Man war einige Zeit der Meinung, dass der Durchmesser der Sonne durch das fortwährende Ausströmen von Licht kleiner werden, und die Scheibe überhaupt an Helle verlieren müsse: ein sehr schäzbarer Astronom, Herr von Lindenau, glaubte dies gefunden zu haben: allein es ist kein Zweifel dass die A nicht die Sonne, sondern die Augen des englischen Astronomen Nestley(?) nach dessen Beobachtungen Lindenau seine Berechnungen anstelte, abgenommen hatten.
Nach Lambert und Bouguers Versuchen ist die Lichtstär- ke der Sonne 300,000 mal grösser als die des Vollmondes; wenn die Sonne unter 66° oder 19-20° Höhe steht: so verhalten sich die Quantitäten Licht, welche wir in beiden Fällen er- halten, wie 2:3. Daher ist unter den Tropen einer der ergreifendsten Eindrükke die ungemeine Lichtstärke, wel- che nach allen Seiten hin sich verbreitet.
Lange war die Frage unentschieden, ob die Sonne an den Rändern heller ist oder in der Mitte. Am Rande sind die Stralen enger, daher glaubte Bouguer lange, dass die Ränder wärmer wären: allein schon die Dikke der Sonnenath-
Man war einige Zeit der Meinung, dass der Durchmesser der Sonne durch das fortwährende Ausströmen von Licht kleiner werden, und die Scheibe überhaupt an Helle verlieren müsse: ein sehr schäzbarer Astronom, Herr von Lindenau, glaubte dies gefunden zu haben: allein es ist kein Zweifel dass die A nicht die Sonne, sondern die Augen des englischen Astronomen Nestley(?) nach dessen Beobachtungen Lindenau seine Berechnungen anstelte, abgenommen hatten.
Nach Lambert und Bouguers Versuchen ist die Lichtstär- ke der Sonne 300,000 mal grösser als die des Vollmondes; wenn die Sonne unter 66° oder 19–20° Höhe steht: so verha¨lten sich die Quantitäten Licht, welche wir in beiden Fällen er- halten, wie 2:3. Daher ist unter den Tropen einer der ergreifendsten Eindrükke die ungemeine Lichtstärke, wel- che nach allen Seiten hin sich verbreitet.
Lange war die Frage unentschieden, ob die Sonne an den Rändern heller ist oder in der Mitte. Am Rande sind die Stralen enger, daher glaubte Bouguer lange, dass die Ränder wärmer wären: allein schon die Dikke der Sonnenath-
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="session"n="20"><pbfacs="#f0210"n="103v"/><p>Man war einige Zeit der Meinung, dass der Durchmesser<lb/>
der Sonne durch das fortwährende Ausströmen von Licht<lb/>
kleiner werden, und die Scheibe überhaupt an Helle verlieren<lb/>
müsse: ein sehr schäzbarer Astronom, <choice><abbr>Hr.</abbr><expanresp="#CT">Herr</expan></choice> von <hirendition="#u"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118780042 http://d-nb.info/gnd/118780042">Lindenau</persName></hi>,<lb/>
glaubte dies gefunden zu haben: allein es ist kein Zweifel<lb/>
dass <delrendition="#s">die A</del> nicht die Sonne, sondern die Augen des englischen<lb/>
Astronomen <hirendition="#u"><persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117623687 http://d-nb.info/gnd/117623687">Nestley</persName></hi><metamark>(?)</metamark> nach dessen Beobachtungen <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118780042 http://d-nb.info/gnd/118780042">Lindenau</persName><lb/>
seine Berechnungen anstelte, abgenommen hatten.</p><lb/><p>Nach <hirendition="#u"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118568876 http://d-nb.info/gnd/118568876">Lambert</persName></hi> und <hirendition="#u"><persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117622974 http://d-nb.info/gnd/117622974">Bouguer</persName>s</hi> Versuchen ist die Lichtstär-<lb/>
ke der Sonne 300,000 mal grösser als die des Vollmondes;<lb/>
wenn die Sonne unter 66° oder 19–20° Höhe steht: so verha<delrendition="#s">¨</del>lten<lb/>
sich die Quantitäten Licht, welche wir in beiden Fällen er-<lb/>
halten, wie 2:3. Daher ist unter den Tropen einer der<lb/>
ergreifendsten Eindrükke die ungemeine Lichtstärke, wel-<lb/>
che nach allen Seiten hin sich verbreitet.</p><lb/><p>Lange war die Frage unentschieden, ob die Sonne an<lb/>
den Rändern heller ist oder in der Mitte. Am Rande<lb/>
sind die Stralen enger, daher glaubte <persNameresp="#CT"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117622974 http://d-nb.info/gnd/117622974"><hirendition="#u">Bouguer</hi></persName> lange, dass<lb/>
die Ränder wärmer wären: allein schon die Dikke der <choice><abbr>S.</abbr><expanresp="#CT">Sonnen</expan></choice>ath-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[103v/0210]
Man war einige Zeit der Meinung, dass der Durchmesser
der Sonne durch das fortwährende Ausströmen von Licht
kleiner werden, und die Scheibe überhaupt an Helle verlieren
müsse: ein sehr schäzbarer Astronom, Hr. von Lindenau,
glaubte dies gefunden zu haben: allein es ist kein Zweifel
dass nicht die Sonne, sondern die Augen des englischen
Astronomen Nestley (?) nach dessen Beobachtungen Lindenau
seine Berechnungen anstelte, abgenommen hatten.
Nach Lambert und Bouguers Versuchen ist die Lichtstär-
ke der Sonne 300,000 mal grösser als die des Vollmondes;
wenn die Sonne unter 66° oder 19–20° Höhe steht: so verhalten
sich die Quantitäten Licht, welche wir in beiden Fällen er-
halten, wie 2:3. Daher ist unter den Tropen einer der
ergreifendsten Eindrükke die ungemeine Lichtstärke, wel-
che nach allen Seiten hin sich verbreitet.
Lange war die Frage unentschieden, ob die Sonne an
den Rändern heller ist oder in der Mitte. Am Rande
sind die Stralen enger, daher glaubte Bouguer lange, dass
die Ränder wärmer wären: allein schon die Dikke der S.ath-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 103v. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/210>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.