ne für einen Menschen auf der Erde. So wie es nicht auszukommen wäre mit dem flüchtigen Leben, wenn man es, statt an Minuten- und Stunden-Uhren, lieber an Achttage- oder gar Säkular-Uhren abmäße, gleichsam einen kurzen Faden an ungeheuern Welt-Rädern: so möchte man, zumal wenn ein Reich es thut, dem es am wenigsten an Raum fehlt, das russische, dieselbe Entschuldigung haben, wenn man, da der kleine Fuß und der Schuh des Menschen so¬ wohl sein eignes Maas als das seiner Wege ist, für bloße Fußreisen die Werste zum Wegmesser erwählt. Die Ewigkeit ist ganz so groß als die Unermeslichkeit; wir Flüchtlinge in beiden haben daher für beide nur Ein kleines Wort, Bruder, Zeit-Raum."
Als er seine erste Werste nordöstlich antrat, Winas Gebürge und die Früh-Sonne zur Rech¬ ten und mitlaufende Regenbogen in den bethaue¬ ten Wiesen zur Linken: so schlug er die Hände als Schellen einer morgenländischen Musik gegen einander vor Lust und wurde so leicht und be¬ hend von sich selber dahin getragen, daß er kaum
ne fuͤr einen Menſchen auf der Erde. So wie es nicht auszukommen waͤre mit dem fluͤchtigen Leben, wenn man es, ſtatt an Minuten- und Stunden-Uhren, lieber an Achttage- oder gar Saͤkular-Uhren abmaͤße, gleichſam einen kurzen Faden an ungeheuern Welt-Raͤdern: ſo moͤchte man, zumal wenn ein Reich es thut, dem es am wenigſten an Raum fehlt, das ruſſiſche, dieſelbe Entſchuldigung haben, wenn man, da der kleine Fuß und der Schuh des Menſchen ſo¬ wohl ſein eignes Maas als das ſeiner Wege iſt, fuͤr bloße Fußreiſen die Werſte zum Wegmeſſer erwaͤhlt. Die Ewigkeit iſt ganz ſo groß als die Unermeslichkeit; wir Fluͤchtlinge in beiden haben daher fuͤr beide nur Ein kleines Wort, Bruder, Zeit-Raum.“
Als er ſeine erſte Werſte nordoͤſtlich antrat, Winas Gebuͤrge und die Fruͤh-Sonne zur Rech¬ ten und mitlaufende Regenbogen in den bethaue¬ ten Wieſen zur Linken: ſo ſchlug er die Haͤnde als Schellen einer morgenlaͤndiſchen Muſik gegen einander vor Luſt und wurde ſo leicht und be¬ hend von ſich ſelber dahin getragen, daß er kaum
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ne fuͤr einen Menſchen auf der Erde. So wie
es nicht auszukommen waͤre mit dem fluͤchtigen
Leben, wenn man es, ſtatt an Minuten- und
Stunden-Uhren, lieber an Achttage- oder gar
Saͤkular-Uhren abmaͤße, gleichſam einen kurzen
Faden an ungeheuern Welt-Raͤdern: ſo moͤchte
man, zumal wenn ein Reich es thut, dem es
am wenigſten an Raum fehlt, das ruſſiſche,
dieſelbe Entſchuldigung haben, wenn man, da der
kleine Fuß und der Schuh des Menſchen ſo¬
wohl ſein eignes Maas als das ſeiner Wege iſt,
fuͤr bloße Fußreiſen die Werſte zum Wegmeſſer
erwaͤhlt. Die Ewigkeit iſt ganz ſo groß als die
Unermeslichkeit; wir Fluͤchtlinge in beiden haben
daher fuͤr beide nur Ein kleines Wort, Bruder,
Zeit-Raum.“
Als er ſeine erſte Werſte nordoͤſtlich antrat,
Winas Gebuͤrge und die Fruͤh-Sonne zur Rech¬
ten und mitlaufende Regenbogen in den bethaue¬
ten Wieſen zur Linken: ſo ſchlug er die Haͤnde
als Schellen einer morgenlaͤndiſchen Muſik gegen
einander vor Luſt und wurde ſo leicht und be¬
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/81>, abgerufen am 31.07.2024.
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