Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. Geister stärcken und erwecken zwar den Appetit, die concreta selbstenaber erwecken einen schreckl. Unwillen und Eckel im Magen. Daß eine Materie im Wasser sey/ die zuvor Alaun und Victriol auch Schwefel gewesen/ will ich gerne zugeben/ aber daß dergleichen in substantia darinnen seyn sollen/ solches ist nicht/ sondern sie sind zum wenigsten durch die Fermentation bereits in eine dritte Substanz ver- setzt worden. Kein gemeiner Berg-Schwefel ist/ wie der Autor selbst saget/ gleichfalls nicht darinnen/ auch so gar nicht/ (wie er will) ein Schwefel-Dampff oder Geruch/ sondern vielmehr ein Geruch ei- nes fixen Laugen-Saltzes/ wann es gekochet wird. Wir wollen uns aber bey der Relation des sel. Hn. D. Summers/ der zu seiner Zeit/ so weit das damahlige Seculum es hat zulassen wollen/ in Un- tersuchung natürlicher Dinge grossen Fleiß angewendet/ nicht län- ger aufhalten/ sondern uns zu der neuern Untersuchung unserer Zei- ten begeben/ als in welchen die natürl. Ursachen weit mehr an das Tages-Licht gebracht/ und/ so zu reden/ erst recht zeitig werden/ sich denen Liebhabern der Warheit nackend und bloß darzustellen. Un- ter welchen dann/ insonderheit was die Eigenschafften unsers Carls- bades angehet/ keiner von denen geringsten Erforschern ist/ das in der Königl. Cantabrigischischen Englischen gelehrten GesellschafftHenricus Plumptre, ein gelehr- ter Engel- länder/ der disputirt vom Carls- bade zu Hal- le auf der Vniversität im Magde- burgischen. sehr erfahrne Mitglied Hr. Henricus Plumptre, ein gebohrner En- gelländer aus Nottingham/ welcher als ocularis & expertus Testis in seiner zu Halle im Magdeburgischen auf der Universität gehal- tenen Dissertation de Thermis Carolinis im zweyten Capitel die wah- re und eigendliche Contenta der Warmen Carlsbadischen Wasser ansetzet/ nachdem er §. 3. zuvor die falsch eingebildete Ingredientia derselben wiederlegt. Wie es nehmlich höchst ungegründet sey/ daß in besagten Bädern ein würcklich Mineralischer Schwefel/ A- Llaun/ Salpeter/ Victriol, noch viel weniger im geringsten weder Gold/ noch Kupffer anzutreffen/ indem die Scheide-Kunst derglei-Wiederlegt die falsche Ingredientia, nahment- lich/ durch ange- stellte Pro- ben. chen nicht heraus bringen können. Dann besagte Wasser überfär- ben das Silber nicht bräunlicht; und so man Galläpffel darein wirfft/ so wird das Wasser nicht schwartz; ingleichen erhitzet sich solches nicht mit einem zugesetzten Laugen-Saltz. Der anzündliche Salpeter aber/ indem er ein lüfftiges Saltz ist/ wird weder unter der Erden/ noch im Wasser gefunden. Jm H h 2
Beſchreibung des Fichtelbergs. Geiſter ſtaͤrcken und erwecken zwar den Appetit, die concreta ſelbſtenaber erwecken einen ſchreckl. Unwillen und Eckel im Magen. Daß eine Materie im Waſſer ſey/ die zuvor Alaun und Victriol auch Schwefel geweſen/ will ich gerne zugeben/ aber daß dergleichen in ſubſtantia darinnen ſeyn ſollen/ ſolches iſt nicht/ ſondern ſie ſind zum wenigſten durch die Fermentation bereits in eine dritte Subſtanz ver- ſetzt worden. Kein gemeiner Berg-Schwefel iſt/ wie der Autor ſelbſt ſaget/ gleichfalls nicht darinnen/ auch ſo gar nicht/ (wie er will) ein Schwefel-Dampff oder Geruch/ ſondern vielmehr ein Geruch ei- nes fixen Laugen-Saltzes/ wann es gekochet wird. Wir wollen uns aber bey der Relation des ſel. Hn. D. Summers/ der zu ſeiner Zeit/ ſo weit das damahlige Seculum es hat zulaſſen wollen/ in Un- terſuchung natuͤrlicher Dinge groſſen Fleiß angewendet/ nicht laͤn- ger aufhalten/ ſondern uns zu der neuern Unterſuchung unſerer Zei- ten begeben/ als in welchen die natuͤrl. Urſachen weit mehr an das Tages-Licht gebracht/ und/ ſo zu reden/ erſt recht zeitig werden/ ſich denen Liebhabern der Warheit nackend und bloß darzuſtellen. Un- ter welchen dann/ inſonderheit was die Eigenſchafften unſers Carls- bades angehet/ keiner von denen geringſten Erforſchern iſt/ das in der Koͤnigl. Cantabrigiſchiſchen Engliſchen gelehrten GeſellſchafftHenricus Plumptre, ein gelehr- ter Engel- laͤnder/ der diſputirt vom Carls- bade zu Hal- le auf der Vniverſitaͤt im Magde- burgiſchen. ſehr erfahrne Mitglied Hr. Henricus Plumptre, ein gebohrner En- gellaͤnder aus Nottingham/ welcher als ocularis & expertus Teſtis in ſeiner zu Halle im Magdeburgiſchen auf der Univerſitaͤt gehal- tenen Diſſertation de Thermis Carolinis im zweyten Capitel die wah- re und eigendliche Contenta der Warmen Carlsbadiſchen Waſſer anſetzet/ nachdem er §. 3. zuvor die falſch eingebildete Ingredientia derſelben wiederlegt. Wie es nehmlich hoͤchſt ungegruͤndet ſey/ daß in beſagten Baͤdern ein wuͤrcklich Mineraliſcher Schwefel/ A- Llaun/ Salpeter/ Victriol, noch viel weniger im geringſten weder Gold/ noch Kupffer anzutreffen/ indem die Scheide-Kunſt derglei-Wiederlegt die falſche Ingredientia, nahment- lich/ durch ange- ſtellte Pro- ben. chen nicht heraus bringen koͤnnen. Dann beſagte Waſſer uͤberfaͤr- ben das Silber nicht braͤunlicht; und ſo man Gallaͤpffel darein wirfft/ ſo wird das Waſſer nicht ſchwartz; ingleichen erhitzet ſich ſolches nicht mit einem zugeſetzten Laugen-Saltz. Der anzuͤndliche Salpeter aber/ indem er ein luͤfftiges Saltz iſt/ wird weder unter der Erden/ noch im Waſſer gefunden. Jm H h 2
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
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aber erwecken einen ſchreckl. Unwillen und Eckel im Magen. Daß
eine Materie im Waſſer ſey/ die zuvor Alaun und Victriol auch
Schwefel geweſen/ will ich gerne zugeben/ aber daß dergleichen in
ſubſtantia darinnen ſeyn ſollen/ ſolches iſt nicht/ ſondern ſie ſind zum
wenigſten durch die Fermentation bereits in eine dritte Subſtanz ver-
ſetzt worden. Kein gemeiner Berg-Schwefel iſt/ wie der Autor ſelbſt
ſaget/ gleichfalls nicht darinnen/ auch ſo gar nicht/ (wie er will) ein
Schwefel-Dampff oder Geruch/ ſondern vielmehr ein Geruch ei-
nes fixen Laugen-Saltzes/ wann es gekochet wird. Wir wollen
uns aber bey der Relation des ſel. Hn. D. Summers/ der zu ſeiner
Zeit/ ſo weit das damahlige Seculum es hat zulaſſen wollen/ in Un-
terſuchung natuͤrlicher Dinge groſſen Fleiß angewendet/ nicht laͤn-
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ten begeben/ als in welchen die natuͤrl. Urſachen weit mehr an das
Tages-Licht gebracht/ und/ ſo zu reden/ erſt recht zeitig werden/ ſich
denen Liebhabern der Warheit nackend und bloß darzuſtellen. Un-
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bades angehet/ keiner von denen geringſten Erforſchern iſt/ das in
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ſehr erfahrne Mitglied Hr. Henricus Plumptre, ein gebohrner En-
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in ſeiner zu Halle im Magdeburgiſchen auf der Univerſitaͤt gehal-
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anſetzet/ nachdem er §. 3. zuvor die falſch eingebildete Ingredientia
derſelben wiederlegt. Wie es nehmlich hoͤchſt ungegruͤndet ſey/
daß in beſagten Baͤdern ein wuͤrcklich Mineraliſcher Schwefel/ A-
Llaun/ Salpeter/ Victriol, noch viel weniger im geringſten weder
Gold/ noch Kupffer anzutreffen/ indem die Scheide-Kunſt derglei-
chen nicht heraus bringen koͤnnen. Dann beſagte Waſſer uͤberfaͤr-
ben das Silber nicht braͤunlicht; und ſo man Gallaͤpffel darein
wirfft/ ſo wird das Waſſer nicht ſchwartz; ingleichen erhitzet ſich
ſolches nicht mit einem zugeſetzten Laugen-Saltz. Der anzuͤndliche
Salpeter aber/ indem er ein luͤfftiges Saltz iſt/ wird weder unter der
Erden/ noch im Waſſer gefunden.
Henricus
Plumptre,
ein gelehr-
ter Engel-
laͤnder/ der
diſputirt
vom Carls-
bade zu Hal-
le auf der
Vniverſitaͤt
im Magde-
burgiſchen.
Wiederlegt
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durch ange-
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Zitationshilfe: | Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/278>, abgerufen am 07.07.2024. |