Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].rand sprach im Sinne der Regierung und empfahl deren Vorlage. Wie jede französische Rede, so schloß auch diese mit einem Trumpfe oder einer Pointe. Der Fürst sagte zuletzt mit gehobner Stimme: notre tache peut-etre sera dure, mais je ne crains pas, que quelqu'un de nous recule devant le devoir! wobei ein schwaches Murmeln des Beifalls durch die Versamlung ging. Il parait, fügte Giamboni hinzu, que le Prince a l'intention, de rentrer au ministere, mais il ne reussira pas: il en a vu trop, on a peur de lui! Erst zehn Jahre später, unter dem zweideutigen Louis Philippe, der seine usurpirte Gewalt durch zweideutige Mittel zu stützen strebte, gelang es dem Fürsten Talleyrand als Botschafter in London noch einmal eine bedeutende politische Rolle zu spielen. Obgleich ich in Paris mich sehr wenig um politische Dinge bekümmerte, und namentlich den endlosen unfruchtbaren Kammerdebatten nur wenig Aufmerksamkeit schenkte, so las ich doch mit Eifer die vielen Memoiren aus der Zeit Napoleons I., die seitdem zu einer großen bändereichen Litteratur angewachsen sind. Daraus lernte ich auch die Thätigkeit und den Karakter Talleyrands genauer kennen. Es war mir eine eigenthümliche Empfindung, dem Manne gegenüber zu sitzen, der im Jahre 1790 als Bischof von Autun die große Messe auf dem Marsfelde celebrirte, durch welche die junge Revolution gleichsam eine religiöse Weihe erhalten sollte. Er hatte aber Anstandsgefühl genug, sein Bisthum niederzulegen, als Pius VI. ihn wegen seines revolutionären Treibens in den Bann that. In seiner Jugend war Talleyrand ein begeisterter Verehrer Voltaires; dies hinderte ihn aber nicht, sich im Jahre 1802 für das rand sprach im Sinne der Regierung und empfahl deren Vorlage. Wie jede französische Rede, so schloß auch diese mit einem Trumpfe oder einer Pointe. Der Fürst sagte zuletzt mit gehobner Stimme: notre tâche peut-être sera dure, mais je ne crains pas, que quelqu’un de nous recule devant le devoir! wobei ein schwaches Murmeln des Beifalls durch die Versamlung ging. Il parait, fügte Giamboni hinzu, que le Prince a l’intention, de rentrer au ministère, mais il ne réussira pas: il en a vu trop, on a peur de lui! Erst zehn Jahre später, unter dem zweideutigen Louis Philippe, der seine usurpirte Gewalt durch zweideutige Mittel zu stützen strebte, gelang es dem Fürsten Talleyrand als Botschafter in London noch einmal eine bedeutende politische Rolle zu spielen. Obgleich ich in Paris mich sehr wenig um politische Dinge bekümmerte, und namentlich den endlosen unfruchtbaren Kammerdebatten nur wenig Aufmerksamkeit schenkte, so las ich doch mit Eifer die vielen Mémoiren aus der Zeit Napoléons I., die seitdem zu einer großen bändereichen Litteratur angewachsen sind. Daraus lernte ich auch die Thätigkeit und den Karakter Talleyrands genauer kennen. Es war mir eine eigenthümliche Empfindung, dem Manne gegenüber zu sitzen, der im Jahre 1790 als Bischof von Autun die große Messe auf dem Marsfelde celebrirte, durch welche die junge Revolution gleichsam eine religiöse Weihe erhalten sollte. Er hatte aber Anstandsgefühl genug, sein Bisthum niederzulegen, als Pius VI. ihn wegen seines revolutionären Treibens in den Bann that. 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Es war mir eine eigenthümliche Empfindung, dem Manne gegenüber zu sitzen, der im Jahre 1790 als Bischof von Autun die große Messe auf dem Marsfelde celebrirte, durch welche die junge Revolution gleichsam eine religiöse Weihe erhalten sollte. Er hatte aber Anstandsgefühl genug, sein Bisthum niederzulegen, als Pius VI. ihn wegen seines revolutionären Treibens in den Bann that. In seiner Jugend war Talleyrand ein begeisterter Verehrer Voltaires; dies hinderte ihn aber nicht, sich im Jahre 1802 für das </p> </div> </body> </text> </TEI> [498/0506]
rand sprach im Sinne der Regierung und empfahl deren Vorlage. Wie jede französische Rede, so schloß auch diese mit einem Trumpfe oder einer Pointe. Der Fürst sagte zuletzt mit gehobner Stimme: notre tâche peut-être sera dure, mais je ne crains pas, que quelqu’un de nous recule devant le devoir! wobei ein schwaches Murmeln des Beifalls durch die Versamlung ging. Il parait, fügte Giamboni hinzu, que le Prince a l’intention, de rentrer au ministère, mais il ne réussira pas: il en a vu trop, on a peur de lui!
Erst zehn Jahre später, unter dem zweideutigen Louis Philippe, der seine usurpirte Gewalt durch zweideutige Mittel zu stützen strebte, gelang es dem Fürsten Talleyrand als Botschafter in London noch einmal eine bedeutende politische Rolle zu spielen.
Obgleich ich in Paris mich sehr wenig um politische Dinge bekümmerte, und namentlich den endlosen unfruchtbaren Kammerdebatten nur wenig Aufmerksamkeit schenkte, so las ich doch mit Eifer die vielen Mémoiren aus der Zeit Napoléons I., die seitdem zu einer großen bändereichen Litteratur angewachsen sind. Daraus lernte ich auch die Thätigkeit und den Karakter Talleyrands genauer kennen. Es war mir eine eigenthümliche Empfindung, dem Manne gegenüber zu sitzen, der im Jahre 1790 als Bischof von Autun die große Messe auf dem Marsfelde celebrirte, durch welche die junge Revolution gleichsam eine religiöse Weihe erhalten sollte. Er hatte aber Anstandsgefühl genug, sein Bisthum niederzulegen, als Pius VI. ihn wegen seines revolutionären Treibens in den Bann that. In seiner Jugend war Talleyrand ein begeisterter Verehrer Voltaires; dies hinderte ihn aber nicht, sich im Jahre 1802 für das
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