darüber, und führt an, dass der Prior(?) dem Pater Scheiler gesagt habe, die Flekken wären nicht in der Sonne, sondern in seinem Auge.
Die Flekken sind durchgehends kohlschwarz, mit aschfarbenem scharfbegränztem Rande: wenn man die Sonnenscheibe einer Vergrös- serung von 300-400 mal unterwirft, so erscheint sie völlig wie gegittert: sie ist nämlich ganz mit hellen Adern durchzogen, zwischen denen viele dunkle Flekke stehn; die lezten bewegen sich, aber die Adern nicht. Die grösseren Flekken entfernen sich vom Sonnen-Aequator nur um 30°. Zuerst erscheint gewöhnlich eine Lichtfakkel, dann 2 Stunden darauf 1 schwarzer Flek mit einer Penumbra, welche volkommen scharf begränzt ist. Es ist eine Entdekkung von Watson(?) 1773, dass die Penumbra, wenn der Flek in der Mitte der Sonne steht, ringsum gleich gros ist, dass er aber, an der Seite, wo der Flek verschwindet, breiter wird; also grade umgekehrt, wie es sich nach perspektivischen Gesezen verhalten solte, wenn
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alles in einer Fläche läge.
Es ist die gewöhnliche Meinung, welche auch noch in Bode's sehr lehrreichen Schriften vorkömt, dass die Sonne selbst nicht leuchtend sei, sondern eine Photosphäre habe, in welcher durch eine Anhäufung des Lichtes die Fakkeln hervortreten: die
darüber, und führt an, dass der Prior(?) dem Pater Scheiler gesagt habe, die Flekken wären nicht in der Sonne, sondern in seinem Auge.
Die Flekken sind durchgehends kohlschwarz, mit aschfarbenem scharfbegränztem Rande: wenn man die Sonnenscheibe einer Vergrös- serung von 300–400 mal unterwirft, so erscheint sie völlig wie gegittert: sie ist nämlich ganz mit hellen Adern durchzogen, zwischen denen viele dunkle Flekke stehn; die lezten bewegen sich, aber die Adern nicht. Die grösseren Flekken entfernen sich vom Sonnen-Aequator nur um 30°. Zuerst erscheint gewöhnlich eine Lichtfakkel, dann 2 Stunden darauf 1 schwarzer Flek mit einer Penumbra, welche volkommen scharf begränzt ist. Es ist eine Entdekkung von Watson(?) 1773, dass die Penumbra, wenn der Flek in der Mitte der Sonne steht, ringsum gleich gros ist, dass er aber, an der Seite, wo der Flek verschwindet, breiter wird; also grade umgekehrt, wie es sich nach perspektivischen Gesezen verhalten solte, wenn
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alles in einer Fläche läge.
Es ist die gewöhnliche Meinung, welche auch noch in Bode’s sehr lehrreichen Schriften vorkömt, dass die Sonne selbst nicht leuchtend sei, sondern eine Photosphäre habe, in welcher durch eine Anhäufung des Lichtes die Fakkeln hervortreten: die
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[101r/0205]
darüber, und führt an, dass der Prior (?) dem Pater Scheiler gesagt
habe, die Flekken wären nicht in der Sonne, sondern in seinem Auge.
Die Flekken sind durchgehends kohlschwarz, mit aschfarbenem
scharfbegränztem Rande: wenn man die S.scheibe einer Vergrös-
serung von 300–400 mal unterwirft, so erscheint sie völlig wie
gegittert: sie ist nämlich ganz mit hellen Adern durchzogen, zwischen
denen viele dunkle Flekke stehn; die lezten bewegen sich, aber die Adern
nicht. Die grösseren Flekken entfernen sich vom S.Aequator
nur um 30°. Zuerst erscheint gewöhnlich eine Lichtfakkel, dann
2 Stunden darauf 1 schwarzer Flek mit einer Penumbra, welche
volkommen scharf begränzt ist. Es ist eine Entdekkung von
Watson (?) 1773, dass die Penumbra, wenn der Flek in der Mitte
der Sonne steht, ringsum gleich gros ist, dass er aber, an der
Seite, wo der Flek verschwindet, breiter wird; also grade umgekehrt,
wie es sich nach perspektivischen Gesezen verhalten solte, wenn
alles in einer Fläche läge.
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Es ist die gewöhnliche Meinung, welche auch noch in Bode’s
sehr lehrreichen Schriften vorkömt, dass die Sonne selbst nicht
leuchtend sei, sondern eine Photosphäre habe, in welcher durch
eine Anhäufung des Lichtes die Fakkeln hervortreten: die
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Parthey, Gustav: Alexander von Humboldt[:] Vorlesungen über physikalische Geographie. Novmbr. 1827 bis April,[!] 1828. Nachgeschrieben von G. Partheÿ. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 101r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_msgermqu1711_1828/205>, abgerufen am 22.11.2024.
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