Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung des Fichtelbergs.
Negelein-Oehl giessen/ so entstehet zur Hand ein offenbahres Feuer/
indem dieses mit viel dickem/ Schwefel geschwängerte Oehl durch
Vermischung dieses Geistes in die allerhefftigste innerliche Bewe-
gung gebracht wird/ welche dann das Feuer ist.

Was nun also den ersten Ursprung des unterirdischen Feu-
ers betrifft/ wie auch dessen Nahrung/ so kan dergleichen unserer
Meynung nach/ auf keine andere Art entstehen/ als daß die schwe-
felhaffte Cörper unter der Erden durch eine Gegenwürckung ge-
geneinander in die allerhefftigste Bewegung gebracht werden/ und
also das erste Feuer darstellen/ welches hernach gar leicht durch an-
dere nahe schweflichte Cörper fortgepflantzet/ und vermehret wird.
Dergleichen leichtlich Feuerfangende Materien nun sind Eisenstei-
ne/ und Schwefel-Kiese. So ists auch eine bekante Sache/ daß
gantze grosse Gegenden und Strecken voller Eisen-Ertz sind/ nicht
weniger ist auch gewiß/ daß die tieffsten Oerter mit Victriol und
Schweffel-Kiesen gantz angefüllet sind: dieses bestättiget die schon
fast gantzer 1000. Jahr gangbahre Schwefel- und Victriol-Gru-
ben zu Goßlar auf dem Ramelsberg. Zu geschweigen/ daß in Welsch-
land einige Oerter von Schwefel gleichsam pausten/ wie dann der
überflüßige Schwefel eben die Ursach daselbst ist der Feuerspeyen-
den Berge und der alldorten so gewöhnlichen Erdbebungen. Bey
denen Feuerspeyenden Bergen ist viererley zu beobachten/ so allda an-
zutreffen: 1) ein gemeiner brennlicher Schwefel; 2) eine luckere Er-
de; 3) die Lufft; 4) das Meer. Der Schwefel verursachet nicht
nur durch seinen flammenden Brand dieselbe schreckliche Entzün-
dung/ sondern indem er die Erden sehr erhitzet/ so machet er auch
das vorbeylauffende Wasser warm/ dahero dann an denen Orten
in Welschland/ wo der Schwefel unter der Erden brennet/ auch
warme Bäder gefunden werden.

So gestallten Dingen nach ist der Schwefel/ gleichwie eines
jeden Feuers/ also auch des Unterirdischen Materie; Wann nehm-
lich schwefelhaffte Cörper miteinander vermischet/ und durch eine
innerliche sehr hefftige Bewegung gegen einander erregt und erweckt
werden: Kurtz/ wann der lediggemachte aufgelösete Schwefel in die
eisenhaffte Erde/ Eisen-Ertz/ und harzigte Erden würcket/ so ent-

stehet
J i 3

Beſchreibung des Fichtelbergs.
Negelein-Oehl gieſſen/ ſo entſtehet zur Hand ein offenbahres Feuer/
indem dieſes mit viel dickem/ Schwefel geſchwaͤngerte Oehl durch
Vermiſchung dieſes Geiſtes in die allerhefftigſte innerliche Bewe-
gung gebracht wird/ welche dann das Feuer iſt.

Was nun alſo den erſten Urſprung des unterirdiſchen Feu-
ers betrifft/ wie auch deſſen Nahrung/ ſo kan dergleichen unſerer
Meynung nach/ auf keine andere Art entſtehen/ als daß die ſchwe-
felhaffte Coͤrper unter der Erden durch eine Gegenwuͤrckung ge-
geneinander in die allerhefftigſte Bewegung gebracht werden/ und
alſo das erſte Feuer darſtellen/ welches hernach gar leicht durch an-
dere nahe ſchweflichte Coͤrper fortgepflantzet/ und vermehret wird.
Dergleichen leichtlich Feuerfangende Materien nun ſind Eiſenſtei-
ne/ und Schwefel-Kieſe. So iſts auch eine bekante Sache/ daß
gantze groſſe Gegenden und Strecken voller Eiſen-Ertz ſind/ nicht
weniger iſt auch gewiß/ daß die tieffſten Oerter mit Victriol und
Schweffel-Kieſen gantz angefuͤllet ſind: dieſes beſtaͤttiget die ſchon
faſt gantzer 1000. Jahr gangbahre Schwefel- und Victriol-Gru-
ben zu Goßlar auf dem Ramelsberg. Zu geſchweigen/ daß in Welſch-
land einige Oerter von Schwefel gleichſam pauſten/ wie dann der
uͤberfluͤßige Schwefel eben die Urſach daſelbſt iſt der Feuerſpeyen-
den Berge und der alldorten ſo gewoͤhnlichen Erdbebungen. Bey
denen Feuerſpeyenden Bergen iſt viererley zu beobachten/ ſo allda an-
zutreffen: 1) ein gemeiner brennlicher Schwefel; 2) eine luckere Er-
de; 3) die Lufft; 4) das Meer. Der Schwefel verurſachet nicht
nur durch ſeinen flammenden Brand dieſelbe ſchreckliche Entzuͤn-
dung/ ſondern indem er die Erden ſehr erhitzet/ ſo machet er auch
das vorbeylauffende Waſſer warm/ dahero dann an denen Orten
in Welſchland/ wo der Schwefel unter der Erden brennet/ auch
warme Baͤder gefunden werden.

So geſtallten Dingen nach iſt der Schwefel/ gleichwie eines
jeden Feuers/ alſo auch des Unterirdiſchen Materie; Wann nehm-
lich ſchwefelhaffte Coͤrper miteinander vermiſchet/ und durch eine
innerliche ſehr hefftige Bewegung gegen einander erregt und erweckt
werden: Kurtz/ wann der lediggemachte aufgeloͤſete Schwefel in die
eiſenhaffte Erde/ Eiſen-Ertz/ und harzigte Erden wuͤrcket/ ſo ent-

ſtehet
J i 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0288" n="253"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung des Fichtelbergs.</hi></fw><lb/>
Negelein-Oehl gie&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o ent&#x017F;tehet zur Hand ein offenbahres Feuer/<lb/>
indem die&#x017F;es mit viel dickem/ Schwefel ge&#x017F;chwa&#x0364;ngerte Oehl durch<lb/>
Vermi&#x017F;chung die&#x017F;es Gei&#x017F;tes in die allerhefftig&#x017F;te innerliche Bewe-<lb/>
gung gebracht wird/ welche dann das Feuer i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Was nun al&#x017F;o den er&#x017F;ten Ur&#x017F;prung des unterirdi&#x017F;chen Feu-<lb/>
ers betrifft/ wie auch de&#x017F;&#x017F;en Nahrung/ &#x017F;o kan dergleichen un&#x017F;erer<lb/>
Meynung nach/ auf keine andere Art ent&#x017F;tehen/ als daß die &#x017F;chwe-<lb/>
felhaffte Co&#x0364;rper unter der Erden durch eine Gegenwu&#x0364;rckung ge-<lb/>
geneinander in die allerhefftig&#x017F;te Bewegung gebracht werden/ und<lb/>
al&#x017F;o das er&#x017F;te Feuer dar&#x017F;tellen/ welches hernach gar leicht durch an-<lb/>
dere nahe &#x017F;chweflichte Co&#x0364;rper fortgepflantzet/ und vermehret wird.<lb/>
Dergleichen leichtlich Feuerfangende Materien nun &#x017F;ind Ei&#x017F;en&#x017F;tei-<lb/>
ne/ und Schwefel-Kie&#x017F;e. So i&#x017F;ts auch eine bekante Sache/ daß<lb/>
gantze gro&#x017F;&#x017F;e Gegenden und Strecken voller Ei&#x017F;en-Ertz &#x017F;ind/ nicht<lb/>
weniger i&#x017F;t auch gewiß/ daß die tieff&#x017F;ten Oerter mit <hi rendition="#aq">Victriol</hi> und<lb/>
Schweffel-Kie&#x017F;en gantz angefu&#x0364;llet &#x017F;ind: die&#x017F;es be&#x017F;ta&#x0364;ttiget die &#x017F;chon<lb/>
fa&#x017F;t gantzer 1000. Jahr gangbahre Schwefel- und <hi rendition="#aq">Victriol</hi>-Gru-<lb/>
ben zu Goßlar auf dem Ramelsberg. Zu ge&#x017F;chweigen/ daß in Wel&#x017F;ch-<lb/>
land einige Oerter von Schwefel gleich&#x017F;am pau&#x017F;ten/ wie dann der<lb/>
u&#x0364;berflu&#x0364;ßige Schwefel eben die Ur&#x017F;ach da&#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t der Feuer&#x017F;peyen-<lb/>
den Berge und der alldorten &#x017F;o gewo&#x0364;hnlichen Erdbebungen. Bey<lb/>
denen Feuer&#x017F;peyenden Bergen i&#x017F;t viererley zu beobachten/ &#x017F;o allda an-<lb/>
zutreffen: 1) ein gemeiner brennlicher Schwefel; 2) eine luckere Er-<lb/>
de; 3) die Lufft; 4) das Meer. Der Schwefel verur&#x017F;achet nicht<lb/>
nur durch &#x017F;einen flammenden Brand die&#x017F;elbe &#x017F;chreckliche Entzu&#x0364;n-<lb/>
dung/ &#x017F;ondern indem er die Erden &#x017F;ehr erhitzet/ &#x017F;o machet er auch<lb/>
das vorbeylauffende Wa&#x017F;&#x017F;er warm/ dahero dann an denen Orten<lb/>
in Wel&#x017F;chland/ wo der Schwefel unter der Erden brennet/ auch<lb/>
warme Ba&#x0364;der gefunden werden.</p><lb/>
        <p>So ge&#x017F;tallten Dingen nach i&#x017F;t der Schwefel/ gleichwie eines<lb/>
jeden Feuers/ al&#x017F;o auch des Unterirdi&#x017F;chen Materie; Wann nehm-<lb/>
lich &#x017F;chwefelhaffte Co&#x0364;rper miteinander vermi&#x017F;chet/ und durch eine<lb/>
innerliche &#x017F;ehr hefftige Bewegung gegen einander erregt und erweckt<lb/>
werden: Kurtz/ wann der lediggemachte aufgelo&#x0364;&#x017F;ete Schwefel in die<lb/>
ei&#x017F;enhaffte Erde/ Ei&#x017F;en-Ertz/ und harzigte Erden wu&#x0364;rcket/ &#x017F;o ent-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J i 3</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tehet</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0288] Beſchreibung des Fichtelbergs. Negelein-Oehl gieſſen/ ſo entſtehet zur Hand ein offenbahres Feuer/ indem dieſes mit viel dickem/ Schwefel geſchwaͤngerte Oehl durch Vermiſchung dieſes Geiſtes in die allerhefftigſte innerliche Bewe- gung gebracht wird/ welche dann das Feuer iſt. Was nun alſo den erſten Urſprung des unterirdiſchen Feu- ers betrifft/ wie auch deſſen Nahrung/ ſo kan dergleichen unſerer Meynung nach/ auf keine andere Art entſtehen/ als daß die ſchwe- felhaffte Coͤrper unter der Erden durch eine Gegenwuͤrckung ge- geneinander in die allerhefftigſte Bewegung gebracht werden/ und alſo das erſte Feuer darſtellen/ welches hernach gar leicht durch an- dere nahe ſchweflichte Coͤrper fortgepflantzet/ und vermehret wird. Dergleichen leichtlich Feuerfangende Materien nun ſind Eiſenſtei- ne/ und Schwefel-Kieſe. So iſts auch eine bekante Sache/ daß gantze groſſe Gegenden und Strecken voller Eiſen-Ertz ſind/ nicht weniger iſt auch gewiß/ daß die tieffſten Oerter mit Victriol und Schweffel-Kieſen gantz angefuͤllet ſind: dieſes beſtaͤttiget die ſchon faſt gantzer 1000. Jahr gangbahre Schwefel- und Victriol-Gru- ben zu Goßlar auf dem Ramelsberg. Zu geſchweigen/ daß in Welſch- land einige Oerter von Schwefel gleichſam pauſten/ wie dann der uͤberfluͤßige Schwefel eben die Urſach daſelbſt iſt der Feuerſpeyen- den Berge und der alldorten ſo gewoͤhnlichen Erdbebungen. Bey denen Feuerſpeyenden Bergen iſt viererley zu beobachten/ ſo allda an- zutreffen: 1) ein gemeiner brennlicher Schwefel; 2) eine luckere Er- de; 3) die Lufft; 4) das Meer. Der Schwefel verurſachet nicht nur durch ſeinen flammenden Brand dieſelbe ſchreckliche Entzuͤn- dung/ ſondern indem er die Erden ſehr erhitzet/ ſo machet er auch das vorbeylauffende Waſſer warm/ dahero dann an denen Orten in Welſchland/ wo der Schwefel unter der Erden brennet/ auch warme Baͤder gefunden werden. So geſtallten Dingen nach iſt der Schwefel/ gleichwie eines jeden Feuers/ alſo auch des Unterirdiſchen Materie; Wann nehm- lich ſchwefelhaffte Coͤrper miteinander vermiſchet/ und durch eine innerliche ſehr hefftige Bewegung gegen einander erregt und erweckt werden: Kurtz/ wann der lediggemachte aufgeloͤſete Schwefel in die eiſenhaffte Erde/ Eiſen-Ertz/ und harzigte Erden wuͤrcket/ ſo ent- ſtehet J i 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/288
Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/288>, abgerufen am 27.11.2024.