durch Reisen der Abschieds-Abende gewohnt, machte nicht viel Wesens, sondern sagte lustig: fahre dahin, fahre daher, gute Nacht, glückli¬ che Reise."
Die schönsten Reise-Winke standen am Him¬ mel. Glänzend-scharf durchschnitt die Mond- Sichel der Abendblumen das Blau; frische Mor¬ genluft strich schon über dunkelrothen Wolken- Beeten am Himmel; und ein Stern nach dem andern verhieß einen reinen Tag.
Nro. 39. Papiernautilus.
Antritt der Reise.
Am Morgen sah er auf der Schwelle reise¬ fertig noch einmal seine dunkle westliche Stube an, darauf sogar in die Kammer hinein, und flog mit zwei liebreichen Blicken, die einen Ab¬ schied bedeuten sollten, und mit einem an den Thurm, dem der Tod noch kein Schnupftuch zu¬ geworfen, freudig auf einen leeren Plaz am Thore hinaus, wo er sich überall umsehen, und
durch Reiſen der Abſchieds-Abende gewohnt, machte nicht viel Weſens, ſondern ſagte luſtig: fahre dahin, fahre daher, gute Nacht, gluͤckli¬ che Reiſe.“
Die ſchoͤnſten Reiſe-Winke ſtanden am Him¬ mel. Glaͤnzend-ſcharf durchſchnitt die Mond- Sichel der Abendblumen das Blau; friſche Mor¬ genluft ſtrich ſchon uͤber dunkelrothen Wolken- Beeten am Himmel; und ein Stern nach dem andern verhieß einen reinen Tag.
Nro. 39. Papiernautilus.
Antritt der Reiſe.
Am Morgen ſah er auf der Schwelle reiſe¬ fertig noch einmal ſeine dunkle weſtliche Stube an, darauf ſogar in die Kammer hinein, und flog mit zwei liebreichen Blicken, die einen Ab¬ ſchied bedeuten ſollten, und mit einem an den Thurm, dem der Tod noch kein Schnupftuch zu¬ geworfen, freudig auf einen leeren Plaz am Thore hinaus, wo er ſich uͤberall umſehen, und
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durch Reiſen der Abſchieds-Abende gewohnt,
machte nicht viel Weſens, ſondern ſagte luſtig:
fahre dahin, fahre daher, gute Nacht, gluͤckli¬
che Reiſe.“
Die ſchoͤnſten Reiſe-Winke ſtanden am Him¬
mel. Glaͤnzend-ſcharf durchſchnitt die Mond-
Sichel der Abendblumen das Blau; friſche Mor¬
genluft ſtrich ſchon uͤber dunkelrothen Wolken-
Beeten am Himmel; und ein Stern nach dem
andern verhieß einen reinen Tag.
Nro. 39. Papiernautilus.
Antritt der Reiſe.
Am Morgen ſah er auf der Schwelle reiſe¬
fertig noch einmal ſeine dunkle weſtliche Stube
an, darauf ſogar in die Kammer hinein, und
flog mit zwei liebreichen Blicken, die einen Ab¬
ſchied bedeuten ſollten, und mit einem an den
Thurm, dem der Tod noch kein Schnupftuch zu¬
geworfen, freudig auf einen leeren Plaz am
Thore hinaus, wo er ſich uͤberall umſehen, und
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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/77>, abgerufen am 16.02.2025.
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