Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 3. Tübingen, 1804.der Akteur leicht der Münzmeister seiner Preisme¬ Was ihn betrübte, war, daß alle Gesich¬ der Akteur leicht der Muͤnzmeiſter ſeiner Preisme¬ Was ihn betruͤbte, war, daß alle Geſich¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0128" n="120"/> der Akteur leicht der Muͤnzmeiſter ſeiner Preisme¬<lb/> daillen und ſein eigner <hi rendition="#aq">Chevalier d'honneur</hi><lb/> war, und jede Aktrice leicht ihre Dekorazions¬<lb/> malerin — den Buͤhnen-Muth in der Wirths¬<lb/> ſtube — — das Gefuͤhl, daß der Sockus oder<lb/> der Kothurn ihre Achilles- Ferſen beſchuͤze — die<lb/> bunte Nacht ihrer Diktion, die aus ſo vielen<lb/><hi rendition="#g">Stuͤcken</hi> ſo gut zugeſchnitten war, als die Uni¬<lb/> formen, welche ſich die Frankreicher aus Bett¬<lb/> decken, Vorhaͤngen und allem, was ſie erpluͤn¬<lb/> derten, machten — und den reinern Dialekt, den<lb/> er ſo ſehr beneidete. „Darunter iſt wohl keine<lb/> einzige Perſon, dacht' er, die nicht laͤngſt und oft<lb/> auf der Buͤhne eine rechtſchaffene, oder beſcheide¬<lb/> ne, oder gelehrte, oder unſchuldige, oder gekroͤn¬<lb/> te geſpielt“, und er impfte, wie Juͤnglinge pfle¬<lb/> gen, dem Holze der Buͤhne, wie des Katheders<lb/> und der Kanzel, den Menſchen ein, der darauf<lb/> nur ſteht, nicht waͤchſet.</p><lb/> <p>Was ihn betruͤbte, war, daß alle Geſich¬<lb/> ter, ſogar die juͤngſten, die Alten- Rollen ſpielten,<lb/> indeß auf der Buͤhne, wie auf dem Olymp, ewige<lb/> Jugend war, wenn's der Zettel begehrte.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [120/0128]
der Akteur leicht der Muͤnzmeiſter ſeiner Preisme¬
daillen und ſein eigner Chevalier d'honneur
war, und jede Aktrice leicht ihre Dekorazions¬
malerin — den Buͤhnen-Muth in der Wirths¬
ſtube — — das Gefuͤhl, daß der Sockus oder
der Kothurn ihre Achilles- Ferſen beſchuͤze — die
bunte Nacht ihrer Diktion, die aus ſo vielen
Stuͤcken ſo gut zugeſchnitten war, als die Uni¬
formen, welche ſich die Frankreicher aus Bett¬
decken, Vorhaͤngen und allem, was ſie erpluͤn¬
derten, machten — und den reinern Dialekt, den
er ſo ſehr beneidete. „Darunter iſt wohl keine
einzige Perſon, dacht' er, die nicht laͤngſt und oft
auf der Buͤhne eine rechtſchaffene, oder beſcheide¬
ne, oder gelehrte, oder unſchuldige, oder gekroͤn¬
te geſpielt“, und er impfte, wie Juͤnglinge pfle¬
gen, dem Holze der Buͤhne, wie des Katheders
und der Kanzel, den Menſchen ein, der darauf
nur ſteht, nicht waͤchſet.
Was ihn betruͤbte, war, daß alle Geſich¬
ter, ſogar die juͤngſten, die Alten- Rollen ſpielten,
indeß auf der Buͤhne, wie auf dem Olymp, ewige
Jugend war, wenn's der Zettel begehrte.
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