Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. Saltzes imCarlsbader Wasser an- zutreffen?Wasser schon so viel 100. Jahr gefloßen/ also/ daß wohl schon 100000. Centner desselben abgeführet worden? Es ist aber zu wissen/ daß eine unerschöpffliche Menge der Mineralien als des Victriols/ Alauns/ Schwefels/etc. womit die Wasser geschwängert und sauer werden/ alldorten anzutreffen/ welche sich nach der Tieffe und nach der Weite unaussprechlich ausbreiten. So sind auch sehr grosse und uner- gründlichtieffe Oerter unter der Erden daselbst/ welche mit Stein und Kalch-Erden angefüllet. Nun reisset aber das Wasser zu ge- wisser Zeit/ indem es nehmlich dadurch fließet/ nur ein gewisses Theil von diesen Saltzen ab/ und wann es dann zu denen brennenden Kalch-Oertern kommet/ und das Sauersaltz ist verwandelt worden/ so kan es nicht mehr Laugensaltz an sich nehmen/ als die Gegenwart des Sauersaltzes zulässet/ desgleichen auch nicht mehr Topff-Erden/ Saltzbron- nen zu Halle in Sachsen/ liefern täg- lich fast 1000. Cent- ner Saltz.als es in sich beherbergen kan. Und gewißlich 100000 Lb. dieser Mi- neralien/ so das Wasser mit sich an den Tag bringet/ ist in Ansehen der grossen Menge derselben unter der Erden nur wie ein Stäub- gen zu rechnen. Man bedencke nur die Saltzbronnen zu Halle/ welche über 1000. Jahre gefloßen/ und doch fast täglich 1000. Centn. Saltz liefern/ was vor eine Menge desselben das Wasser in sich fassen mag. grosse Men- ge Wassers unter der Erden her- komme? Noch ereignet sich eine Frage/ wo nehmlich eine so grosse Men- sten
Beſchreibung des Fichtelbergs. Saltzes imCarlsbader Waſſer an- zutreffen?Waſſer ſchon ſo viel 100. Jahr gefloßen/ alſo/ daß wohl ſchon 100000. Centner deſſelben abgefuͤhret worden? Es iſt aber zu wiſſen/ daß eine unerſchoͤpffliche Menge der Mineralien als des Victriols/ Alauns/ Schwefels/ꝛc. womit die Waſſer geſchwaͤngert und ſauer werden/ alldorten anzutreffen/ welche ſich nach der Tieffe und nach der Weite unausſprechlich ausbreiten. So ſind auch ſehr groſſe und uner- gruͤndlichtieffe Oerter unter der Erden daſelbſt/ welche mit Stein und Kalch-Erden angefuͤllet. Nun reiſſet aber das Waſſer zu ge- wiſſer Zeit/ indem es nehmlich dadurch fließet/ nur ein gewiſſes Theil von dieſen Saltzen ab/ und wann es dann zu denen brennenden Kalch-Oertern kommet/ und das Sauerſaltz iſt verwandelt worden/ ſo kan es nicht mehr Laugenſaltz an ſich nehmen/ als die Gegenwart des Sauerſaltzes zulaͤſſet/ desgleichen auch nicht mehr Topff-Erden/ Saltzbron- nen zu Halle in Sachſen/ liefern taͤg- lich faſt 1000. Cent- ner Saltz.als es in ſich beherbergen kan. Und gewißlich 100000 ℔. dieſer Mi- neralien/ ſo das Waſſer mit ſich an den Tag bringet/ iſt in Anſehen der groſſen Menge derſelben unter der Erden nur wie ein Staͤub- gen zu rechnen. Man bedencke nur die Saltzbronnen zu Halle/ welche uͤber 1000. Jahre gefloßen/ und doch faſt taͤglich 1000. Centn. Saltz liefern/ was vor eine Menge deſſelben das Waſſer in ſich faſſen mag. groſſe Men- ge Waſſers unter der Erden her- komme? Noch ereignet ſich eine Frage/ wo nehmlich eine ſo groſſe Men- ſten
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
Waſſer ſchon ſo viel 100. Jahr gefloßen/ alſo/ daß wohl ſchon 100000.
Centner deſſelben abgefuͤhret worden? Es iſt aber zu wiſſen/ daß eine
unerſchoͤpffliche Menge der Mineralien als des Victriols/ Alauns/
Schwefels/ꝛc. womit die Waſſer geſchwaͤngert und ſauer werden/
alldorten anzutreffen/ welche ſich nach der Tieffe und nach der Weite
unausſprechlich ausbreiten. So ſind auch ſehr groſſe und uner-
gruͤndlichtieffe Oerter unter der Erden daſelbſt/ welche mit Stein
und Kalch-Erden angefuͤllet. Nun reiſſet aber das Waſſer zu ge-
wiſſer Zeit/ indem es nehmlich dadurch fließet/ nur ein gewiſſes Theil
von dieſen Saltzen ab/ und wann es dann zu denen brennenden
Kalch-Oertern kommet/ und das Sauerſaltz iſt verwandelt worden/
ſo kan es nicht mehr Laugenſaltz an ſich nehmen/ als die Gegenwart
des Sauerſaltzes zulaͤſſet/ desgleichen auch nicht mehr Topff-Erden/
als es in ſich beherbergen kan. Und gewißlich 100000 ℔. dieſer Mi-
neralien/ ſo das Waſſer mit ſich an den Tag bringet/ iſt in Anſehen
der groſſen Menge derſelben unter der Erden nur wie ein Staͤub-
gen zu rechnen. Man bedencke nur die Saltzbronnen zu Halle/ welche
uͤber 1000. Jahre gefloßen/ und doch faſt taͤglich 1000. Centn. Saltz
liefern/ was vor eine Menge deſſelben das Waſſer in ſich faſſen mag.
Saltzes im
Carlsbader
Waſſer an-
zutreffen?
Saltzbron-
nen zu Halle
in Sachſen/
liefern taͤg-
lich faſt
1000. Cent-
ner Saltz.
Noch ereignet ſich eine Frage/ wo nehmlich eine ſo groſſe Men-
ge Waſſers unter der Erden muͤſſe herkommen? Hr. D. Beccher in
ſeiner Phyſica ſubterranea p. m. 53. ſtatuiret nicht unwahrſcheinlich/
daß das Meer-Waſſer durch des Meeres Grund und Sand gleich-
ſam durchgeſeyet werde in den Mittel-Punct der Erden/ daſelbſt aber
werde es in einen Dunſt verwandelt/ welcher ſeiner Natur nach vom
Centro gegen die Oberflaͤche wieder uͤber ſich ſteige/ ſich alldorten
ſammle/ wieder in Waſſer verdicket/ zu Bronnen/ Baͤchlein und
Fluͤßen werde/ welche wieder in das Meer flieſſen/ und durch dieſe
beſtaͤndige Circulation werde des Waſſers nicht weniger. Herr
Plumptre giebt zwar dieſer Meynung Beyfall/ doch haͤlt er dafuͤr/
daß die unterirdiſche Waſſer auch zugleich viele Nahrung und Zu-
wachs von dem Regen-Waſſer bekommen/ welches durch die luckere
Subſtanz des Erdreichs hindringe und durchgeſeyet wuͤrde/ hernacher
aber an lettichten Orten ſich ſammle und verdicke/ und in gewiſſe
Baͤchlein und Fluͤße austheile/ vornehmlich aber an denen niedrig-
ſten
Wobey zu-
gleich vom
Urſprung
der Bron-
nen gehan-
delt wird.
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