Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871].

Bild:
<< vorherige Seite

die gehörige Deutlichkeit besaßen, so gab dies für Paul den schönsten Anlaß, seinen Humor anzuwenden. Unter andern ließ er sich von Mühlefeld die Ausdrücke Sappe und Contrescarpe ausführlich definiren, und verlangte dann von Lette eine ganz adäquate deutsche Uebersetzung.

Beim Errichten des Walles sollte jeder Pionir durch Uebung so weit gebracht werden, daß er eine volle Schaufel Erde zehn Fuß hoch über die Böschung werfen könne. Dies wurde jedoch nur von wenigen Freiwilligen und auf kurze Zeit erreicht. Wenn die Unteroffiziere sahen, daß die Arbeit trotz aller Bemühung nicht vorwärts ging, so ließen sie auf halber Höhe der Schanze eine sogenannte Biene machen, d. h. ein leichtes Brettergerüst, um die Arbeit zu halbiren oder auch zu verdoppeln. Die Erde ward zuerst auf die Biene geworfen, und von den dort stehenden Pioniren fünf Fuß weiter befördert. Die Benennung Biene kam uns gar zu sonderbar vor, doch bald entdeckte Lette darin den richtigen Ausdruck Bühne.

Dechen, als angehender Bergmann, hatte es durchgesetzt, bei den Mineuren eingereiht zu werden. Er nahm thätigen Antheil an den Uebungsarbeiten in der Hasenheide, wo wir einige Versuche mit dem Sprengen von Minen anstellten.

Da man früher die Bemerkung gemacht, daß beim Sprengen immer zu viel Pulver verbraucht werde, und daß die Kraft des Stoßes der angewandten Menge des Pulvers nicht entspreche, so verfiel man darauf, das Pulver mit Sägespänen zu mischen, welche die Entfernung der einzelnen Pulverkörner von einander vergrößern, und ihrer Zündkraft einen weiteren Spielraum gewähren. Es wurden zwei Minen neben einander angelegt. Die Kam-

die gehörige Deutlichkeit besaßen, so gab dies für Paul den schönsten Anlaß, seinen Humor anzuwenden. Unter andern ließ er sich von Mühlefeld die Ausdrücke Sappe und Contrescarpe ausführlich definiren, und verlangte dann von Lette eine ganz adäquate deutsche Uebersetzung.

Beim Errichten des Walles sollte jeder Pionir durch Uebung so weit gebracht werden, daß er eine volle Schaufel Erde zehn Fuß hoch über die Böschung werfen könne. Dies wurde jedoch nur von wenigen Freiwilligen und auf kurze Zeit erreicht. Wenn die Unteroffiziere sahen, daß die Arbeit trotz aller Bemühung nicht vorwärts ging, so ließen sie auf halber Höhe der Schanze eine sogenannte Biene machen, d. h. ein leichtes Brettergerüst, um die Arbeit zu halbiren oder auch zu verdoppeln. Die Erde ward zuerst auf die Biene geworfen, und von den dort stehenden Pioniren fünf Fuß weiter befördert. Die Benennung Biene kam uns gar zu sonderbar vor, doch bald entdeckte Lette darin den richtigen Ausdruck Bühne.

Dechen, als angehender Bergmann, hatte es durchgesetzt, bei den Mineuren eingereiht zu werden. Er nahm thätigen Antheil an den Uebungsarbeiten in der Hasenheide, wo wir einige Versuche mit dem Sprengen von Minen anstellten.

Da man früher die Bemerkung gemacht, daß beim Sprengen immer zu viel Pulver verbraucht werde, und daß die Kraft des Stoßes der angewandten Menge des Pulvers nicht entspreche, so verfiel man darauf, das Pulver mit Sägespänen zu mischen, welche die Entfernung der einzelnen Pulverkörner von einander vergrößern, und ihrer Zündkraft einen weiteren Spielraum gewähren. Es wurden zwei Minen neben einander angelegt. Die Kam-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0263" n="255"/>
die gehörige Deutlichkeit besaßen, so gab dies für Paul den schönsten Anlaß, seinen Humor anzuwenden. Unter andern ließ er sich von Mühlefeld die Ausdrücke Sappe und Contrescarpe ausführlich definiren, und verlangte dann von Lette eine ganz adäquate deutsche Uebersetzung. </p><lb/>
        <p>Beim Errichten des Walles sollte jeder Pionir durch Uebung so weit gebracht werden, daß er eine volle Schaufel Erde zehn Fuß hoch über die Böschung werfen könne. Dies wurde jedoch nur von wenigen Freiwilligen und auf kurze Zeit erreicht. Wenn die Unteroffiziere sahen, daß die Arbeit trotz aller Bemühung nicht vorwärts ging, so ließen sie auf halber Höhe der Schanze eine sogenannte Biene machen, d. h. ein leichtes Brettergerüst, um die Arbeit zu halbiren oder auch zu verdoppeln. Die Erde ward zuerst auf die Biene geworfen, und von den dort stehenden Pioniren fünf Fuß weiter befördert. Die Benennung Biene kam uns gar zu sonderbar vor, doch bald entdeckte Lette darin den richtigen Ausdruck Bühne. </p><lb/>
        <p>Dechen, als angehender Bergmann, hatte es durchgesetzt, bei den Mineuren eingereiht zu werden. Er nahm thätigen Antheil an den Uebungsarbeiten in der Hasenheide, wo wir einige Versuche mit dem Sprengen von Minen anstellten. </p><lb/>
        <p>Da man früher die Bemerkung gemacht, daß beim Sprengen immer zu viel Pulver verbraucht werde, und daß die Kraft des Stoßes der angewandten Menge des Pulvers nicht entspreche, so verfiel man darauf, das Pulver mit Sägespänen zu mischen, welche die Entfernung der einzelnen Pulverkörner von einander vergrößern, und ihrer Zündkraft einen weiteren Spielraum gewähren. Es wurden zwei Minen neben einander angelegt. Die Kam-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0263] die gehörige Deutlichkeit besaßen, so gab dies für Paul den schönsten Anlaß, seinen Humor anzuwenden. Unter andern ließ er sich von Mühlefeld die Ausdrücke Sappe und Contrescarpe ausführlich definiren, und verlangte dann von Lette eine ganz adäquate deutsche Uebersetzung. Beim Errichten des Walles sollte jeder Pionir durch Uebung so weit gebracht werden, daß er eine volle Schaufel Erde zehn Fuß hoch über die Böschung werfen könne. Dies wurde jedoch nur von wenigen Freiwilligen und auf kurze Zeit erreicht. Wenn die Unteroffiziere sahen, daß die Arbeit trotz aller Bemühung nicht vorwärts ging, so ließen sie auf halber Höhe der Schanze eine sogenannte Biene machen, d. h. ein leichtes Brettergerüst, um die Arbeit zu halbiren oder auch zu verdoppeln. Die Erde ward zuerst auf die Biene geworfen, und von den dort stehenden Pioniren fünf Fuß weiter befördert. Die Benennung Biene kam uns gar zu sonderbar vor, doch bald entdeckte Lette darin den richtigen Ausdruck Bühne. Dechen, als angehender Bergmann, hatte es durchgesetzt, bei den Mineuren eingereiht zu werden. Er nahm thätigen Antheil an den Uebungsarbeiten in der Hasenheide, wo wir einige Versuche mit dem Sprengen von Minen anstellten. Da man früher die Bemerkung gemacht, daß beim Sprengen immer zu viel Pulver verbraucht werde, und daß die Kraft des Stoßes der angewandten Menge des Pulvers nicht entspreche, so verfiel man darauf, das Pulver mit Sägespänen zu mischen, welche die Entfernung der einzelnen Pulverkörner von einander vergrößern, und ihrer Zündkraft einen weiteren Spielraum gewähren. Es wurden zwei Minen neben einander angelegt. Die Kam-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wolfgang Virmond: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-01-07T13:04:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2014-01-07T13:04:32Z)
Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Sign. Av 4887-1) (2014-01-07T13:04:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Bogensignaturen: nicht übernommen
  • Kolumnentitel: nicht übernommen
  • Kustoden: nicht übernommen
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/263
Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 2. Berlin, [1871], S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen02_1871/263>, abgerufen am 11.06.2024.