Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662.FORTIFICATION 139. Wer im Krieg seine sachen mit gutem Rath und Bedacht anfänget/ der gehet sicherer/ als der es auffs Glück waget. 140. Wenn man den nothleidenden Theil im Streit nicht geschwind zu Hülffe kommet/ ist es offt mit der spaten Hülffe gantz vergeblich/ und geschicht desto größerer Schade. 141. Jn einer Bataille sol man seine gröste Stärcke des Feindes gröster Macht entgegen stellen/ und sonderlich von solchem Volck/ so mit demselben zu streiten allbereit gewohnet ist. 142. Wenn man der Vneinigkeit unter der Armee nicht bey zeiten vorkomt/ und dieselbe dämpfet ehe sie überhand nimbt/ so geschichts hernacher mit desto größerer Mühe und Vngelegenheit. 143. Wenn unter der Armee eine Furcht einreißet/ sol man den Soldaten also- balden ehe sie der Furcht wieder benommen werden/ das auslauffen verbieten/ und ihnen alle Gelegenheit zum Außreissen und Vberlauffen abschneiden. 144. Wenn man nach beschehener Niederlage fliehen muß/ sol solches auffs ge- schwindeste als es müglich/ geschehen/ und dem jenigen/ durch dessen Land man die Flucht nimbt/ nichts von der Niederlage entdecket werden. 145. Die hohen Officirer, so man wegen einer Conspiration verdächtig hält sol man vor angehender Schlacht entweder gantz abschaffen/ oder doch Gelegen- heit suchen/ daß sie nicht beym Treffen seyn mögen. 146. Die Völcker/ so des Krieges gewohnet und streitbar seyn/ thun besser/ wenn sie immer fort kriegen/ als daß sie still sitzen/ und des Krieges wieder ent- woh-
FORTIFICATION 139. Wer im Krieg ſeine ſachen mit gutem Rath und Bedacht anfaͤnget/ der gehet ſicherer/ als der es auffs Gluͤck waget. 140. Weñ man den nothleidenden Theil im Streit nicht geſchwind zu Huͤlffe kommet/ iſt es offt mit der ſpaten Huͤlffe gantz vergeblich/ und geſchicht deſto groͤßerer Schade. 141. Jn einer Bataille ſol man ſeine groͤſte Staͤrcke des Feindes groͤſter Macht entgegen ſtellen/ und ſonderlich von ſolchem Volck/ ſo mit demſelben zu ſtreiten allbereit gewohnet iſt. 142. Weñ man der Vneinigkeit unter der Armee nicht bey zeiten vorkomt/ und dieſelbe daͤmpfet ehe ſie uͤberhand nimbt/ ſo geſchichts hernacher mit deſto groͤßerer Muͤhe und Vngelegenheit. 143. Weñ unter der Armee eine Furcht einreißet/ ſol man den Soldaten alſo- balden ehe ſie der Furcht wieder benommen werden/ das auslauffen verbieten/ und ihnen alle Gelegenheit zum Außreiſſen und Vberlauffen abſchneiden. 144. Weñ man nach beſchehener Niederlage fliehen muß/ ſol ſolches auffs ge- ſchwindeſte als es muͤglich/ geſchehen/ und dem jenigen/ durch deſſen Land man die Flucht nimbt/ nichts von der Niederlage entdecket werden. 145. Die hohen Officirer, ſo man wegen einer Conſpiration verdaͤchtig haͤlt ſol man vor angehender Schlacht entweder gantz abſchaffen/ oder doch Gelegen- heit ſuchen/ daß ſie nicht beym Treffen ſeyn moͤgen. 146. Die Voͤlcker/ ſo des Krieges gewohnet und ſtreitbar ſeyn/ thun beſſer/ wenn ſie immer fort kriegen/ als daß ſie ſtill ſitzen/ und des Krieges wieder ent- woh-
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FORTIFICATION
139. Wer im Krieg ſeine ſachen mit gutem Rath und Bedacht anfaͤnget/ der
gehet ſicherer/ als der es auffs Gluͤck waget.
140. Weñ man den nothleidenden Theil im Streit nicht geſchwind zu Huͤlffe
kommet/ iſt es offt mit der ſpaten Huͤlffe gantz vergeblich/ und geſchicht deſto
groͤßerer Schade.
141. Jn einer Bataille ſol man ſeine groͤſte Staͤrcke des Feindes groͤſter Macht
entgegen ſtellen/ und ſonderlich von ſolchem Volck/ ſo mit demſelben zu ſtreiten
allbereit gewohnet iſt.
142. Weñ man der Vneinigkeit unter der Armee nicht bey zeiten vorkomt/ und
dieſelbe daͤmpfet ehe ſie uͤberhand nimbt/ ſo geſchichts hernacher mit deſto
groͤßerer Muͤhe und Vngelegenheit.
143. Weñ unter der Armee eine Furcht einreißet/ ſol man den Soldaten alſo-
balden ehe ſie der Furcht wieder benommen werden/ das auslauffen verbieten/
und ihnen alle Gelegenheit zum Außreiſſen und Vberlauffen abſchneiden.
144. Weñ man nach beſchehener Niederlage fliehen muß/ ſol ſolches auffs ge-
ſchwindeſte als es muͤglich/ geſchehen/ und dem jenigen/ durch deſſen Land man
die Flucht nimbt/ nichts von der Niederlage entdecket werden.
145. Die hohen Officirer, ſo man wegen einer Conſpiration verdaͤchtig haͤlt
ſol man vor angehender Schlacht entweder gantz abſchaffen/ oder doch Gelegen-
heit ſuchen/ daß ſie nicht beym Treffen ſeyn moͤgen.
146. Die Voͤlcker/ ſo des Krieges gewohnet und ſtreitbar ſeyn/ thun beſſer/
wenn ſie immer fort kriegen/ als daß ſie ſtill ſitzen/ und des Krieges wieder ent-
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