Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.Sie brach ab, und fieng den begehrten Die Verse heissen: Wann, o Schicksal, wann wird endlich Mir mein lezter Wunsch gewährt: Nur ein Hüttchen, klein und ländlich; Nur ein kleiner eigner Heerd; Und ein Freund, bewährt und weise, Freiheit, Heiterkeit und Ruh'! Ach und Sie, das seufz' ich leise, Zur Gefährtin Sie dazu. Vieles wünscht' ich sonst vergebens; Jezo nur zum leztenmal Für den Abend meines Lebens Irgendwo ein Friedens-Thal; Edle Muß' in eigner Wohnung, Und ein Weib voll Zärtlichkeit, Das, der Treue zur Belohnung, Auf mein Grab ein Veilchen streut. Sie brach ab, und fieng den begehrten Die Verſe heiſſen: Wann, o Schickſal, wann wird endlich Mir mein lezter Wunſch gewaͤhrt: Nur ein Huͤttchen, klein und laͤndlich; Nur ein kleiner eigner Heerd; Und ein Freund, bewaͤhrt und weiſe, Freiheit, Heiterkeit und Ruh'! Ach und Sie, das ſeufz' ich leiſe, Zur Gefaͤhrtin Sie dazu. Vieles wuͤnſcht' ich ſonſt vergebens; Jezo nur zum leztenmal Fuͤr den Abend meines Lebens Irgendwo ein Friedens-Thal; Edle Muß' in eigner Wohnung, Und ein Weib voll Zaͤrtlichkeit, Das, der Treue zur Belohnung, Auf mein Grab ein Veilchen ſtreut. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0036" n="28"/> <p>Sie brach ab, und fieng den begehrten<lb/> Wunſch an. „Singe, unterbrach er ſie wieder,<lb/> nur die <hi rendition="#g">erſte</hi> und <hi rendition="#g">lezte</hi> Strophe ohne die<lb/> ennuyanten.“ Sie hielt innen, mit Fingern<lb/> uͤber den Taſten ſchwebend und antwortete: gut,<lb/> Vater!“</p><lb/> <p rendition="#c">Die Verſe heiſſen:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wann, o Schickſal, wann wird endlich</l><lb/> <l>Mir mein lezter Wunſch gewaͤhrt:</l><lb/> <l>Nur ein Huͤttchen, klein und laͤndlich;</l><lb/> <l>Nur ein kleiner eigner Heerd;</l><lb/> <l>Und ein Freund, bewaͤhrt und weiſe,</l><lb/> <l>Freiheit, Heiterkeit und Ruh'!</l><lb/> <l>Ach und Sie, das ſeufz' ich leiſe,</l><lb/> <l>Zur Gefaͤhrtin Sie dazu.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Vieles wuͤnſcht' ich ſonſt vergebens;</l><lb/> <l>Jezo nur zum leztenmal</l><lb/> <l>Fuͤr den Abend meines Lebens</l><lb/> <l>Irgendwo ein Friedens-Thal;</l><lb/> <l>Edle Muß' in eigner Wohnung,</l><lb/> <l>Und ein Weib voll Zaͤrtlichkeit,</l><lb/> <l>Das, der Treue zur Belohnung,</l><lb/> <l>Auf mein Grab ein Veilchen ſtreut.</l> </lg> </lg><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [28/0036]
Sie brach ab, und fieng den begehrten
Wunſch an. „Singe, unterbrach er ſie wieder,
nur die erſte und lezte Strophe ohne die
ennuyanten.“ Sie hielt innen, mit Fingern
uͤber den Taſten ſchwebend und antwortete: gut,
Vater!“
Die Verſe heiſſen:
Wann, o Schickſal, wann wird endlich
Mir mein lezter Wunſch gewaͤhrt:
Nur ein Huͤttchen, klein und laͤndlich;
Nur ein kleiner eigner Heerd;
Und ein Freund, bewaͤhrt und weiſe,
Freiheit, Heiterkeit und Ruh'!
Ach und Sie, das ſeufz' ich leiſe,
Zur Gefaͤhrtin Sie dazu.
Vieles wuͤnſcht' ich ſonſt vergebens;
Jezo nur zum leztenmal
Fuͤr den Abend meines Lebens
Irgendwo ein Friedens-Thal;
Edle Muß' in eigner Wohnung,
Und ein Weib voll Zaͤrtlichkeit,
Das, der Treue zur Belohnung,
Auf mein Grab ein Veilchen ſtreut.
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Zitationshilfe: | Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/36>, abgerufen am 08.07.2024. |