Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799.

Bild:
<< vorherige Seite

Die meisten von ihnen nahmen sie, aus verächtlicher Politik, an. Viele ahmten sie nach, indem sie, aus Streben nach Menschengunst, die Entscheidungen der Kirche mit der aufgekommenen Hof-Theologie vertauschten. Einige hatten den Muth, sich dem Stolze, womit sich ihnen der Abbe zum Originale aufdrang, zu widersetzen, und schickten sie unerbrochen zurück. Einige tapezierten die Wände ihrer heimlichen Gemächer damit.

Es wurde aber doch bald genug bemerkbar, daß die gemachten Anstalten ihr Ziel bey weitem nicht ganz verfehlen. Da sich das Böse der verdorbenen Menschen-Natur überall leichter insinuiert, als das Gute, so sah Lucius Leute in allen Ständen, die seiner Weisheit huldigten, und die Fürstinn Sklaven, die ihre Absichten eifrig beförderten. Zwar haßten neun Zehntheile der Klerisey das neue Licht von ganzem Herzen; aber nur wenige waren entschlossen genug, ihm mit der Putscheere, oder mit dem Feuereimer nahe zu kommen, und andere, die entweder wirklich schon angesteckt waren, oder dem allmächtigen Weibe hofieren wollten, machten sich das ehrlose Geschäfte, selbst Oel herbeyzubringen,

Die meisten von ihnen nahmen sie, aus verächtlicher Politik, an. Viele ahmten sie nach, indem sie, aus Streben nach Menschengunst, die Entscheidungen der Kirche mit der aufgekommenen Hof-Theologie vertauschten. Einige hatten den Muth, sich dem Stolze, womit sich ihnen der Abbe zum Originale aufdrang, zu widersetzen, und schickten sie unerbrochen zurück. Einige tapezierten die Wände ihrer heimlichen Gemächer damit.

Es wurde aber doch bald genug bemerkbar, daß die gemachten Anstalten ihr Ziel bey weitem nicht ganz verfehlen. Da sich das Böse der verdorbenen Menschen-Natur überall leichter insinuiert, als das Gute, so sah Lucius Leute in allen Ständen, die seiner Weisheit huldigten, und die Fürstinn Sklaven, die ihre Absichten eifrig beförderten. Zwar haßten neun Zehntheile der Klerisey das neue Licht von ganzem Herzen; aber nur wenige waren entschlossen genug, ihm mit der Putscheere, oder mit dem Feuereimer nahe zu kommen, und andere, die entweder wirklich schon angesteckt waren, oder dem allmächtigen Weibe hofieren wollten, machten sich das ehrlose Geschäfte, selbst Oel herbeyzubringen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0046" n="46"/>
        <p>Die meisten von ihnen nahmen sie, aus verächtlicher Politik, an. Viele ahmten sie nach, indem sie, aus Streben nach Menschengunst, die Entscheidungen der Kirche mit der aufgekommenen Hof-Theologie vertauschten. Einige hatten den Muth, sich dem Stolze, womit sich ihnen der Abbe zum Originale aufdrang, zu widersetzen, und schickten sie unerbrochen zurück. Einige tapezierten die Wände ihrer heimlichen Gemächer damit.</p>
        <p>Es wurde aber doch bald genug bemerkbar, daß die gemachten Anstalten ihr Ziel bey weitem nicht ganz verfehlen. Da sich das Böse der verdorbenen Menschen-Natur überall leichter insinuiert, als das Gute, so sah <hi rendition="#g">Lucius</hi> Leute in allen Ständen, die seiner Weisheit huldigten, und die Fürstinn Sklaven, die ihre Absichten eifrig beförderten. Zwar haßten neun Zehntheile der Klerisey das neue Licht von ganzem Herzen; aber nur wenige waren entschlossen genug, ihm mit der Putscheere, oder mit dem Feuereimer nahe zu kommen, und andere, die entweder wirklich schon angesteckt waren, oder dem allmächtigen Weibe hofieren wollten, machten sich das ehrlose Geschäfte, selbst Oel herbeyzubringen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0046] Die meisten von ihnen nahmen sie, aus verächtlicher Politik, an. Viele ahmten sie nach, indem sie, aus Streben nach Menschengunst, die Entscheidungen der Kirche mit der aufgekommenen Hof-Theologie vertauschten. Einige hatten den Muth, sich dem Stolze, womit sich ihnen der Abbe zum Originale aufdrang, zu widersetzen, und schickten sie unerbrochen zurück. Einige tapezierten die Wände ihrer heimlichen Gemächer damit. Es wurde aber doch bald genug bemerkbar, daß die gemachten Anstalten ihr Ziel bey weitem nicht ganz verfehlen. Da sich das Böse der verdorbenen Menschen-Natur überall leichter insinuiert, als das Gute, so sah Lucius Leute in allen Ständen, die seiner Weisheit huldigten, und die Fürstinn Sklaven, die ihre Absichten eifrig beförderten. Zwar haßten neun Zehntheile der Klerisey das neue Licht von ganzem Herzen; aber nur wenige waren entschlossen genug, ihm mit der Putscheere, oder mit dem Feuereimer nahe zu kommen, und andere, die entweder wirklich schon angesteckt waren, oder dem allmächtigen Weibe hofieren wollten, machten sich das ehrlose Geschäfte, selbst Oel herbeyzubringen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 deutsch



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/46
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Leben und Thaten des ehrwürdigen Paters Simpertus. Madrit [i. e. Heilbronn], 1799, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_simpertus_1799/46>, abgerufen am 18.12.2024.