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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

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Als wir jüngst mit geschäftigen Händen

Wollten die englische Brücke vollenden,

Zeigte bei manchen sich Unmuth im Blick.

Daß man die eifrigen kennen lerne,

Wurde gefragt: wer bliebe wohl gerne

Länger noch hier bei der Arbeit zurück?

Jedem nach eigener Willkühr sollte

Freistehn, ob er verweilen wollte.

Und da geschah denn, was keiner gedacht.

Alle enteilten, von Freude getrieben.

Und nur vier Diensteifrige blieben

Bis sie die Arbeit zu Ende gebracht.

Schlickmann war's, der gewaltige Schreiter,

Parthey mit der brillantenen Schnalle,

Köhnemann auch, der juristische Streiter,

Und Homeyer; das waren sie alle.

Aber es lohnte sich reichlich die Plage:

Denn seit der Zeit

Wurden die Viere vom Dienste befreit.

Und da genossen sie selige Tage!

Während die andern

Weit in die Ferne

Nach der Kaserne

Mußten zum saueren Wachtdienst wandern!

In den letzten Wochen unseres Dienstjahres machte ich mir die Freude, einige befreundete Kameraden zu einem fröhlichen Abendessen bei mir zu versammeln: von Dechen, Homeyer, Jaensch, Köhnemann, Lette, Paul und

Als wir jüngst mit geschäftigen Händen

Wollten die englische Brücke vollenden,

Zeigte bei manchen sich Unmuth im Blick.

Daß man die eifrigen kennen lerne,

Wurde gefragt: wer bliebe wohl gerne

Länger noch hier bei der Arbeit zurück?

Jedem nach eigener Willkühr sollte

Freistehn, ob er verweilen wollte.

Und da geschah denn, was keiner gedacht.

Alle enteilten, von Freude getrieben.

Und nur vier Diensteifrige blieben

Bis sie die Arbeit zu Ende gebracht.

Schlickmann war’s, der gewaltige Schreiter,

Parthey mit der brillantenen Schnalle,

Köhnemann auch, der juristische Streiter,

Und Homeyer; das waren sie alle.

Aber es lohnte sich reichlich die Plage:

Denn seit der Zeit

Wurden die Viere vom Dienste befreit.

Und da genossen sie selige Tage!

Während die andern

Weit in die Ferne

Nach der Kaserne

Mußten zum saueren Wachtdienst wandern!

In den letzten Wochen unseres Dienstjahres machte ich mir die Freude, einige befreundete Kameraden zu einem fröhlichen Abendessen bei mir zu versammeln: von Dechen, Homeyer, Jaensch, Köhnemann, Lette, Paul und

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[266/0274] Als wir jüngst mit geschäftigen Händen Wollten die englische Brücke vollenden, Zeigte bei manchen sich Unmuth im Blick. Daß man die eifrigen kennen lerne, Wurde gefragt: wer bliebe wohl gerne Länger noch hier bei der Arbeit zurück? Jedem nach eigener Willkühr sollte Freistehn, ob er verweilen wollte. Und da geschah denn, was keiner gedacht. Alle enteilten, von Freude getrieben. Und nur vier Diensteifrige blieben Bis sie die Arbeit zu Ende gebracht. Schlickmann war’s, der gewaltige Schreiter, Parthey mit der brillantenen Schnalle, Köhnemann auch, der juristische Streiter, Und Homeyer; das waren sie alle. Aber es lohnte sich reichlich die Plage: Denn seit der Zeit Wurden die Viere vom Dienste befreit. Und da genossen sie selige Tage! Während die andern Weit in die Ferne Nach der Kaserne Mußten zum saueren Wachtdienst wandern! In den letzten Wochen unseres Dienstjahres machte ich mir die Freude, einige befreundete Kameraden zu einem fröhlichen Abendessen bei mir zu versammeln: von Dechen, Homeyer, Jaensch, Köhnemann, Lette, Paul und

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/274>, abgerufen am 24.11.2024.