Berlin auf 2 bis 3 Spezies 1 Genus, und dieser Hinsicht kann man die Flora von Berlin reich nennen. Wir haben nach Herrnv. Schlechtendahl 420 Genera auf 1000 Spezies Phanerogamen: Frankreich 683 Genera auf 3600 Spezies.
Die ersezenden Formen in den verschiedenen Klimaten haben oft eine solche Ähnlichkeit, dass früher die Botaniker davon irre gemacht wurden. Daher glaubte man, dass Nordamerika viele eu- ropäische Pflanzen habe, obgleich man mit demselben Rechte grade das umgekehrte sagen könte. So glaubte La Condamine in der Andes- kette europäische Pflanzen zu finden. Die Erdbeere der Anden und die von Pensylvanien istsind so gleichaussehend, dass man sie nur nach genauer Untersuchung von einander absondern kann. Besonders auffallend sind manche genera, die nur 2 Spezies haben, welche oft 1000 Meilen von einander entfernt vorkommen: so der Platanus orientalis und occidentalis: so 2 Spezies von Valisnerien; so der CyChirocarpus, von dem früher 1 Spezies in Ostindien vorkam, die andre fand ich mit HerrnBonpland auf der Andeskette, beide sind sich sehr ähnlich; so die Swenodea? wovon eine Spezies in Malabar, Sphenoclea die andre in Mexiko vorkömt. Link führt in seiner Flora porto-
Berlin auf 2 bis 3 Spezies 1 Genus, und dieser Hinsicht kann man die Flora von Berlin reich nennen. Wir haben nach Herrnv. Schlechtendahl 420 Genera auf 1000 Spezies Phanerogamen: Frankreich 683 Genera auf 3600 Spezies.
Die ersezenden Formen in den verschiedenen Klimaten haben oft eine solche Ähnlichkeit, dass früher die Botaniker davon irre gemacht wurden. Daher glaubte man, dass Nordamerika viele eu- ropäische Pflanzen habe, obgleich man mit demselben Rechte grade das umgekehrte sagen könte. So glaubte La Condamine in der Andes- kette europäische Pflanzen zu finden. Die Erdbeere der Anden und die von Pensylvanien istsind so gleichaussehend, dass man sie nur nach genauer Untersuchung von einander absondern kann. Besonders auffallend sind manche genera, die nur 2 Spezies haben, welche oft 1000 Meilen von einander entfernt vorkommen: so der Platanus orientalis und occidentalis: so 2 Spezies von Valisnerien; so der CyChirocarpus, von dem früher 1 Spezies in Ostindien vorkam, die andre fand ich mit HerrnBonpland auf der Andeskette, beide sind sich sehr ähnlich; so die Swenodea? wovon eine Spezies in Malabar, Sphenoclea die andre in Mexiko vorkömt. Link führt in seiner Flora porto-
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="57"><p><pbfacs="#f0719"n="358r"/>
Berlin auf 2 bis 3 Spezies 1 Genus, und dieser Hinsicht kann man die<lb/>
Flora von Berlin reich nennen. Wir haben nach <choice><abbr>H.</abbr><expanresp="#CT">Herrn</expan></choice><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117282995 http://d-nb.info/gnd/117282995">v. Schlechtendahl</persName><lb/>
420 Genera auf 1000 Spezies Phanerogamen: Frankreich 683 Genera<lb/>
auf 3600 Spezies.</p><lb/><p>Die ersezenden Formen in den verschiedenen Klimaten haben oft<lb/>
eine solche Ähnlichkeit, dass früher die Botaniker davon irre<lb/>
gemacht wurden. Daher glaubte man, dass Nordamerika viele eu-<lb/>
ropäische Pflanzen habe, obgleich man mit demselben Rechte grade<lb/>
das umgekehrte sagen könte. So glaubte <persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118778390 http://d-nb.info/gnd/118778390">La Condamine</persName> in der Andes-<lb/>
kette europäische Pflanzen zu finden. Die Erdbeere der Anden und die<lb/>
von Pensylvanien <subst><delrendition="#s">ist</del><addplace="superlinear">sind</add></subst> so gleichaussehend, dass man sie nur nach<lb/>
genauer Untersuchung von einander absondern kann. Besonders<lb/>
auffallend sind manche genera, die nur 2 Spezies haben, welche oft<lb/>
1000 Meilen von einander entfernt vorkommen: so der Platanus<lb/>
orientalis und occidentalis: so 2 Spezies von Valisnerien; so der<lb/><subst><delrendition="#s"hand="#GP_pencil">Cy</del><addplace="superlinear"hand="#GP_pencil">Chi</add></subst>rocarpus, von dem früher 1 Spezies in Ostindien vorkam, die andre<lb/>
fand ich mit <choice><abbr>H.</abbr><expanresp="#CT">Herrn</expan></choice><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118661604 http://d-nb.info/gnd/118661604">Bonpland</persName> auf der Andeskette, beide sind sich sehr<lb/>
ähnlich; so die <hirendition="#u"hand="#GP_pencil">Swenodea</hi><metamark>?</metamark> wovon eine Spezies in Malabar,<lb/><noteplace="right">Sphenoclea<lb/></note> die andre in Mexiko vorkömt. <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-104268190 http://d-nb.info/gnd/104268190">Link</persName> führt in seiner Flora porto-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[358r/0719]
Berlin auf 2 bis 3 Spezies 1 Genus, und dieser Hinsicht kann man die
Flora von Berlin reich nennen. Wir haben nach H. v. Schlechtendahl
420 Genera auf 1000 Spezies Phanerogamen: Frankreich 683 Genera
auf 3600 Spezies.
Die ersezenden Formen in den verschiedenen Klimaten haben oft
eine solche Ähnlichkeit, dass früher die Botaniker davon irre
gemacht wurden. Daher glaubte man, dass Nordamerika viele eu-
ropäische Pflanzen habe, obgleich man mit demselben Rechte grade
das umgekehrte sagen könte. So glaubte La Condamine in der Andes-
kette europäische Pflanzen zu finden. Die Erdbeere der Anden und die
von Pensylvanien sind so gleichaussehend, dass man sie nur nach
genauer Untersuchung von einander absondern kann. Besonders
auffallend sind manche genera, die nur 2 Spezies haben, welche oft
1000 Meilen von einander entfernt vorkommen: so der Platanus
orientalis und occidentalis: so 2 Spezies von Valisnerien; so der
Chirocarpus, von dem früher 1 Spezies in Ostindien vorkam, die andre
fand ich mit H. Bonpland auf der Andeskette, beide sind sich sehr
ähnlich; so die Swenodea ? wovon eine Spezies in Malabar,
die andre in Mexiko vorkömt. Link führt in seiner Flora porto-
Sphenoclea
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 358r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/719>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.