Redoute be¬

Mondſchein ihm uͤber den Park hinuͤber die
ſtaͤrkſten Schimpf- und Drohworte zuſchreien
mußte.

Die milde Waͤrme des ewig liebenden Notars
trieb und blaͤhte ſeinen Sauerteig nur mehr auf;
„auch ich waͤre an ſeiner Stelle, ſagte Vult,
ein Gottes-Lamm und eine Madonna und ein
Johannes Schooß-Juͤnger, wenn ich das haͤtte,
wofuͤr er ſeine Grazie haͤlt.“

Der Notar aber dachte blos an den Larven¬
tanz und an die Mittel dazu. „O liebte nur
mein Bruder irgend eine Geliebte, wie leicht und
ſelig wollten wir ſeyn! Wir druͤckten dann alle
uns an Eine Bruſt, und, welche er auch liebte,
es waͤre meine Geliebte mit. — So iſts leicht,
ihm alles zu vergeben, wenn man ſich an ſeine
truͤbe Stelle nur ſetzt!“

Zufaͤllig verflogen ſich in ihre Zimmer Looſe
einer Kleiderlotterie. Da nun Walt aus der
Sattel- und Geſchirrkammer der Masken man¬
ches brauchte und nichts hatte, und Vult gar
noch weniger; und doch beide in die Redoute be¬

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[263/0269] Mondſchein ihm uͤber den Park hinuͤber die ſtaͤrkſten Schimpf- und Drohworte zuſchreien mußte. Die milde Waͤrme des ewig liebenden Notars trieb und blaͤhte ſeinen Sauerteig nur mehr auf; „auch ich waͤre an ſeiner Stelle, ſagte Vult, ein Gottes-Lamm und eine Madonna und ein Johannes Schooß-Juͤnger, wenn ich das haͤtte, wofuͤr er ſeine Grazie haͤlt.“ Der Notar aber dachte blos an den Larven¬ tanz und an die Mittel dazu. „O liebte nur mein Bruder irgend eine Geliebte, wie leicht und ſelig wollten wir ſeyn! Wir druͤckten dann alle uns an Eine Bruſt, und, welche er auch liebte, es waͤre meine Geliebte mit. — So iſts leicht, ihm alles zu vergeben, wenn man ſich an ſeine truͤbe Stelle nur ſetzt!“ Zufaͤllig verflogen ſich in ihre Zimmer Looſe einer Kleiderlotterie. Da nun Walt aus der Sattel- und Geſchirrkammer der Masken man¬ ches brauchte und nichts hatte, und Vult gar noch weniger; und doch beide in die Redoute be¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/269>, abgerufen am 22.11.2024.