Berge gerathen leben hier 100te von Jahren[.] Noch neulich erhielt ich aus 1000 Fuß tiefen Gruben Freibergs lebende Pitzker, u. die Vulkane schleudern häufig todte Fische herau[s.] Jn großer Tiefe des Meeres ohne Lichtstrahl leben Fische, mit großen Augen versehen u. man kann es nicht erklären, wozu sie ihnen nutzen, obgleich nur wenige hier anz[u-] treffen. HerrBiot hat versucht im Mittel[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] Meer in einen Tiefe von 5000 Fuß zu Fischen u. er fand einige Arten, deren Schwimmblas[e] merkwürdig genug mit reinem Sauerstoff beinahe 0,85 angefüllt war, anstatt daß Fische höherer Wasserschichten fast nur Stickstof[f] in ihrer Blase haben. Auf Bergen steigt das animalische nicht so hoch wie das vege- tabilische. Bei 10000 Fuß Höhe ist in den Anden u. 2000 Fuß unter der Schneegrenze der Pyrenäen schwer etwas Lebendiges mehr zu finden, ausgenommen geflügelte Jnsecten die auch die aufsteigenden Luftströme erheben können Die Vögel erheben sich allerdings, wie Zb. de[r] Condor bis zu 82000 Fuß Höhe, aber immer n[ur] da wo Untiefendes Luftozeans unter ihne[n] sind u. Jai Lussac fand in einer Höhe von 2000 fuß über der Ebene Alles schon thie[r-] leer.
2. Zahlenverhältniß nach Arten Wir werfen jetzt einen Blick auf die Quantität der Species, welche in der Masse des thierischen Lebens erkannt werden kann Wie zu Linnees Zeiten kaum 2000 Pfl. gekannt wurden u. jetzt schon 60000 Pflanzspecies ge- zählt werden: so ist es auch mit den Thieren gegangen. Fabricius kannte nur 11000 Jnsec- ten u. gegenwärtig sind bereits über 4400 beschrieben; das königl. Museum hat allein 30000 Species. von Säugethieren ware[n] vor 50 Jahren 420 Species bekannt, jetzt 900. Wollte man ein Jnventarium der Thierwelt aufstellen; so könnte man mit
Sicherheit
Berge gerathen leben hier 100te von Jahren[.] Noch neulich erhielt ich aus 1000 Fuß tiefen Gruben Freibergs lebende Pitzker, u. die Vulkane ſchleudern häufig todte Fiſche herau[s.] Jn großer Tiefe des Meeres ohne Lichtſtrahl leben Fiſche, mit großen Augen verſehen u. man kañ es nicht erklären, wozu ſie ihnen nutzen, obgleich nur wenige hier anz[u-] treffen. HerrBiot hat verſucht im Mittel[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] Meer in einen Tiefe von 5000 Fuß zu Fiſchen u. er fand einige Arten, deren Schwim̃blaſ[e] merkwürdig genug mit reinem Sauerſtoff beinahe 0,85 angefüllt war, anſtatt daß Fiſche höherer Waſſerſchichten faſt nur Stickſtof[f] in ihrer Blaſe haben. Auf Bergen ſteigt das animaliſche nicht ſo hoch wie das vege- tabiliſche. Bei 10000 Fuß Höhe iſt in den Anden u. 2000 Fuß unter der Schneegrenze der Pyrenäen ſchwer etwas Lebendiges mehr zu finden, ausgenom̃en geflügelte Jnſecten die auch die aufſteigenden Luftſtröme erheben köñen Die Vögel erheben ſich allerdings, wie Zb. de[r] Condor bis zu 82000 Fuß Höhe, aber im̃er n[ur] da wo Untiefendes Luftozeans unter ihne[n] ſind u. Jai Lussac fand in einer Höhe von 2000 fuß über der Ebene Alles ſchon thie[r-] leer.
2. Zahlenverhältniß nach Arten Wir werfen jetzt einen Blick auf die Quantität der Species, welche in der Maſſe des thieriſchen Lebens erkañt werden kañ Wie zu Liñees Zeiten kaum 2000 Pfl. gekañt wurden u. jetzt ſchon 60000 Pflanzſpecies ge- zählt werden: ſo iſt es auch mit den Thieren gegangen. Fabricius kañte nur 11000 Jnſec- ten u. gegenwärtig ſind bereits über 4400 beſchrieben; das königl. Muſeum hat allein 30000 Species. von Säugethieren ware[n] vor 50 Jahren 420 Species bekañt, jetzt 900. Wollte man ein Jnventarium der Thierwelt aufſtellen; ſo köñte man mit
Sicherheit
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Berge gerathen leben hier 100te von Jahren.
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u. man kañ es nicht erklären, wozu ſie
ihnen nutzen, obgleich nur wenige hier anzu-
treffen. H. Biot hat verſucht im Mittel_
Meer in einen Tiefe von 5000 Fuß zu Fiſchen
u. er fand einige Arten, deren Schwim̃blaſe
merkwürdig genug mit reinem Sauerſtoff
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Anden u. 2000 Fuß unter der Schneegrenze
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Die Vögel erheben ſich allerdings, wie Zb. der
Condor bis zu 82000 Fuß Höhe, aber im̃er nur
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ſind u. Jai Lussac fand in einer Höhe von
2000 fuß über der Ebene Alles ſchon thier-
leer.
Wir werfen jetzt einen Blick auf die
Quantität der Species, welche in der Maſſe
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Wie zu Liñees Zeiten kaum 2000 Pfl. gekañt
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zählt werden: ſo iſt es auch mit den Thieren
gegangen. Fabricius kañte nur 11000 Jnſec-
ten u. gegenwärtig ſind bereits über 4400
beſchrieben; das königl. Muſeum hat allein
30000 Species. von Säugethieren waren
vor 50 Jahren 420 Species bekañt, jetzt
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2. Zahlenverhältniß nach Arten
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 366.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/383>, abgerufen am 19.07.2024.
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