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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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Italien habe er nichts einzuwenden, doch sei es ihm wünschenswerth, daß ich den nächsten Winter in Paris zubringe.

Dies konnte ich mir um so mehr gefallen lassen, als ich davon eine Vervollkomnung im französischen hoffte, und das Studium der pariser Kunstschätze an Skulpturen und Bildern mir die beste Vorbereitung für Italien zu sein schien.

Mein Vater erwähnte ferner, daß ich in Paris nicht unterlassen dürfe, der Herzogin von Zeit zu Zeit meine Aufwartung zu machen, deshalb sei es zweckmäßig, einen Bedienten mitzunehmen, der nicht nur für meinen Anzug Sorge trage, sondern auch für Bestellungen und Dienstleistungen jeder Art zur Hand sei.

Nun hatte ich von Jugend auf einen Ehrenpunkt darin gesetzt, so wohl innerlich als auch äußerlich unabhängig zu sein, und für mich durch andre nichts verrichten zu lassen, was ich selbst thun könne. Es fiel mir ein, wie komisch es uns in Weißes Kinderfreund vorgekommen war, wenn Karlchen sich von dem Bedienten die Strümpfe ausziehn läßt, oder wenn Lottchen von der Kammerjungfer beim Frisiren gute Lehren erhält.

Indessen glaubte ich auch mit einem Bedienten meine Unabhängigkeit wahren zu können. Mein Vater hielt als geborner Sachse seine Landsleute für besonders treu und zuverlässig; er hatte sich bereits in dem nahen Gera nach einem tauglichen Subjekte erkundigt. Es ward ferner verabredet, daß ich jetzt mit den Aeltern auf kurze Zeit nach Berlin gehn, und dann nach Löbichau zurückkehren solle, um mich an die Herzogin bei ihrer Reise nach Paris anzuschließen.

Italien habe er nichts einzuwenden, doch sei es ihm wünschenswerth, daß ich den nächsten Winter in Paris zubringe.

Dies konnte ich mir um so mehr gefallen lassen, als ich davon eine Vervollkomnung im französischen hoffte, und das Studium der pariser Kunstschätze an Skulpturen und Bildern mir die beste Vorbereitung für Italien zu sein schien.

Mein Vater erwähnte ferner, daß ich in Paris nicht unterlassen dürfe, der Herzogin von Zeit zu Zeit meine Aufwartung zu machen, deshalb sei es zweckmäßig, einen Bedienten mitzunehmen, der nicht nur für meinen Anzug Sorge trage, sondern auch für Bestellungen und Dienstleistungen jeder Art zur Hand sei.

Nun hatte ich von Jugend auf einen Ehrenpunkt darin gesetzt, so wohl innerlich als auch äußerlich unabhängig zu sein, und für mich durch andre nichts verrichten zu lassen, was ich selbst thun könne. Es fiel mir ein, wie komisch es uns in Weißes Kinderfreund vorgekommen war, wenn Karlchen sich von dem Bedienten die Strümpfe ausziehn läßt, oder wenn Lottchen von der Kammerjungfer beim Frisiren gute Lehren erhält.

Indessen glaubte ich auch mit einem Bedienten meine Unabhängigkeit wahren zu können. Mein Vater hielt als geborner Sachse seine Landsleute für besonders treu und zuverlässig; er hatte sich bereits in dem nahen Gera nach einem tauglichen Subjekte erkundigt. Es ward ferner verabredet, daß ich jetzt mit den Aeltern auf kurze Zeit nach Berlin gehn, und dann nach Löbichau zurückkehren solle, um mich an die Herzogin bei ihrer Reise nach Paris anzuschließen.

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[398/0406] Italien habe er nichts einzuwenden, doch sei es ihm wünschenswerth, daß ich den nächsten Winter in Paris zubringe. Dies konnte ich mir um so mehr gefallen lassen, als ich davon eine Vervollkomnung im französischen hoffte, und das Studium der pariser Kunstschätze an Skulpturen und Bildern mir die beste Vorbereitung für Italien zu sein schien. Mein Vater erwähnte ferner, daß ich in Paris nicht unterlassen dürfe, der Herzogin von Zeit zu Zeit meine Aufwartung zu machen, deshalb sei es zweckmäßig, einen Bedienten mitzunehmen, der nicht nur für meinen Anzug Sorge trage, sondern auch für Bestellungen und Dienstleistungen jeder Art zur Hand sei. Nun hatte ich von Jugend auf einen Ehrenpunkt darin gesetzt, so wohl innerlich als auch äußerlich unabhängig zu sein, und für mich durch andre nichts verrichten zu lassen, was ich selbst thun könne. Es fiel mir ein, wie komisch es uns in Weißes Kinderfreund vorgekommen war, wenn Karlchen sich von dem Bedienten die Strümpfe ausziehn läßt, oder wenn Lottchen von der Kammerjungfer beim Frisiren gute Lehren erhält. Indessen glaubte ich auch mit einem Bedienten meine Unabhängigkeit wahren zu können. Mein Vater hielt als geborner Sachse seine Landsleute für besonders treu und zuverlässig; er hatte sich bereits in dem nahen Gera nach einem tauglichen Subjekte erkundigt. Es ward ferner verabredet, daß ich jetzt mit den Aeltern auf kurze Zeit nach Berlin gehn, und dann nach Löbichau zurückkehren solle, um mich an die Herzogin bei ihrer Reise nach Paris anzuschließen.

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/406>, abgerufen am 24.11.2024.