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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
sten Orten der Berge/ derselben Wurtzeln/ und Thälern herfürbre-
che. Man siehet auch/ je länger und beständiger sich das Gebürg in
einem Stücke fortgestrecket/ ja je höher die Berge sind/ desto dauer-
hafftiger/ beständiger und höher auch die Bronnqvellen steigen. Hr.Besonderer
Fluß des
Pfeffer-Ba-
des.

Plumptre führet diesfalls zum Beweiß das Pfefferbad/ nicht weit
von der Stadt Cur/ an/ dann indem diese Wasser jährlich umb den
3. Maji entspringen/ und gegen den 14. Tag Septembris zu fließen auf-
hören/ so meynet er die Ursache dessen sey/ weiln umb bemeldte Zeit
der Schnee auf dem hohen Gebürg zergehe/ durch die Strecken der
Erden herab steige/ und das Wasser durch die daselbst befindliche
unterirdische Wärme warm werde. Dahero dann gar nicht zu
zweifeln/ daß das Carlsbader Wasser theils aus denen unterir-
dischen Wasser-Schätzen/ theils aber von dem gesammelten Regen-
Wasser/ so durch die Höhlen der Berge herab rinnet/ seinen Uhr-
sprung nehme. Und ist allerdings wahrscheinlich/ daß diese Wasser
vom Hirschenstein/ welcher sich auf etliche Meilwegs ausstrecket/
herabkommen/ welche hernach in der Erden die Wärme/ ja die mine-
rali
sche Krafft empfangen. Daß aber besagte Wasser vom gedach-
ten Berg herabkommen/ ist daher zu schließen/ weil man an dem
Ort/ wo das Rathhauß stehet/ das Wasser sehr starck unter der Er-
den rauschen höret. So ist auch denen Jnwohnern/ besonders dem
Apothecker bekant/ daß in dessen Laboratorio das warme Wasser et-
liche mahl herfürgedrungen/ so daß man es kaum hat stopffen kön-
nen. Es bekräfftiget solches auch die Qvelle/ so unter des bemeldten
Bergs Wurtzel nicht weit von der Mühlen aus einem sehr festen
Felß herfür dringet/ die aber nicht so heiß/ als der Brudler/ sondern
nur lau dagegen ist. Die Ursache dessen ist/ weil das Wasser gar
hurtig daselbst fließet/ und nicht durch so häuffig mit Kalch und Feuer
angefüllete unterirdische Oerter gehet/ welche ohne Zweifel unter
dem Flecken und der Döpel sich befinden. Uber dieses bekräfftigetWarumb
der Brudler
so hoch
springe?

auch der Brudel durch sein hohes springen und steigen in die freye
Lufft/ (so sich/ wann die Röhren enger wären/ über 10 Ellen hoch er-
strecken solte/) daß das Wasser hoch herab fallen müsse/ indem dessen
keine andere Ursache ist/ als weil das Wasser starck von oben hoch
herabfället/ und gedruckt oder gedrenget wird.

Noch
J i 2

Beſchreibung des Fichtelbergs.
ſten Orten der Berge/ derſelben Wurtzeln/ und Thaͤlern herfuͤrbre-
che. Man ſiehet auch/ je laͤnger und beſtaͤndiger ſich das Gebuͤrg in
einem Stuͤcke fortgeſtrecket/ ja je hoͤher die Berge ſind/ deſto dauer-
hafftiger/ beſtaͤndiger und hoͤher auch die Bronnqvellen ſteigen. Hr.Beſonderer
Fluß des
Pfeffer-Ba-
des.

Plumptre fuͤhret diesfalls zum Beweiß das Pfefferbad/ nicht weit
von der Stadt Cur/ an/ dann indem dieſe Waſſer jaͤhrlich umb den
3. Maji entſpringen/ und gegen den 14. Tag Septembris zu fließen auf-
hoͤren/ ſo meynet er die Urſache deſſen ſey/ weiln umb bemeldte Zeit
der Schnee auf dem hohen Gebuͤrg zergehe/ durch die Strecken der
Erden herab ſteige/ und das Waſſer durch die daſelbſt befindliche
unterirdiſche Waͤrme warm werde. Dahero dann gar nicht zu
zweifeln/ daß das Carlsbader Waſſer theils aus denen unterir-
diſchen Waſſer-Schaͤtzen/ theils aber von dem geſammelten Regen-
Waſſer/ ſo durch die Hoͤhlen der Berge herab rinnet/ ſeinen Uhr-
ſprung nehme. Und iſt allerdings wahrſcheinlich/ daß dieſe Waſſer
vom Hirſchenſtein/ welcher ſich auf etliche Meilwegs ausſtrecket/
herabkommen/ welche hernach in der Erden die Waͤrme/ ja die mine-
rali
ſche Krafft empfangen. Daß aber beſagte Waſſer vom gedach-
ten Berg herabkommen/ iſt daher zu ſchließen/ weil man an dem
Ort/ wo das Rathhauß ſtehet/ das Waſſer ſehr ſtarck unter der Er-
den rauſchen hoͤret. So iſt auch denen Jnwohnern/ beſonders dem
Apothecker bekant/ daß in deſſen Laboratorio das warme Waſſer et-
liche mahl herfuͤrgedrungen/ ſo daß man es kaum hat ſtopffen koͤn-
nen. Es bekraͤfftiget ſolches auch die Qvelle/ ſo unter des bemeldten
Bergs Wurtzel nicht weit von der Muͤhlen aus einem ſehr feſten
Felß herfuͤr dringet/ die aber nicht ſo heiß/ als der Brudler/ ſondern
nur lau dagegen iſt. Die Urſache deſſen iſt/ weil das Waſſer gar
hurtig daſelbſt fließet/ und nicht durch ſo haͤuffig mit Kalch und Feuer
angefuͤllete unterirdiſche Oerter gehet/ welche ohne Zweifel unter
dem Flecken und der Doͤpel ſich befinden. Uber dieſes bekraͤfftigetWarumb
der Brudler
ſo hoch
ſpringe?

auch der Brudel durch ſein hohes ſpringen und ſteigen in die freye
Lufft/ (ſo ſich/ wann die Roͤhren enger waͤren/ uͤber 10 Ellen hoch er-
ſtrecken ſolte/) daß das Waſſer hoch herab fallen muͤſſe/ indem deſſen
keine andere Urſache iſt/ als weil das Waſſer ſtarck von oben hoch
herabfaͤllet/ und gedruckt oder gedrenget wird.

Noch
J i 2
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[251/0286] Beſchreibung des Fichtelbergs. ſten Orten der Berge/ derſelben Wurtzeln/ und Thaͤlern herfuͤrbre- che. Man ſiehet auch/ je laͤnger und beſtaͤndiger ſich das Gebuͤrg in einem Stuͤcke fortgeſtrecket/ ja je hoͤher die Berge ſind/ deſto dauer- hafftiger/ beſtaͤndiger und hoͤher auch die Bronnqvellen ſteigen. Hr. Plumptre fuͤhret diesfalls zum Beweiß das Pfefferbad/ nicht weit von der Stadt Cur/ an/ dann indem dieſe Waſſer jaͤhrlich umb den 3. Maji entſpringen/ und gegen den 14. Tag Septembris zu fließen auf- hoͤren/ ſo meynet er die Urſache deſſen ſey/ weiln umb bemeldte Zeit der Schnee auf dem hohen Gebuͤrg zergehe/ durch die Strecken der Erden herab ſteige/ und das Waſſer durch die daſelbſt befindliche unterirdiſche Waͤrme warm werde. Dahero dann gar nicht zu zweifeln/ daß das Carlsbader Waſſer theils aus denen unterir- diſchen Waſſer-Schaͤtzen/ theils aber von dem geſammelten Regen- Waſſer/ ſo durch die Hoͤhlen der Berge herab rinnet/ ſeinen Uhr- ſprung nehme. Und iſt allerdings wahrſcheinlich/ daß dieſe Waſſer vom Hirſchenſtein/ welcher ſich auf etliche Meilwegs ausſtrecket/ herabkommen/ welche hernach in der Erden die Waͤrme/ ja die mine- raliſche Krafft empfangen. Daß aber beſagte Waſſer vom gedach- ten Berg herabkommen/ iſt daher zu ſchließen/ weil man an dem Ort/ wo das Rathhauß ſtehet/ das Waſſer ſehr ſtarck unter der Er- den rauſchen hoͤret. So iſt auch denen Jnwohnern/ beſonders dem Apothecker bekant/ daß in deſſen Laboratorio das warme Waſſer et- liche mahl herfuͤrgedrungen/ ſo daß man es kaum hat ſtopffen koͤn- nen. Es bekraͤfftiget ſolches auch die Qvelle/ ſo unter des bemeldten Bergs Wurtzel nicht weit von der Muͤhlen aus einem ſehr feſten Felß herfuͤr dringet/ die aber nicht ſo heiß/ als der Brudler/ ſondern nur lau dagegen iſt. Die Urſache deſſen iſt/ weil das Waſſer gar hurtig daſelbſt fließet/ und nicht durch ſo haͤuffig mit Kalch und Feuer angefuͤllete unterirdiſche Oerter gehet/ welche ohne Zweifel unter dem Flecken und der Doͤpel ſich befinden. Uber dieſes bekraͤfftiget auch der Brudel durch ſein hohes ſpringen und ſteigen in die freye Lufft/ (ſo ſich/ wann die Roͤhren enger waͤren/ uͤber 10 Ellen hoch er- ſtrecken ſolte/) daß das Waſſer hoch herab fallen muͤſſe/ indem deſſen keine andere Urſache iſt/ als weil das Waſſer ſtarck von oben hoch herabfaͤllet/ und gedruckt oder gedrenget wird. Beſonderer Fluß des Pfeffer-Ba- des. Warumb der Brudler ſo hoch ſpringe? Noch J i 2

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/286>, abgerufen am 07.07.2024.