rath Glanz, dem Hrn. Hoffiskal Knol, dem Hrn. Hofagent Peter Neupeter, dem Hrn. Poli¬ zei- Direktor Harprecht, dem Hrn. Frühpredi¬ ger Flachs und dem Hrn. Hofbuchhändler Pas¬ vogel und Hrn. Flitten vor der Hand nichts, weniger weil ihnen als den weitläuftigsten An¬ verwandten keine Trebellianica gebührt, oder weil die meisten selber genug zu vererben haben, als weil ich aus ihrem eigenen Munde weis, daß sie meine geringe Person lieber haben als mein großes Vermögen, bei welcher ich sie denn lasse, so wenig auch an ihr zu holen ist. -- --
Sieben lange Gesichtslängen fuhren hier wie Siebenschläfer auf. Am meisten fand sich der Kirchenrath, ein noch junger, aber durch gespro¬ chene und gedrukte Kanzelreden in ganz Deutsch¬ land berühmter Mann, durch solche Stiche be¬ leidigt -- dem Elsaßer Flitte entgieng im Sessions¬ zimmer ein leicht geschnalzter Fluch -- Flachsen, dem Frühprediger, wuchs das Kinn zu einem Bart abwärts -- mehrere leise Stos-Nachrufe an den seeligen Kabel, mit Namen Schubjak, Narr, Un¬ christ u. s. w. konnte der Stadtrath hören. Aber
rath Glanz, dem Hrn. Hoffiskal Knol, dem Hrn. Hofagent Peter Neupeter, dem Hrn. Poli¬ zei- Direktor Harprecht, dem Hrn. Fruͤhpredi¬ ger Flachs und dem Hrn. Hofbuchhaͤndler Pas¬ vogel und Hrn. Flitten vor der Hand nichts, weniger weil ihnen als den weitlaͤuftigſten An¬ verwandten keine Trebellianica gebuͤhrt, oder weil die meiſten ſelber genug zu vererben haben, als weil ich aus ihrem eigenen Munde weis, daß ſie meine geringe Perſon lieber haben als mein großes Vermoͤgen, bei welcher ich ſie denn laſſe, ſo wenig auch an ihr zu holen iſt. — —
Sieben lange Geſichtslaͤngen fuhren hier wie Siebenſchlaͤfer auf. Am meiſten fand ſich der Kirchenrath, ein noch junger, aber durch geſpro¬ chene und gedrukte Kanzelreden in ganz Deutſch¬ land beruͤhmter Mann, durch ſolche Stiche be¬ leidigt — dem Elſaßer Flitte entgieng im Seſſions¬ zimmer ein leicht geſchnalzter Fluch — Flachſen, dem Fruͤhprediger, wuchs das Kinn zu einem Bart abwaͤrts — mehrere leiſe Stos-Nachrufe an den ſeeligen Kabel, mit Namen Schubjak, Narr, Un¬ chriſt u. ſ. w. konnte der Stadtrath hoͤren. Aber
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0016"n="6"/>
rath <hirendition="#g">Glanz</hi>, dem Hrn. Hoffiskal <hirendition="#g">Knol</hi>, dem<lb/>
Hrn. Hofagent Peter <hirendition="#g">Neupeter</hi>, dem Hrn. Poli¬<lb/>
zei- Direktor <hirendition="#g">Harprecht</hi>, dem Hrn. Fruͤhpredi¬<lb/>
ger <hirendition="#g">Flachs</hi> und dem Hrn. Hofbuchhaͤndler <hirendition="#g">Pas¬<lb/>
vogel</hi> und Hrn. <hirendition="#g">Flitten</hi> vor der Hand nichts,<lb/>
weniger weil ihnen als den weitlaͤuftigſten An¬<lb/>
verwandten keine <hirendition="#aq">Trebellianica</hi> gebuͤhrt, oder<lb/>
weil die meiſten ſelber genug zu vererben haben,<lb/>
als weil ich aus ihrem eigenen Munde weis,<lb/>
daß ſie meine geringe Perſon lieber haben als mein<lb/>
großes Vermoͤgen, bei welcher ich ſie denn laſſe,<lb/>ſo wenig auch an ihr zu holen iſt. ——</p><lb/><p>Sieben lange Geſichtslaͤngen fuhren hier wie<lb/>
Siebenſchlaͤfer auf. Am meiſten fand ſich der<lb/>
Kirchenrath, ein noch junger, aber durch geſpro¬<lb/>
chene und gedrukte Kanzelreden in ganz Deutſch¬<lb/>
land beruͤhmter Mann, durch ſolche Stiche be¬<lb/>
leidigt — dem Elſaßer Flitte entgieng im Seſſions¬<lb/>
zimmer ein leicht geſchnalzter Fluch — Flachſen,<lb/>
dem Fruͤhprediger, wuchs das Kinn zu einem Bart<lb/>
abwaͤrts — mehrere leiſe Stos-Nachrufe an den<lb/>ſeeligen Kabel, mit Namen Schubjak, Narr, Un¬<lb/>
chriſt u. ſ. w. konnte der Stadtrath hoͤren. Aber<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[6/0016]
rath Glanz, dem Hrn. Hoffiskal Knol, dem
Hrn. Hofagent Peter Neupeter, dem Hrn. Poli¬
zei- Direktor Harprecht, dem Hrn. Fruͤhpredi¬
ger Flachs und dem Hrn. Hofbuchhaͤndler Pas¬
vogel und Hrn. Flitten vor der Hand nichts,
weniger weil ihnen als den weitlaͤuftigſten An¬
verwandten keine Trebellianica gebuͤhrt, oder
weil die meiſten ſelber genug zu vererben haben,
als weil ich aus ihrem eigenen Munde weis,
daß ſie meine geringe Perſon lieber haben als mein
großes Vermoͤgen, bei welcher ich ſie denn laſſe,
ſo wenig auch an ihr zu holen iſt. — —
Sieben lange Geſichtslaͤngen fuhren hier wie
Siebenſchlaͤfer auf. Am meiſten fand ſich der
Kirchenrath, ein noch junger, aber durch geſpro¬
chene und gedrukte Kanzelreden in ganz Deutſch¬
land beruͤhmter Mann, durch ſolche Stiche be¬
leidigt — dem Elſaßer Flitte entgieng im Seſſions¬
zimmer ein leicht geſchnalzter Fluch — Flachſen,
dem Fruͤhprediger, wuchs das Kinn zu einem Bart
abwaͤrts — mehrere leiſe Stos-Nachrufe an den
ſeeligen Kabel, mit Namen Schubjak, Narr, Un¬
chriſt u. ſ. w. konnte der Stadtrath hoͤren. Aber
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/16>, abgerufen am 07.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.