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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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ner Bruder heran träte, wie vom blühenden Zau¬
ber-Himmel gefallen.

Der Pfarrer lässet aber seine Reisegesellschaft
nicht fort, er hält sie im Pfarrgarten fest, wo
jeder, wer will, sagt' er, in schönen Lauben die
kurze laue Stunde bis zu Sonnen-Aufgang ver¬
schlummern kann.

Es wird allgemein angenommen, und der
Garten besezt; manches schöne Paar thut viel¬
leicht nur als schlaf' es, hält sich aber wirklich
an der Hand. Der glükliche Pfarrer geht ein¬
sam in den Beeten auf und ab. Kühle und we¬
nige Sterne kommen. Seine Nachtviolen und
Levkoien thun sich auf und duften stark, so
hell es auch ist. In Norden raucht vom ewigen
Morgen des Pols eine goldhelle Dämmerung auf.
Der Pfarrer denkt an sein fernes Kindheitsdörfgen
und an das Leben und Sehnen der Menschen,
und wird still und voll genug. Da greift die
frische Morgen-Sonne wieder in die Welt. Man¬
cher, der sie mit der Abend-Sonne vermengen
will, thut die Augen wieder zu; aber die Lerchen
erklären alles, und wecken die Lauben.

ner Bruder heran traͤte, wie vom bluͤhenden Zau¬
ber-Himmel gefallen.

Der Pfarrer laͤſſet aber ſeine Reiſegeſellſchaft
nicht fort, er haͤlt ſie im Pfarrgarten feſt, wo
jeder, wer will, ſagt' er, in ſchoͤnen Lauben die
kurze laue Stunde bis zu Sonnen-Aufgang ver¬
ſchlummern kann.

Es wird allgemein angenommen, und der
Garten beſezt; manches ſchoͤne Paar thut viel¬
leicht nur als ſchlaf' es, haͤlt ſich aber wirklich
an der Hand. Der gluͤkliche Pfarrer geht ein¬
ſam in den Beeten auf und ab. Kuͤhle und we¬
nige Sterne kommen. Seine Nachtviolen und
Levkoien thun ſich auf und duften ſtark, ſo
hell es auch iſt. In Norden raucht vom ewigen
Morgen des Pols eine goldhelle Daͤmmerung auf.
Der Pfarrer denkt an ſein fernes Kindheitsdoͤrfgen
und an das Leben und Sehnen der Menſchen,
und wird ſtill und voll genug. Da greift die
friſche Morgen-Sonne wieder in die Welt. Man¬
cher, der ſie mit der Abend-Sonne vermengen
will, thut die Augen wieder zu; aber die Lerchen
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[40/0050] ner Bruder heran traͤte, wie vom bluͤhenden Zau¬ ber-Himmel gefallen. Der Pfarrer laͤſſet aber ſeine Reiſegeſellſchaft nicht fort, er haͤlt ſie im Pfarrgarten feſt, wo jeder, wer will, ſagt' er, in ſchoͤnen Lauben die kurze laue Stunde bis zu Sonnen-Aufgang ver¬ ſchlummern kann. Es wird allgemein angenommen, und der Garten beſezt; manches ſchoͤne Paar thut viel¬ leicht nur als ſchlaf' es, haͤlt ſich aber wirklich an der Hand. Der gluͤkliche Pfarrer geht ein¬ ſam in den Beeten auf und ab. Kuͤhle und we¬ nige Sterne kommen. Seine Nachtviolen und Levkoien thun ſich auf und duften ſtark, ſo hell es auch iſt. In Norden raucht vom ewigen Morgen des Pols eine goldhelle Daͤmmerung auf. Der Pfarrer denkt an ſein fernes Kindheitsdoͤrfgen und an das Leben und Sehnen der Menſchen, und wird ſtill und voll genug. Da greift die friſche Morgen-Sonne wieder in die Welt. Man¬ cher, der ſie mit der Abend-Sonne vermengen will, thut die Augen wieder zu; aber die Lerchen erklaͤren alles, und wecken die Lauben.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/50>, abgerufen am 22.11.2024.