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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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bargen ihre Unzufriedenheit nicht, und ich konnte Julchen Hepp kaum widersprechen, als sie ihn einst "einen recht wieschten Menschen" nannte.



Nach Sands kopfloser That hatte man in Berlin nicht viel von ihm gehört, hier in Heidelberg kamen öfter Nachrichten aus dem nahen Mannheim zu uns herüber. Die Wunde, welche er sich nach Kotzebues Ermordung selbst beigebracht, war lebensgefährlich; es wurde im Gefängnisse die gröste Sorgfalt angewendet, den Kranken zu erhalten, um den übrigen Theilnehmern des Komplottes auf die Spur zu kommen: denn es schien ausgemacht, daß die That nicht vereinzelt dastehe, sondern einer weitverzweigten Verschwörung angehöre. Sicheres ist, so viel ich weiß, nicht darüber bekannt geworden. Sand schwebte lange zwischen Leben und Tod; die Mannheimer nahmen einen menschlich sehr gerechtfertigten Antheil an ihm. Während des langen Krankenlagers zeigte er so viel Geduld, Milde und Ergebung, man hörte so rührende Aeußerungen von ihm über den Schmerz, den er seiner Mutter veranlaßt, daß man seines Verbrechens fast vergaß, und nur seine jetzige hoffnungslose Lage bemitleidete. Das Todesurtheil gegen ihn stand längst fest, aber man zögerte, es auszuführen, weil seine Schwäche so groß war, daß man fürchtete, er werde auf dem Wege zum Schaffot verscheiden.

Unter diesen Umständen ward Professor Chelius nach Mannheim entboten, um ein amtliches Gutachten über die sonderbar klingende Frage abzugeben: ob Sand im Stande sei, die Hinrichtung auszuhalten? Seine bejahende

bargen ihre Unzufriedenheit nicht, und ich konnte Julchen Hepp kaum widersprechen, als sie ihn einst „einen recht wieschten Menschen“ nannte.



Nach Sands kopfloser That hatte man in Berlin nicht viel von ihm gehört, hier in Heidelberg kamen öfter Nachrichten aus dem nahen Mannheim zu uns herüber. Die Wunde, welche er sich nach Kotzebues Ermordung selbst beigebracht, war lebensgefährlich; es wurde im Gefängnisse die gröste Sorgfalt angewendet, den Kranken zu erhalten, um den übrigen Theilnehmern des Komplottes auf die Spur zu kommen: denn es schien ausgemacht, daß die That nicht vereinzelt dastehe, sondern einer weitverzweigten Verschwörung angehöre. Sicheres ist, so viel ich weiß, nicht darüber bekannt geworden. Sand schwebte lange zwischen Leben und Tod; die Mannheimer nahmen einen menschlich sehr gerechtfertigten Antheil an ihm. Während des langen Krankenlagers zeigte er so viel Geduld, Milde und Ergebung, man hörte so rührende Aeußerungen von ihm über den Schmerz, den er seiner Mutter veranlaßt, daß man seines Verbrechens fast vergaß, und nur seine jetzige hoffnungslose Lage bemitleidete. Das Todesurtheil gegen ihn stand längst fest, aber man zögerte, es auszuführen, weil seine Schwäche so groß war, daß man fürchtete, er werde auf dem Wege zum Schaffot verscheiden.

Unter diesen Umständen ward Professor Chelius nach Mannheim entboten, um ein amtliches Gutachten über die sonderbar klingende Frage abzugeben: ob Sand im Stande sei, die Hinrichtung auszuhalten? Seine bejahende

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[357/0365] bargen ihre Unzufriedenheit nicht, und ich konnte Julchen Hepp kaum widersprechen, als sie ihn einst „einen recht wieschten Menschen“ nannte. Nach Sands kopfloser That hatte man in Berlin nicht viel von ihm gehört, hier in Heidelberg kamen öfter Nachrichten aus dem nahen Mannheim zu uns herüber. Die Wunde, welche er sich nach Kotzebues Ermordung selbst beigebracht, war lebensgefährlich; es wurde im Gefängnisse die gröste Sorgfalt angewendet, den Kranken zu erhalten, um den übrigen Theilnehmern des Komplottes auf die Spur zu kommen: denn es schien ausgemacht, daß die That nicht vereinzelt dastehe, sondern einer weitverzweigten Verschwörung angehöre. Sicheres ist, so viel ich weiß, nicht darüber bekannt geworden. Sand schwebte lange zwischen Leben und Tod; die Mannheimer nahmen einen menschlich sehr gerechtfertigten Antheil an ihm. Während des langen Krankenlagers zeigte er so viel Geduld, Milde und Ergebung, man hörte so rührende Aeußerungen von ihm über den Schmerz, den er seiner Mutter veranlaßt, daß man seines Verbrechens fast vergaß, und nur seine jetzige hoffnungslose Lage bemitleidete. Das Todesurtheil gegen ihn stand längst fest, aber man zögerte, es auszuführen, weil seine Schwäche so groß war, daß man fürchtete, er werde auf dem Wege zum Schaffot verscheiden. Unter diesen Umständen ward Professor Chelius nach Mannheim entboten, um ein amtliches Gutachten über die sonderbar klingende Frage abzugeben: ob Sand im Stande sei, die Hinrichtung auszuhalten? Seine bejahende

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/365>, abgerufen am 24.11.2024.