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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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Wachskerzen, die auf Silber gebrannt hatten,
für Geld zu haben wären.

Aber nun nach Verlaufe eines halben Jahres
klopft auf einmal etwas schöners als Italien,
wo die Sonne viel früher als in Haslau untergeht,
nämlich der herrlich beladne längste Tag an seine
Brust an, und hält die Morgenröthe voll Ler¬
chengesang schon um 1 Uhr Nachts in der Hand.
Ein wenig vor 2 Uhr, oder Sonnenaufgang trift
die oben gedachte niedliche, bunte Reihe im Pfarr¬
hause ein, weil sie mit dem Pfarrer eine kleine Lust¬
reise vor hat. Sie ziehen nach 2 Uhr, wenn alle
Blumen blizen und die Wälder schimmern. Die
warme Sonne droht kein Gewitter und keinen Plaz¬
regen, weil beide selten sind in Schweden. Der
Pfarrer geht so gut in schwedischer Tracht einher
wie jeder -- er trägt sein kurzes Wamms mit
breiter Schärpe, sein kurzes Mäntelgen darüber,
seinen Rundhut mit wehenden Federn und Schuhe
mit hellen Bändern; -- natürlich sieht er, wie
die andern auch, wie ein spanischer Ritter, wie
ein Provenzale oder sonst ein südlicher Mensch
aus, zumal da er und die muntere Gesellschaft

Wachskerzen, die auf Silber gebrannt hatten,
fuͤr Geld zu haben waͤren.

Aber nun nach Verlaufe eines halben Jahres
klopft auf einmal etwas ſchoͤners als Italien,
wo die Sonne viel fruͤher als in Haslau untergeht,
naͤmlich der herrlich beladne laͤngſte Tag an ſeine
Bruſt an, und haͤlt die Morgenroͤthe voll Ler¬
chengeſang ſchon um 1 Uhr Nachts in der Hand.
Ein wenig vor 2 Uhr, oder Sonnenaufgang trift
die oben gedachte niedliche, bunte Reihe im Pfarr¬
hauſe ein, weil ſie mit dem Pfarrer eine kleine Luſt¬
reiſe vor hat. Sie ziehen nach 2 Uhr, wenn alle
Blumen blizen und die Waͤlder ſchimmern. Die
warme Sonne droht kein Gewitter und keinen Plaz¬
regen, weil beide ſelten ſind in Schweden. Der
Pfarrer geht ſo gut in ſchwediſcher Tracht einher
wie jeder — er traͤgt ſein kurzes Wamms mit
breiter Schaͤrpe, ſein kurzes Maͤntelgen daruͤber,
ſeinen Rundhut mit wehenden Federn und Schuhe
mit hellen Baͤndern; — natuͤrlich ſieht er, wie
die andern auch, wie ein ſpaniſcher Ritter, wie
ein Provenzale oder ſonſt ein ſuͤdlicher Menſch
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[38/0048] Wachskerzen, die auf Silber gebrannt hatten, fuͤr Geld zu haben waͤren. Aber nun nach Verlaufe eines halben Jahres klopft auf einmal etwas ſchoͤners als Italien, wo die Sonne viel fruͤher als in Haslau untergeht, naͤmlich der herrlich beladne laͤngſte Tag an ſeine Bruſt an, und haͤlt die Morgenroͤthe voll Ler¬ chengeſang ſchon um 1 Uhr Nachts in der Hand. Ein wenig vor 2 Uhr, oder Sonnenaufgang trift die oben gedachte niedliche, bunte Reihe im Pfarr¬ hauſe ein, weil ſie mit dem Pfarrer eine kleine Luſt¬ reiſe vor hat. Sie ziehen nach 2 Uhr, wenn alle Blumen blizen und die Waͤlder ſchimmern. Die warme Sonne droht kein Gewitter und keinen Plaz¬ regen, weil beide ſelten ſind in Schweden. Der Pfarrer geht ſo gut in ſchwediſcher Tracht einher wie jeder — er traͤgt ſein kurzes Wamms mit breiter Schaͤrpe, ſein kurzes Maͤntelgen daruͤber, ſeinen Rundhut mit wehenden Federn und Schuhe mit hellen Baͤndern; — natuͤrlich ſieht er, wie die andern auch, wie ein ſpaniſcher Ritter, wie ein Provenzale oder ſonſt ein ſuͤdlicher Menſch aus, zumal da er und die muntere Geſellſchaft

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/48>, abgerufen am 22.11.2024.