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Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871].

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über den Bürgersteig ab- und aufgeladen wurden. Indessen auch dies Hinderniß ward überwunden, und der ganze Weg bis zur Brüderstraße, den mein Vater mehr als einmal mit 3300 Schritten ausgemessen, meist in einer halben Stunde vollendet.

Während der freien Zeit von 12-2 Uhr konnten wir uns in der Brüderstraße mit einigen Nachbarskindern, die sich gern zu uns hielten, in Hof und Garten, im Keller, auf dem Boden und in den Hinterräumen der Buchhandlung herumtreiben. Im kleinen Garten durften wir aus den dichten Büschen der Kornelle die schlanksten Ruthen schneiden, mit denen auf dem Hofe Schlachten geliefert wurden.

Es stand auch ein großer Pflaumenbaum im Garten, der aber den Kindern mehr zur Qual als zur Freude gereichte. Er setzte alljährlich eine Menge der schönsten blauen Pflaumen an, allein sobald sie zu reifen begannen, war auch schon eine Made darin; sie fielen ab und verfaulten, ohne daß wir jemals eine eßbare Frucht erhielten. Dies Phänomen wiederholte sich alle Jahre, trotzdem daß die Raupen sorgfältig abgelesen, der Stamm mit einem Ringe von Theer eingefaßt, und im Frühjahr mit Taback angeräuchert ward. Dafür gewährten die Früchte eines großen Wallnußbaumes in den Herbsttagen eine reiche Erndte. Dieser Wallnußbaum war von der Urgrosmutter Schaarschmidt im Jahre meiner Geburt (1798) gepflanzt worden. Da er im Schatten zweier hohen Wände stand, so schoß er schnell in die Höhe, um das freie Himmelslicht zu erreichen. Der Grosvater Nicolai ließ ihn mit einer Kette an der Wand befestigen, damit der Sturm ihn nicht umreiße. Trotz dieser künstlichen Erziehung wuchs er so lange fort, bis die Spitzen der obersten Zweige das

über den Bürgersteig ab- und aufgeladen wurden. Indessen auch dies Hinderniß ward überwunden, und der ganze Weg bis zur Brüderstraße, den mein Vater mehr als einmal mit 3300 Schritten ausgemessen, meist in einer halben Stunde vollendet.

Während der freien Zeit von 12–2 Uhr konnten wir uns in der Brüderstraße mit einigen Nachbarskindern, die sich gern zu uns hielten, in Hof und Garten, im Keller, auf dem Boden und in den Hinterräumen der Buchhandlung herumtreiben. Im kleinen Garten durften wir aus den dichten Büschen der Kornelle die schlanksten Ruthen schneiden, mit denen auf dem Hofe Schlachten geliefert wurden.

Es stand auch ein großer Pflaumenbaum im Garten, der aber den Kindern mehr zur Qual als zur Freude gereichte. Er setzte alljährlich eine Menge der schönsten blauen Pflaumen an, allein sobald sie zu reifen begannen, war auch schon eine Made darin; sie fielen ab und verfaulten, ohne daß wir jemals eine eßbare Frucht erhielten. Dies Phänomen wiederholte sich alle Jahre, trotzdem daß die Raupen sorgfältig abgelesen, der Stamm mit einem Ringe von Theer eingefaßt, und im Frühjahr mit Taback angeräuchert ward. Dafür gewährten die Früchte eines großen Wallnußbaumes in den Herbsttagen eine reiche Erndte. Dieser Wallnußbaum war von der Urgrosmutter Schaarschmidt im Jahre meiner Geburt (1798) gepflanzt worden. Da er im Schatten zweier hohen Wände stand, so schoß er schnell in die Höhe, um das freie Himmelslicht zu erreichen. Der Grosvater Nicolai ließ ihn mit einer Kette an der Wand befestigen, damit der Sturm ihn nicht umreiße. Trotz dieser künstlichen Erziehung wuchs er so lange fort, bis die Spitzen der obersten Zweige das

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[129/0141] über den Bürgersteig ab- und aufgeladen wurden. Indessen auch dies Hinderniß ward überwunden, und der ganze Weg bis zur Brüderstraße, den mein Vater mehr als einmal mit 3300 Schritten ausgemessen, meist in einer halben Stunde vollendet. Während der freien Zeit von 12–2 Uhr konnten wir uns in der Brüderstraße mit einigen Nachbarskindern, die sich gern zu uns hielten, in Hof und Garten, im Keller, auf dem Boden und in den Hinterräumen der Buchhandlung herumtreiben. Im kleinen Garten durften wir aus den dichten Büschen der Kornelle die schlanksten Ruthen schneiden, mit denen auf dem Hofe Schlachten geliefert wurden. Es stand auch ein großer Pflaumenbaum im Garten, der aber den Kindern mehr zur Qual als zur Freude gereichte. Er setzte alljährlich eine Menge der schönsten blauen Pflaumen an, allein sobald sie zu reifen begannen, war auch schon eine Made darin; sie fielen ab und verfaulten, ohne daß wir jemals eine eßbare Frucht erhielten. Dies Phänomen wiederholte sich alle Jahre, trotzdem daß die Raupen sorgfältig abgelesen, der Stamm mit einem Ringe von Theer eingefaßt, und im Frühjahr mit Taback angeräuchert ward. Dafür gewährten die Früchte eines großen Wallnußbaumes in den Herbsttagen eine reiche Erndte. Dieser Wallnußbaum war von der Urgrosmutter Schaarschmidt im Jahre meiner Geburt (1798) gepflanzt worden. Da er im Schatten zweier hohen Wände stand, so schoß er schnell in die Höhe, um das freie Himmelslicht zu erreichen. Der Grosvater Nicolai ließ ihn mit einer Kette an der Wand befestigen, damit der Sturm ihn nicht umreiße. Trotz dieser künstlichen Erziehung wuchs er so lange fort, bis die Spitzen der obersten Zweige das

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Zitationshilfe: Parthey, Gustav: Jugenderinnerungen. Bd. 1. Berlin, [1871], S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/parthey_jugenderinnerungen01_1871/141>, abgerufen am 24.11.2024.