Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].sich die Arbeiten des noch lebenden Künstlers Revoil, eines gebornen Lyonesen aus, von dem ich schon im Luxembourg gute Sachen gesehn. Er schlug eine ganz neue Richtung ein, indem er die mythologischen und allegorischen Gegenstände verlassend, sich dem historischen Genre zuwendete. Seine Bilder behandelte er mit einer großen, fast niederländischen Sorgfalt, wie man sie bisher bei den Franzosen nicht gewohnt war. Hier in Lyon gefiel mir besonders ein Turnier, in welchem Bertrand du Guesclin als Hauptfigur hervortrat. Nach wenigen Tagen kam der Graf von Medem an, und wir durchwanderten nochmals die reizenden Umgebungen von Lyon. Es wäre ganz schön gewesen, wenn wir von hier aus einen weiteren Abstecher nach Marseille und Toulon hätten machen können, aber nach genauer Prüfung unserer Reisekassen standen wir davon ab, und fuhren mit der Malle nach Paris. Diese Post, eine Art von Kurirwagen, brauchte zu den 120 Lieues nur 60 Stunden, kostete aber 92 Francs. In Paris ersah ich aus meines Vaters Briefen, daß Hilscher längst nach Leipzig zurückgekehrt sei. Zwei andere lyoneser Bekannte meines Vaters, die Gebrüder Geramb fielen in der Revolution unter der Guillotine. Reise nach London. Bald fand sich Gelegenheit zu einem neuen Ausfluge und zwar nach London. Graf Medem wollte seinen, bei der russischen Gesandtschaft in London angestellten Vetter besuchen, und ich brannte vor Begierde, die Elgin-marbles sich die Arbeiten des noch lebenden Künstlers Revoil, eines gebornen Lyonesen aus, von dem ich schon im Luxembourg gute Sachen gesehn. Er schlug eine ganz neue Richtung ein, indem er die mythologischen und allegorischen Gegenstände verlassend, sich dem historischen Genre zuwendete. Seine Bilder behandelte er mit einer großen, fast niederländischen Sorgfalt, wie man sie bisher bei den Franzosen nicht gewohnt war. Hier in Lyon gefiel mir besonders ein Turnier, in welchem Bertrand du Guesclin als Hauptfigur hervortrat. Nach wenigen Tagen kam der Graf von Medem an, und wir durchwanderten nochmals die reizenden Umgebungen von Lyon. Es wäre ganz schön gewesen, wenn wir von hier aus einen weiteren Abstecher nach Marseille und Toulon hätten machen können, aber nach genauer Prüfung unserer Reisekassen standen wir davon ab, und fuhren mit der Malle nach Paris. Diese Post, eine Art von Kurirwagen, brauchte zu den 120 Lieues nur 60 Stunden, kostete aber 92 Francs. In Paris ersah ich aus meines Vaters Briefen, daß Hilscher längst nach Leipzig zurückgekehrt sei. Zwei andere lyoneser Bekannte meines Vaters, die Gebrüder Géramb fielen in der Revolution unter der Guillotine. Reise nach London. Bald fand sich Gelegenheit zu einem neuen Ausfluge und zwar nach London. Graf Medem wollte seinen, bei der russischen Gesandtschaft in London angestellten Vetter besuchen, und ich brannte vor Begierde, die Elgin-marbles <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0488" n="480"/> sich die Arbeiten des noch lebenden Künstlers Revoil, eines gebornen Lyonesen aus, von dem ich schon im Luxembourg gute Sachen gesehn. Er schlug eine ganz neue Richtung ein, indem er die mythologischen und allegorischen Gegenstände verlassend, sich dem historischen Genre zuwendete. Seine Bilder behandelte er mit einer großen, fast niederländischen Sorgfalt, wie man sie bisher bei den Franzosen nicht gewohnt war. Hier in Lyon gefiel mir besonders ein Turnier, in welchem Bertrand du Guesclin als Hauptfigur hervortrat. </p><lb/> <p>Nach wenigen Tagen kam der Graf von Medem an, und wir durchwanderten nochmals die reizenden Umgebungen von Lyon. Es wäre ganz schön gewesen, wenn wir von hier aus einen weiteren Abstecher nach Marseille und Toulon hätten machen können, aber nach genauer Prüfung unserer Reisekassen standen wir davon ab, und fuhren mit der Malle nach Paris. Diese Post, eine Art von Kurirwagen, brauchte zu den 120 Lieues nur 60 Stunden, kostete aber 92 Francs. </p><lb/> <p>In Paris ersah ich aus meines Vaters Briefen, daß Hilscher längst nach Leipzig zurückgekehrt sei. Zwei andere lyoneser Bekannte meines Vaters, die Gebrüder Géramb fielen in der Revolution unter der Guillotine. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p rendition="#c">Reise nach London.</p><lb/> <p>Bald fand sich Gelegenheit zu einem neuen Ausfluge und zwar nach London. Graf Medem wollte seinen, bei der russischen Gesandtschaft in London angestellten Vetter besuchen, und ich brannte vor Begierde, die Elgin-marbles </p> </div> </body> </text> </TEI> [480/0488]
sich die Arbeiten des noch lebenden Künstlers Revoil, eines gebornen Lyonesen aus, von dem ich schon im Luxembourg gute Sachen gesehn. Er schlug eine ganz neue Richtung ein, indem er die mythologischen und allegorischen Gegenstände verlassend, sich dem historischen Genre zuwendete. Seine Bilder behandelte er mit einer großen, fast niederländischen Sorgfalt, wie man sie bisher bei den Franzosen nicht gewohnt war. Hier in Lyon gefiel mir besonders ein Turnier, in welchem Bertrand du Guesclin als Hauptfigur hervortrat.
Nach wenigen Tagen kam der Graf von Medem an, und wir durchwanderten nochmals die reizenden Umgebungen von Lyon. Es wäre ganz schön gewesen, wenn wir von hier aus einen weiteren Abstecher nach Marseille und Toulon hätten machen können, aber nach genauer Prüfung unserer Reisekassen standen wir davon ab, und fuhren mit der Malle nach Paris. Diese Post, eine Art von Kurirwagen, brauchte zu den 120 Lieues nur 60 Stunden, kostete aber 92 Francs.
In Paris ersah ich aus meines Vaters Briefen, daß Hilscher längst nach Leipzig zurückgekehrt sei. Zwei andere lyoneser Bekannte meines Vaters, die Gebrüder Géramb fielen in der Revolution unter der Guillotine.
Reise nach London.
Bald fand sich Gelegenheit zu einem neuen Ausfluge und zwar nach London. Graf Medem wollte seinen, bei der russischen Gesandtschaft in London angestellten Vetter besuchen, und ich brannte vor Begierde, die Elgin-marbles
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