fast. "Ich hoffte bisher, versetzte Vult, du solltest mich Stimmen-Narren allmählich beim Vater einführen, damit die Tochter sänge, wenn ich bliese." -- "Beides, schlug Walt heraus, kannst du ohne ihn und mich jetzt haben, dieß hab' ich dir sogar vorzuschlagen."
Der Flötenspieler fragte heftig. Walt be¬ stand aber darauf, daß er, bevor er deutlich werde, ihm einen einzigen Zug von Raphaelen geben dürfte; es war der schöne vom Verschwei¬ gen des Krankseyns.
Es gab keinen Karakterzug von der Welt, den der Flötenspieler je mit einem so abstrebenden Gesichte sich vorzeichnen lassen, als diesen; doch zog er den satirischen zuckenden Stachel in die Scheide zurück, um nur den Vorschlag zu be¬ kommen.
Walt quälte ihn so lange um sein Urtheil hierüber, daß er losbrach: "ich schwöre dir ja, ich schätze die Handlung; der Teufel und seine Großmutter könnten nicht zärter verfahren; es ist eine Redensart, ich meine wir beide. Nun sprich!"--
faſt. „Ich hoffte bisher, verſetzte Vult, du ſollteſt mich Stimmen-Narren allmaͤhlich beim Vater einfuͤhren, damit die Tochter ſaͤnge, wenn ich blieſe.“ — „Beides, ſchlug Walt heraus, kannſt du ohne ihn und mich jetzt haben, dieß hab' ich dir ſogar vorzuſchlagen.“
Der Floͤtenſpieler fragte heftig. Walt be¬ ſtand aber darauf, daß er, bevor er deutlich werde, ihm einen einzigen Zug von Raphaelen geben duͤrfte; es war der ſchoͤne vom Verſchwei¬ gen des Krankſeyns.
Es gab keinen Karakterzug von der Welt, den der Floͤtenſpieler je mit einem ſo abſtrebenden Geſichte ſich vorzeichnen laſſen, als dieſen; doch zog er den ſatiriſchen zuckenden Stachel in die Scheide zuruͤck, um nur den Vorſchlag zu be¬ kommen.
Walt quaͤlte ihn ſo lange um ſein Urtheil hieruͤber, daß er losbrach: „ich ſchwoͤre dir ja, ich ſchaͤtze die Handlung; der Teufel und ſeine Großmutter koͤnnten nicht zaͤrter verfahren; es iſt eine Redensart, ich meine wir beide. Nun ſprich!“—
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faſt. „Ich hoffte bisher, verſetzte Vult, du
ſollteſt mich Stimmen-Narren allmaͤhlich beim
Vater einfuͤhren, damit die Tochter ſaͤnge, wenn
ich blieſe.“ — „Beides, ſchlug Walt heraus,
kannſt du ohne ihn und mich jetzt haben, dieß
hab' ich dir ſogar vorzuſchlagen.“
Der Floͤtenſpieler fragte heftig. Walt be¬
ſtand aber darauf, daß er, bevor er deutlich
werde, ihm einen einzigen Zug von Raphaelen
geben duͤrfte; es war der ſchoͤne vom Verſchwei¬
gen des Krankſeyns.
Es gab keinen Karakterzug von der Welt,
den der Floͤtenſpieler je mit einem ſo abſtrebenden
Geſichte ſich vorzeichnen laſſen, als dieſen; doch
zog er den ſatiriſchen zuckenden Stachel in die
Scheide zuruͤck, um nur den Vorſchlag zu be¬
kommen.
Walt quaͤlte ihn ſo lange um ſein Urtheil
hieruͤber, daß er losbrach: „ich ſchwoͤre dir ja,
ich ſchaͤtze die Handlung; der Teufel und ſeine
Großmutter koͤnnten nicht zaͤrter verfahren; es
iſt eine Redensart, ich meine wir beide. Nun
ſprich!“—
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 4. Tübingen, 1805, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre04_1805/227>, abgerufen am 17.02.2025.
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