genug damit erkauft, daß man selber einen dabei hat." Hier kramt er weitläuftig seinen alten Traum von dem Glücke eines reisenden Mylords aus, auf einmal durch eine ofne volle Hand ein ganzes Dorf unter Bier und Fleischbrühe zu se¬ zen und in ein Elysium langer Erinnerung.
Mit drei Himmeln im unschuldigen Gesicht -- noch einen mehr hatt' er auf den Gesichtern hinter sich gelassen -- glitt er leicht von Thautropfen zu Thautropfen. -- Das Herz wird wie ein Luft¬ schif durch den Auswurf des schwersten Ballastes, des Geldes, so leicht, so schnell, so hoch. In¬ deß traf er ziemlich spät in dem nur vier kleine Werste entlegenen Härmlesberg ein. Denn überall saß und schrieb, oder stand und sah er oder las alles -- jede Inschrift einer Steinbank -- und wollte keine Kleinigkeit übergehen, sie müßte denn Bevölkerung, Stallfütterung, Wiesenwuchs, Lehmboden und dergleichen betroffen haben.
"Drinnen will ich, sagt' er zu sich, da ich doch einem grossen Herren ähnlich scheinen soll, mein dejeauner d'inatoire einnehmen" und trat in den Krug.
genug damit erkauft, daß man ſelber einen dabei hat.“ Hier kramt er weitlaͤuftig ſeinen alten Traum von dem Gluͤcke eines reiſenden Mylords aus, auf einmal durch eine ofne volle Hand ein ganzes Dorf unter Bier und Fleiſchbruͤhe zu ſe¬ zen und in ein Elyſium langer Erinnerung.
Mit drei Himmeln im unſchuldigen Geſicht — noch einen mehr hatt' er auf den Geſichtern hinter ſich gelaſſen — glitt er leicht von Thautropfen zu Thautropfen. — Das Herz wird wie ein Luft¬ ſchif durch den Auswurf des ſchwerſten Ballaſtes, des Geldes, ſo leicht, ſo ſchnell, ſo hoch. In¬ deß traf er ziemlich ſpaͤt in dem nur vier kleine Werſte entlegenen Haͤrmlesberg ein. Denn uͤberall ſaß und ſchrieb, oder ſtand und ſah er oder las alles — jede Inſchrift einer Steinbank — und wollte keine Kleinigkeit uͤbergehen, ſie muͤßte denn Bevoͤlkerung, Stallfuͤtterung, Wieſenwuchs, Lehmboden und dergleichen betroffen haben.
„Drinnen will ich, ſagt' er zu ſich, da ich doch einem groſſen Herren aͤhnlich ſcheinen ſoll, mein déjeûner d'inatoire einnehmen“ und trat in den Krug.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0086"n="78"/>
genug damit erkauft, daß man ſelber einen dabei<lb/>
hat.“ Hier kramt er weitlaͤuftig ſeinen alten<lb/>
Traum von dem Gluͤcke eines reiſenden Mylords<lb/>
aus, auf einmal durch eine ofne volle Hand ein<lb/>
ganzes Dorf unter Bier und Fleiſchbruͤhe zu ſe¬<lb/>
zen und in ein Elyſium langer Erinnerung.</p><lb/><p>Mit drei Himmeln im unſchuldigen Geſicht —<lb/>
noch einen mehr hatt' er auf den Geſichtern hinter<lb/>ſich gelaſſen — glitt er leicht von Thautropfen<lb/>
zu Thautropfen. — Das Herz wird wie ein Luft¬<lb/>ſchif durch den Auswurf des ſchwerſten Ballaſtes,<lb/>
des Geldes, ſo leicht, ſo ſchnell, ſo hoch. In¬<lb/>
deß traf er ziemlich ſpaͤt in dem nur vier kleine<lb/>
Werſte entlegenen Haͤrmlesberg ein. Denn uͤberall<lb/>ſaß und ſchrieb, oder ſtand und ſah er oder las<lb/>
alles — jede Inſchrift einer Steinbank — und<lb/>
wollte keine Kleinigkeit uͤbergehen, ſie muͤßte denn<lb/>
Bevoͤlkerung, Stallfuͤtterung, Wieſenwuchs,<lb/>
Lehmboden und dergleichen betroffen haben.</p><lb/><p>„Drinnen will ich, ſagt' er zu ſich, da ich<lb/>
doch einem groſſen Herren aͤhnlich ſcheinen ſoll,<lb/>
mein <hirendition="#aq">déjeûner d'inatoire</hi> einnehmen“ und trat<lb/>
in den Krug.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[78/0086]
genug damit erkauft, daß man ſelber einen dabei
hat.“ Hier kramt er weitlaͤuftig ſeinen alten
Traum von dem Gluͤcke eines reiſenden Mylords
aus, auf einmal durch eine ofne volle Hand ein
ganzes Dorf unter Bier und Fleiſchbruͤhe zu ſe¬
zen und in ein Elyſium langer Erinnerung.
Mit drei Himmeln im unſchuldigen Geſicht —
noch einen mehr hatt' er auf den Geſichtern hinter
ſich gelaſſen — glitt er leicht von Thautropfen
zu Thautropfen. — Das Herz wird wie ein Luft¬
ſchif durch den Auswurf des ſchwerſten Ballaſtes,
des Geldes, ſo leicht, ſo ſchnell, ſo hoch. In¬
deß traf er ziemlich ſpaͤt in dem nur vier kleine
Werſte entlegenen Haͤrmlesberg ein. Denn uͤberall
ſaß und ſchrieb, oder ſtand und ſah er oder las
alles — jede Inſchrift einer Steinbank — und
wollte keine Kleinigkeit uͤbergehen, ſie muͤßte denn
Bevoͤlkerung, Stallfuͤtterung, Wieſenwuchs,
Lehmboden und dergleichen betroffen haben.
„Drinnen will ich, ſagt' er zu ſich, da ich
doch einem groſſen Herren aͤhnlich ſcheinen ſoll,
mein déjeûner d'inatoire einnehmen“ und trat
in den Krug.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/86>, abgerufen am 07.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.