Versehn begegnen? Aber für Voss, den Meister des Hexameters, war die Vertilgung dieser Uebereilung eine Ehrensache, und er soll sich, wie mehrere Professoren versicherten, bei der Erwähnung jenes Fehlers äußerst empfindlich gezeigt haben. In der zweiten Auflage lautet der Vers:
"König bin ich!" - Nicht höher verlang' ich Niederer. - "Recht nur."
Von den Gesprächen in seiner Stube und im Garten, die sich meist um litterarische Gegenstände drehten, ist mir nur einzelnes im Gedächtniß geblieben, aber das Bild des ganzen Mannes steht unauslöschlich vor meiner Seele.
Einst erzählte er uns, wie er eigentlich dazu gekommen sei, den Hexameter kennen zu lernen. Als kleiner Knabe mußte er einmal am Tische seines Vaters einen lateinischen Hexameter aufsagen, den er, so wie er ihn gelernt, ohne Metrum ableierte. Da ergriff ein als Gast anwesender fremder Schullehrer das Messer, und schlug derb den Takt, indem er den Vers noch einmal prosodisch hersagte. "Nun wußte ich, was ein Hexameter war!" sagte Voss mit leuchtenden Augen.
Es freute ihn zu hören, daß wir seine "Zeitmessung der Deutschen" kannten. Paul, der darin viel mehr bewandert war als ich, hatte die Kühnheit, die Frage an Voss zu richten, warum über den Hexameter so gar wenig darin enthalten sei. Da gestand uns Voss ganz aufrichtig, daß dies lediglich aus Hochachtung für den auf's innigste von ihm verehrten Klopstock geschehn sei, dem
Versehn begegnen? Aber für Voss, den Meister des Hexameters, war die Vertilgung dieser Uebereilung eine Ehrensache, und er soll sich, wie mehrere Professoren versicherten, bei der Erwähnung jenes Fehlers äußerst empfindlich gezeigt haben. In der zweiten Auflage lautet der Vers:
„König bin ich!“ – Nicht höher verlang’ ich Niederer. – „Recht nur.“
Von den Gesprächen in seiner Stube und im Garten, die sich meist um litterarische Gegenstände drehten, ist mir nur einzelnes im Gedächtniß geblieben, aber das Bild des ganzen Mannes steht unauslöschlich vor meiner Seele.
Einst erzählte er uns, wie er eigentlich dazu gekommen sei, den Hexameter kennen zu lernen. Als kleiner Knabe mußte er einmal am Tische seines Vaters einen lateinischen Hexameter aufsagen, den er, so wie er ihn gelernt, ohne Metrum ableierte. Da ergriff ein als Gast anwesender fremder Schullehrer das Messer, und schlug derb den Takt, indem er den Vers noch einmal prosodisch hersagte. „Nun wußte ich, was ein Hexameter war!“ sagte Voss mit leuchtenden Augen.
Es freute ihn zu hören, daß wir seine „Zeitmessung der Deutschen“ kannten. Paul, der darin viel mehr bewandert war als ich, hatte die Kühnheit, die Frage an Voss zu richten, warum über den Hexameter so gar wenig darin enthalten sei. Da gestand uns Voss ganz aufrichtig, daß dies lediglich aus Hochachtung für den auf’s innigste von ihm verehrten Klopstock geschehn sei, dem
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Versehn begegnen? Aber für Voss, den Meister des Hexameters, war die Vertilgung dieser Uebereilung eine Ehrensache, und er soll sich, wie mehrere Professoren versicherten, bei der Erwähnung jenes Fehlers äußerst empfindlich gezeigt haben. In der zweiten Auflage lautet der Vers: </p><lb/><p>„König bin ich!“– Nicht höher verlang’ ich Niederer. –„Recht nur.“</p><lb/><p>Von den Gesprächen in seiner Stube und im Garten, die sich meist um litterarische Gegenstände drehten, ist mir nur einzelnes im Gedächtniß geblieben, aber das Bild des ganzen Mannes steht unauslöschlich vor meiner Seele. </p><lb/><p>Einst erzählte er uns, wie er eigentlich dazu gekommen sei, den Hexameter kennen zu lernen. Als kleiner Knabe mußte er einmal am Tische seines Vaters einen lateinischen Hexameter aufsagen, den er, so wie er ihn gelernt, ohne Metrum ableierte. Da ergriff ein als Gast anwesender fremder Schullehrer das Messer, und schlug derb den Takt, indem er den Vers noch einmal prosodisch hersagte. „Nun wußte ich, was ein Hexameter war!“ sagte Voss mit leuchtenden Augen. </p><lb/><p>Es freute ihn zu hören, daß wir seine „Zeitmessung der Deutschen“ kannten. Paul, der darin viel mehr bewandert war als ich, hatte die Kühnheit, die Frage an Voss zu richten, warum über den Hexameter so gar wenig darin enthalten sei. Da gestand uns Voss ganz aufrichtig, daß dies lediglich aus Hochachtung für den auf’s innigste von ihm verehrten Klopstock geschehn sei, dem
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Versehn begegnen? Aber für Voss, den Meister des Hexameters, war die Vertilgung dieser Uebereilung eine Ehrensache, und er soll sich, wie mehrere Professoren versicherten, bei der Erwähnung jenes Fehlers äußerst empfindlich gezeigt haben. In der zweiten Auflage lautet der Vers:
„König bin ich!“ – Nicht höher verlang’ ich Niederer. – „Recht nur.“
Von den Gesprächen in seiner Stube und im Garten, die sich meist um litterarische Gegenstände drehten, ist mir nur einzelnes im Gedächtniß geblieben, aber das Bild des ganzen Mannes steht unauslöschlich vor meiner Seele.
Einst erzählte er uns, wie er eigentlich dazu gekommen sei, den Hexameter kennen zu lernen. Als kleiner Knabe mußte er einmal am Tische seines Vaters einen lateinischen Hexameter aufsagen, den er, so wie er ihn gelernt, ohne Metrum ableierte. Da ergriff ein als Gast anwesender fremder Schullehrer das Messer, und schlug derb den Takt, indem er den Vers noch einmal prosodisch hersagte. „Nun wußte ich, was ein Hexameter war!“ sagte Voss mit leuchtenden Augen.
Es freute ihn zu hören, daß wir seine „Zeitmessung der Deutschen“ kannten. Paul, der darin viel mehr bewandert war als ich, hatte die Kühnheit, die Frage an Voss zu richten, warum über den Hexameter so gar wenig darin enthalten sei. Da gestand uns Voss ganz aufrichtig, daß dies lediglich aus Hochachtung für den auf’s innigste von ihm verehrten Klopstock geschehn sei, dem
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Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-07T13:04:32Z)
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-07T13:04:32Z)
Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/345>, abgerufen am 27.07.2024.
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