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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.

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te, eine unschäzbare Zeit, und indem er den Teu¬
fels-Abbis mühsam, Cahiersweise, oder in Ra¬
zionen ablieferte und schlukte, hatte der Wett-
Herr schon seine zwei Drittel mit dem Löffel leicht
aufgetrunken.

Ausser sich wirkte Fränzel in alle seine Mus¬
keln hinein -- mit den Ceratoglossis, und den Ge¬
nioglossis plattirt' er die Zunge, mit den Stylo¬
glossis exkavirt' er sie -- darauf hob er Zungen¬
bein und den Kahlkopf empor und stieß die Un¬
glüks-Kugel wie mit Ladstöcken hinab. An ana¬
tomischen Schling-Regeln fehlt' es ihm gar
nicht.

Noch lag eine ganze Drittels-Semmel vor
ihm, und der Larvenherr inkorporirte schon zu¬
sehends das vierte Viertel, sein Arm schien ein
Pumpenstiefel oder sein Löffel.

Der Unglükliche schnappte nach der zweiten
Hemisphäre der Höllenkugel -- in Betracht der
Zeit hatt' er ein entsezliches Divisionsexempel vor
sich oder in sich, eine lange Analyse des Unendli¬
chen -- er schauete käuend die Zuschauer an, aber
nur dumm und dachte sich nichts bei ihnen, son¬

te, eine unſchaͤzbare Zeit, und indem er den Teu¬
fels-Abbis muͤhſam, Cahiersweiſe, oder in Ra¬
zionen ablieferte und ſchlukte, hatte der Wett-
Herr ſchon ſeine zwei Drittel mit dem Loͤffel leicht
aufgetrunken.

Auſſer ſich wirkte Fraͤnzel in alle ſeine Mus¬
keln hinein — mit den Ceratogloſſis, und den Ge¬
niogloſſis plattirt' er die Zunge, mit den Stylo¬
gloſſis exkavirt' er ſie — darauf hob er Zungen¬
bein und den Kahlkopf empor und ſtieß die Un¬
gluͤks-Kugel wie mit Ladſtoͤcken hinab. An ana¬
tomiſchen Schling-Regeln fehlt' es ihm gar
nicht.

Noch lag eine ganze Drittels-Semmel vor
ihm, und der Larvenherr inkorporirte ſchon zu¬
ſehends das vierte Viertel, ſein Arm ſchien ein
Pumpenſtiefel oder ſein Loͤffel.

Der Ungluͤkliche ſchnappte nach der zweiten
Hemiſphaͤre der Hoͤllenkugel — in Betracht der
Zeit hatt' er ein entſezliches Diviſionsexempel vor
ſich oder in ſich, eine lange Analyſe des Unendli¬
chen — er ſchauete kaͤuend die Zuſchauer an, aber
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[143/0151] te, eine unſchaͤzbare Zeit, und indem er den Teu¬ fels-Abbis muͤhſam, Cahiersweiſe, oder in Ra¬ zionen ablieferte und ſchlukte, hatte der Wett- Herr ſchon ſeine zwei Drittel mit dem Loͤffel leicht aufgetrunken. Auſſer ſich wirkte Fraͤnzel in alle ſeine Mus¬ keln hinein — mit den Ceratogloſſis, und den Ge¬ niogloſſis plattirt' er die Zunge, mit den Stylo¬ gloſſis exkavirt' er ſie — darauf hob er Zungen¬ bein und den Kahlkopf empor und ſtieß die Un¬ gluͤks-Kugel wie mit Ladſtoͤcken hinab. An ana¬ tomiſchen Schling-Regeln fehlt' es ihm gar nicht. Noch lag eine ganze Drittels-Semmel vor ihm, und der Larvenherr inkorporirte ſchon zu¬ ſehends das vierte Viertel, ſein Arm ſchien ein Pumpenſtiefel oder ſein Loͤffel. Der Ungluͤkliche ſchnappte nach der zweiten Hemiſphaͤre der Hoͤllenkugel — in Betracht der Zeit hatt' er ein entſezliches Diviſionsexempel vor ſich oder in ſich, eine lange Analyſe des Unendli¬ chen — er ſchauete kaͤuend die Zuſchauer an, aber nur dumm und dachte ſich nichts bei ihnen, ſon¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre03_1804/151>, abgerufen am 05.05.2024.