[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.und in die Lampe zu gießen. Und was stand nicht alles von den jungen Leuten zu befürchten, die von den anologischen Professoren an dem Lyceum erzogen, und dann auf die Universitäten nach Salzburg, Dillingen und Wirzburg geschickt wurden? Die Aufklärung war ihr Losungswort, ihr Gruß, ihr Morgen- und ihr Abendsegen, und ihr Traum. Mit stolzer Verachtung warfen sie die alten Schätze der Scholastik und Dialektik hinweg, und lasen dafür Journale, Romane, Almanachs, Reisebeschreibungen und neumodische Broschüren. Ihre bisherigen Lehrer betrachteten sie als armselige Wichte, und besuchten ihre Stunden nur noch, um sich über sie lustig zu machen. Ich war selbst mehr, als einmal Zeuge, wie sie über den Pabst, den Celibat, die Klostergelübde und die Jesuitische Methode spotteten, und auf die Gesundheit ketzerischer Schriftsteller tranken. Der Abbe war ihr Idol, und die Fürstinn ihre Madonna. Welch' traurige Aspekten boten sich hier einem dar. Der Blick in die Zukunft war grauenvoll. Die benachbarten Protestanten trugen sich schon, in Bierhäusern und auf Jahrmärkten mit der Neuigkeit: in ganz Strahlenberg werde nächstens alles lutherisch. und in die Lampe zu gießen. Und was stand nicht alles von den jungen Leuten zu befürchten, die von den anologischen Professoren an dem Lyceum erzogen, und dann auf die Universitäten nach Salzburg, Dillingen und Wirzburg geschickt wurden? Die Aufklärung war ihr Losungswort, ihr Gruß, ihr Morgen- und ihr Abendsegen, und ihr Traum. Mit stolzer Verachtung warfen sie die alten Schätze der Scholastik und Dialektik hinweg, und lasen dafür Journale, Romane, Almanachs, Reisebeschreibungen und neumodische Broschüren. Ihre bisherigen Lehrer betrachteten sie als armselige Wichte, und besuchten ihre Stunden nur noch, um sich über sie lustig zu machen. Ich war selbst mehr, als einmal Zeuge, wie sie über den Pabst, den Celibat, die Klostergelübde und die Jesuitische Methode spotteten, und auf die Gesundheit ketzerischer Schriftsteller tranken. Der Abbe war ihr Idol, und die Fürstinn ihre Madonna. Welch’ traurige Aspekten boten sich hier einem dar. Der Blick in die Zukunft war grauenvoll. Die benachbarten Protestanten trugen sich schon, in Bierhäusern und auf Jahrmärkten mit der Neuigkeit: in ganz Strahlenberg werde nächstens alles lutherisch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0047" n="47"/> und in die Lampe zu gießen. Und was stand nicht alles von den jungen Leuten zu befürchten, die von den anologischen Professoren an dem Lyceum erzogen, und dann auf die Universitäten nach <hi rendition="#g">Salzburg, Dillingen</hi> und <hi rendition="#g">Wirzburg</hi> geschickt wurden? Die Aufklärung war ihr Losungswort, ihr Gruß, ihr Morgen- und ihr Abendsegen, und ihr Traum. Mit stolzer Verachtung warfen sie die alten Schätze der Scholastik und Dialektik hinweg, und lasen dafür Journale, Romane, Almanachs, Reisebeschreibungen und neumodische Broschüren. Ihre bisherigen Lehrer betrachteten sie als armselige Wichte, und besuchten ihre Stunden nur noch, um sich über sie lustig zu machen. Ich war selbst mehr, als einmal Zeuge, wie sie über den Pabst, den Celibat, die Klostergelübde und die Jesuitische Methode spotteten, und auf die Gesundheit ketzerischer Schriftsteller tranken. Der Abbe war ihr <choice><sic>Ideal</sic><corr>Idol</corr></choice>, und die Fürstinn ihre Madonna. Welch’ traurige Aspekten boten sich hier einem dar. Der Blick in die Zukunft war grauenvoll. Die benachbarten Protestanten trugen sich schon, in Bierhäusern und auf Jahrmärkten mit der Neuigkeit: in ganz <hi rendition="#g">Strahlenberg</hi> werde nächstens alles lutherisch.</p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0047]
und in die Lampe zu gießen. Und was stand nicht alles von den jungen Leuten zu befürchten, die von den anologischen Professoren an dem Lyceum erzogen, und dann auf die Universitäten nach Salzburg, Dillingen und Wirzburg geschickt wurden? Die Aufklärung war ihr Losungswort, ihr Gruß, ihr Morgen- und ihr Abendsegen, und ihr Traum. Mit stolzer Verachtung warfen sie die alten Schätze der Scholastik und Dialektik hinweg, und lasen dafür Journale, Romane, Almanachs, Reisebeschreibungen und neumodische Broschüren. Ihre bisherigen Lehrer betrachteten sie als armselige Wichte, und besuchten ihre Stunden nur noch, um sich über sie lustig zu machen. Ich war selbst mehr, als einmal Zeuge, wie sie über den Pabst, den Celibat, die Klostergelübde und die Jesuitische Methode spotteten, und auf die Gesundheit ketzerischer Schriftsteller tranken. Der Abbe war ihr Idol, und die Fürstinn ihre Madonna. Welch’ traurige Aspekten boten sich hier einem dar. Der Blick in die Zukunft war grauenvoll. Die benachbarten Protestanten trugen sich schon, in Bierhäusern und auf Jahrmärkten mit der Neuigkeit: in ganz Strahlenberg werde nächstens alles lutherisch.
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