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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
ben/ worinnen ein schwefelhafftes/ saures/ alaunhafftes Saltz ver-
borgen ist; wann diese Erde zu hauffen gestürtzt und vom Regen be-
feuchtet wird/ so wird sie nicht nur sehr heiß/ sondern sie stösset auch ei-
nen Dampff und Rauch/ ja zuweiln gar eine offenbahre Flamme aus/
und dieses darum/ weiln das saure schwefllichte Alaunsaltz vom Was-
ser aufgelöset wird/ und die schweflichte hartzigte Erde angreiffet/
durch welche Jneinanderwirckung sich der Schwefel erhitzet/ oder
wohl gar/ wann die freye Lufft mit ihrer Bewegung dazu kommet/
in ein Feuer ausbricht.

Diese Kunst-Stücke/ hoffe ich/ sollen uns gnugsame Kennzei-Diese Kunst-
Stücke er-
klähren

chen geben/ auf was Art die unterirdische Hitze und Feuer herfürge-
bracht/ die warme Bäder verursacht/ und in Welschland die Erdbe-
bungen und feuerspeyenden Berge eröffnet werden. Dann wann
durch eine so gar hefftige innerliche Bewegung/ vermittelst einer Ge-1) Das Erd-
beben.

geneinanderwürckung der Mineralien entweder der gemeine/ oder
der hartzigte und steinkohlichte/ oder aber der Eisen-Schwefel erwe-
cket wird/ und die Bewegung der Lufft in denen Höhlen der Erden
dazukommet/ welche durch den Lauff und Bewegung der Wasser her-
fürgebracht wird/ und die unterirdische Lufft vermittelst des trei-
bens/ drengens und fortstossens zu Wind machet/ (dann daß die
Wasser mit ihrem Fallen durch Röhren Wind machen können/ den
man statt der Blasebälge gebrauchen kan/ ist eine gar bekante Er-
fahrenheit/) so entstehet durch die vermehrte innerliche Bewegung2) Die Feu-
erspeyende
Berge.

eine Flamme/ welche Erdbeben/ erschreckliche Blitzen/ unterirdische
Donnerwetter herfür bringet/ auch ungeheure entsetzliche Erd-
schollen und Felßen-Stücker hoch in die Höhe zu Tage auswirfft.
Wann aber aus Mangel des Meers kein hefftiger Wind in der Er-3) Die war-
me Bäder.

den zugegen ist/ wie in Teutschland geschiehet/ so entstehet zwar eine
sehr hefftige Hitze/ aber das Feuer ist gleichsam verschlossen/ und
bricht in keine offenbahre Flamme aus/ doch stösset es überaus heisse
Dämpffe von sich/ wodurch das kalte Wasser/ so in denen Höhlen
und Gängen der Erden daselbst vorbey fliesset/ geschwängert und er-
wärmet wird/ welche Wärme es dann auch beym Ausbruch annoch
behält.

Daß aber eine solche beständige Hitze so viele 100. Jahr immer-Wie es kom-
me/ daß eine

fort

Beſchreibung des Fichtelbergs.
ben/ worinnen ein ſchwefelhafftes/ ſaures/ alaunhafftes Saltz ver-
borgen iſt; wann dieſe Erde zu hauffen geſtuͤrtzt und vom Regen be-
feuchtet wird/ ſo wird ſie nicht nur ſehr heiß/ ſondern ſie ſtoͤſſet auch ei-
nen Dampff und Rauch/ ja zuweiln gar eine offenbahre Flamme aus/
und dieſes darum/ weiln das ſaure ſchwefllichte Alaunſaltz vom Waſ-
ſer aufgeloͤſet wird/ und die ſchweflichte hartzigte Erde angreiffet/
durch welche Jneinanderwirckung ſich der Schwefel erhitzet/ oder
wohl gar/ wann die freye Lufft mit ihrer Bewegung dazu kommet/
in ein Feuer ausbricht.

Dieſe Kunſt-Stuͤcke/ hoffe ich/ ſollen uns gnugſame Kennzei-Dieſe Kunſt-
Stuͤcke er-
klaͤhren

chen geben/ auf was Art die unterirdiſche Hitze und Feuer herfuͤrge-
bracht/ die warme Baͤder verurſacht/ und in Welſchland die Erdbe-
bungen und feuerſpeyenden Berge eroͤffnet werden. Dann wann
durch eine ſo gar hefftige innerliche Bewegung/ vermittelſt einer Ge-1) Das Erd-
beben.

geneinanderwuͤrckung der Mineralien entweder der gemeine/ oder
der hartzigte und ſteinkohlichte/ oder aber der Eiſen-Schwefel erwe-
cket wird/ und die Bewegung der Lufft in denen Hoͤhlen der Erden
dazukommet/ welche durch den Lauff und Bewegung der Waſſer her-
fuͤrgebracht wird/ und die unterirdiſche Lufft vermittelſt des trei-
bens/ drengens und fortſtoſſens zu Wind machet/ (dann daß die
Waſſer mit ihrem Fallen durch Roͤhren Wind machen koͤnnen/ den
man ſtatt der Blaſebaͤlge gebrauchen kan/ iſt eine gar bekante Er-
fahrenheit/) ſo entſtehet durch die vermehrte innerliche Bewegung2) Die Feu-
erſpeyende
Berge.

eine Flamme/ welche Erdbeben/ erſchreckliche Blitzen/ unterirdiſche
Donnerwetter herfuͤr bringet/ auch ungeheure entſetzliche Erd-
ſchollen und Felßen-Stuͤcker hoch in die Hoͤhe zu Tage auswirfft.
Wann aber aus Mangel des Meers kein hefftiger Wind in der Er-3) Die war-
me Baͤder.

den zugegen iſt/ wie in Teutſchland geſchiehet/ ſo entſtehet zwar eine
ſehr hefftige Hitze/ aber das Feuer iſt gleichſam verſchloſſen/ und
bricht in keine offenbahre Flamme aus/ doch ſtoͤſſet es uͤberaus heiſſe
Daͤmpffe von ſich/ wodurch das kalte Waſſer/ ſo in denen Hoͤhlen
und Gaͤngen der Erden daſelbſt vorbey flieſſet/ geſchwaͤngert und er-
waͤrmet wird/ welche Waͤrme es dann auch beym Ausbruch annoch
behaͤlt.

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me/ daß eine

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[255/0290] Beſchreibung des Fichtelbergs. ben/ worinnen ein ſchwefelhafftes/ ſaures/ alaunhafftes Saltz ver- borgen iſt; wann dieſe Erde zu hauffen geſtuͤrtzt und vom Regen be- feuchtet wird/ ſo wird ſie nicht nur ſehr heiß/ ſondern ſie ſtoͤſſet auch ei- nen Dampff und Rauch/ ja zuweiln gar eine offenbahre Flamme aus/ und dieſes darum/ weiln das ſaure ſchwefllichte Alaunſaltz vom Waſ- ſer aufgeloͤſet wird/ und die ſchweflichte hartzigte Erde angreiffet/ durch welche Jneinanderwirckung ſich der Schwefel erhitzet/ oder wohl gar/ wann die freye Lufft mit ihrer Bewegung dazu kommet/ in ein Feuer ausbricht. Dieſe Kunſt-Stuͤcke/ hoffe ich/ ſollen uns gnugſame Kennzei- chen geben/ auf was Art die unterirdiſche Hitze und Feuer herfuͤrge- bracht/ die warme Baͤder verurſacht/ und in Welſchland die Erdbe- bungen und feuerſpeyenden Berge eroͤffnet werden. Dann wann durch eine ſo gar hefftige innerliche Bewegung/ vermittelſt einer Ge- geneinanderwuͤrckung der Mineralien entweder der gemeine/ oder der hartzigte und ſteinkohlichte/ oder aber der Eiſen-Schwefel erwe- cket wird/ und die Bewegung der Lufft in denen Hoͤhlen der Erden dazukommet/ welche durch den Lauff und Bewegung der Waſſer her- fuͤrgebracht wird/ und die unterirdiſche Lufft vermittelſt des trei- bens/ drengens und fortſtoſſens zu Wind machet/ (dann daß die Waſſer mit ihrem Fallen durch Roͤhren Wind machen koͤnnen/ den man ſtatt der Blaſebaͤlge gebrauchen kan/ iſt eine gar bekante Er- fahrenheit/) ſo entſtehet durch die vermehrte innerliche Bewegung eine Flamme/ welche Erdbeben/ erſchreckliche Blitzen/ unterirdiſche Donnerwetter herfuͤr bringet/ auch ungeheure entſetzliche Erd- ſchollen und Felßen-Stuͤcker hoch in die Hoͤhe zu Tage auswirfft. Wann aber aus Mangel des Meers kein hefftiger Wind in der Er- den zugegen iſt/ wie in Teutſchland geſchiehet/ ſo entſtehet zwar eine ſehr hefftige Hitze/ aber das Feuer iſt gleichſam verſchloſſen/ und bricht in keine offenbahre Flamme aus/ doch ſtoͤſſet es uͤberaus heiſſe Daͤmpffe von ſich/ wodurch das kalte Waſſer/ ſo in denen Hoͤhlen und Gaͤngen der Erden daſelbſt vorbey flieſſet/ geſchwaͤngert und er- waͤrmet wird/ welche Waͤrme es dann auch beym Ausbruch annoch behaͤlt. Dieſe Kunſt- Stuͤcke er- klaͤhren 1) Das Erd- beben. 2) Die Feu- erſpeyende Berge. 3) Die war- me Baͤder. Daß aber eine ſolche beſtaͤndige Hitze ſo viele 100. Jahr immer- fort Wie es kom- me/ daß eine

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/290>, abgerufen am 23.11.2024.