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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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auf halbem Weg leer umwenden. Glaub' es mir,
guter Bruder, ob ichs gleich sage. So oft ich
auch nachher gieng und flötete, das Geld gieng
auch flöten."

"Immer das Geld -- sagte Walt -- die
Eltern geht nur ihr Kind, nicht dessen Gaben
an; könntest du so scheiden und zumal die lie¬
be Mutter, in der langen nagenden Sorge las¬
sen, woraus du mich erlöset?" -- Gut? sagt'
er. So mög' ihnen denn durch irgend einen
glaubwürdigen Mann aus Amsterdam oder Haag,
etwan durch einen H. von der Harnisch geschrie¬
ben werden, ihr schäzbarer Sohn, den er per¬
sönlich kenne und schäze, emergiere mehr, habe
jezt Mittel und vor tausenden das Prä und lange
künftig an, so wie jezt aus. Ach was! Ich
könnte selber nach Elterlein hinaus reiten, Vults
Geschichte erzählen und beschwören und falsche
Briefe von ihm an mich vorzeigen -- die noch
dazu wahre wären -- nämlich dem Vater; die
Mutter, glaub' ich, erriethe mich oder sie bewegte
mich, denn ich liebe sie wohl kindlich! -- Schei¬
den, sagtest du? Ich bleibe ja bei dir, Bruder!"

auf halbem Weg leer umwenden. Glaub' es mir,
guter Bruder, ob ichs gleich ſage. So oft ich
auch nachher gieng und floͤtete, das Geld gieng
auch floͤten.“

„Immer das Geld — ſagte Walt — die
Eltern geht nur ihr Kind, nicht deſſen Gaben
an; koͤnnteſt du ſo ſcheiden und zumal die lie¬
be Mutter, in der langen nagenden Sorge laſ¬
ſen, woraus du mich erloͤſet?“ — Gut? ſagt'
er. So moͤg' ihnen denn durch irgend einen
glaubwuͤrdigen Mann aus Amſterdam oder Haag,
etwan durch einen H. von der Harniſch geſchrie¬
ben werden, ihr ſchaͤzbarer Sohn, den er per¬
ſoͤnlich kenne und ſchaͤze, emergiere mehr, habe
jezt Mittel und vor tauſenden das Praͤ und lange
kuͤnftig an, ſo wie jezt aus. Ach was! Ich
koͤnnte ſelber nach Elterlein hinaus reiten, Vults
Geſchichte erzaͤhlen und beſchwoͤren und falſche
Briefe von ihm an mich vorzeigen — die noch
dazu wahre waͤren — naͤmlich dem Vater; die
Mutter, glaub' ich, erriethe mich oder ſie bewegte
mich, denn ich liebe ſie wohl kindlich! — Schei¬
den, ſagteſt du? Ich bleibe ja bei dir, Bruder!“

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[162/0172] auf halbem Weg leer umwenden. Glaub' es mir, guter Bruder, ob ichs gleich ſage. So oft ich auch nachher gieng und floͤtete, das Geld gieng auch floͤten.“ „Immer das Geld — ſagte Walt — die Eltern geht nur ihr Kind, nicht deſſen Gaben an; koͤnnteſt du ſo ſcheiden und zumal die lie¬ be Mutter, in der langen nagenden Sorge laſ¬ ſen, woraus du mich erloͤſet?“ — Gut? ſagt' er. So moͤg' ihnen denn durch irgend einen glaubwuͤrdigen Mann aus Amſterdam oder Haag, etwan durch einen H. von der Harniſch geſchrie¬ ben werden, ihr ſchaͤzbarer Sohn, den er per¬ ſoͤnlich kenne und ſchaͤze, emergiere mehr, habe jezt Mittel und vor tauſenden das Praͤ und lange kuͤnftig an, ſo wie jezt aus. Ach was! Ich koͤnnte ſelber nach Elterlein hinaus reiten, Vults Geſchichte erzaͤhlen und beſchwoͤren und falſche Briefe von ihm an mich vorzeigen — die noch dazu wahre waͤren — naͤmlich dem Vater; die Mutter, glaub' ich, erriethe mich oder ſie bewegte mich, denn ich liebe ſie wohl kindlich! — Schei¬ den, ſagteſt du? Ich bleibe ja bei dir, Bruder!“

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/172>, abgerufen am 30.04.2024.