Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Beschreibung des Fichtelbergs.
Jn derer Mitten ist ein Zug-Seil aufgezogen/
An welchem ein Geschirr und schweerer Eymer hangt/
Wann dieser in dem Grund wird hin und her gewogen/
Und von dem edlen Ertz beschwehrt den Grund erlangt.
So wird er wiederum erhoben mit den Pferden/
Und samt dem weissen Bley vom Grund herauf gebracht
Bald werden dir gezeigt die Mühlen in der Erden/
Bald Steine die von Ertz sehr künstlich sind gemacht/
Die Menge heisset mich und meine Feder schweigen/
Weil sie die Nahmen nicht der Sachen nennen kan/
Die auch das Alterthum nicht konte recht erreichen/
Und im Gedächtnüß nur mit Wundern schreibet an:
Gewiß man wundert sich/ wozu sie doch gehören/
Zu wessen Nutzen dieß und jenes eingericht:
Wie sie der Knabben Lust in ihrer Arbeit mehren/
Als derer Hertz und Sinn in dieses Ertz verpicht.
Man siehet über das bey solchem Werck und Zeugen/
Was vor der Himmel nie dem Menschen fürgestellt/
Wie der Bergleute Füß der Krüfften End ersteigen/
Und ihr behertzter Leib in diese Höhlen fällt.
Wie manchen Graben sie bald hier/ bald dorten machen/
Und Felßenharte Stein mit Mühe hauen aus:
Biß durch den Haspel sie mit unerhörtem Krachen
Die Leute ziehen auf nicht sonder grossem Graus.
Die Steine häuffet man auf einen Ort zusammen/
Wie man geschlachtes Holtz gerad zusammen schlicht:
Und zündet alles an/ damit es durch die Flammen/
Werd desto schücklicher und feiner zugericht.
Biß daß das heisse Ertz gerinnet/ und zerschlagen/
Und alles wird so klein/ als an dem Meer der Sand/
Das sie von diesem Werck hin in das Wasser tragen/
Und säubern in dem Fluß es mit genetzter Hand.
Was
Beſchreibung des Fichtelbergs.
Jn derer Mitten iſt ein Zug-Seil aufgezogen/
An welchem ein Geſchirr und ſchweerer Eymer hangt/
Wann dieſer in dem Grund wird hin und her gewogen/
Und von dem edlen Ertz beſchwehrt den Grund erlangt.
So wird er wiederum erhoben mit den Pferden/
Und ſamt dem weiſſen Bley vom Grund herauf gebracht
Bald werden dir gezeigt die Muͤhlen in der Erden/
Bald Steine die von Ertz ſehr kuͤnſtlich ſind gemacht/
Die Menge heiſſet mich und meine Feder ſchweigen/
Weil ſie die Nahmen nicht der Sachen nennen kan/
Die auch das Alterthum nicht konte recht erreichen/
Und im Gedaͤchtnuͤß nur mit Wundern ſchreibet an:
Gewiß man wundert ſich/ wozu ſie doch gehoͤren/
Zu weſſen Nutzen dieß und jenes eingericht:
Wie ſie der Knabben Luſt in ihrer Arbeit mehren/
Als derer Hertz und Sinn in dieſes Ertz verpicht.
Man ſiehet uͤber das bey ſolchem Werck und Zeugen/
Was vor der Himmel nie dem Menſchen fuͤrgeſtellt/
Wie der Bergleute Fuͤß der Kruͤfften End erſteigen/
Und ihr behertzter Leib in dieſe Hoͤhlen faͤllt.
Wie manchen Graben ſie bald hier/ bald dorten machen/
Und Felßenharte Stein mit Muͤhe hauen aus:
Biß durch den Haſpel ſie mit unerhoͤrtem Krachen
Die Leute ziehen auf nicht ſonder groſſem Graus.
Die Steine haͤuffet man auf einen Ort zuſammen/
Wie man geſchlachtes Holtz gerad zuſammen ſchlicht:
Und zuͤndet alles an/ damit es durch die Flammen/
Werd deſto ſchuͤcklicher und feiner zugericht.
Biß daß das heiſſe Ertz gerinnet/ und zerſchlagen/
Und alles wird ſo klein/ als an dem Meer der Sand/
Das ſie von dieſem Werck hin in das Waſſer tragen/
Und ſaͤubern in dem Fluß es mit genetzter Hand.
Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0258" n="223"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung des Fichtelbergs.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jn derer Mitten i&#x017F;t ein Zug-Seil aufgezogen/</l><lb/>
            <l>An welchem ein Ge&#x017F;chirr und &#x017F;chweerer Eymer hangt/</l><lb/>
            <l>Wann die&#x017F;er in dem Grund wird hin und her gewogen/</l><lb/>
            <l>Und von dem edlen Ertz be&#x017F;chwehrt den Grund erlangt.</l><lb/>
            <l>So wird er wiederum erhoben mit den Pferden/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;amt dem wei&#x017F;&#x017F;en Bley vom Grund herauf gebracht</l><lb/>
            <l>Bald werden dir gezeigt die Mu&#x0364;hlen in der Erden/</l><lb/>
            <l>Bald Steine die von Ertz &#x017F;ehr ku&#x0364;n&#x017F;tlich &#x017F;ind gemacht/</l><lb/>
            <l>Die Menge hei&#x017F;&#x017F;et mich und meine Feder &#x017F;chweigen/</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;ie die Nahmen nicht der Sachen nennen kan/</l><lb/>
            <l>Die auch das Alterthum nicht konte recht erreichen/</l><lb/>
            <l>Und im Geda&#x0364;chtnu&#x0364;ß nur mit Wundern &#x017F;chreibet an:</l><lb/>
            <l>Gewiß man wundert &#x017F;ich/ wozu &#x017F;ie doch geho&#x0364;ren/</l><lb/>
            <l>Zu we&#x017F;&#x017F;en Nutzen dieß und jenes eingericht:</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;ie der Knabben Lu&#x017F;t in ihrer Arbeit mehren/</l><lb/>
            <l>Als derer Hertz und Sinn in die&#x017F;es Ertz verpicht.</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;iehet u&#x0364;ber das bey &#x017F;olchem Werck und Zeugen/</l><lb/>
            <l>Was vor der Himmel nie dem Men&#x017F;chen fu&#x0364;rge&#x017F;tellt/</l><lb/>
            <l>Wie der Bergleute Fu&#x0364;ß der Kru&#x0364;fften End er&#x017F;teigen/</l><lb/>
            <l>Und ihr behertzter Leib in die&#x017F;e Ho&#x0364;hlen fa&#x0364;llt.</l><lb/>
            <l>Wie manchen Graben &#x017F;ie bald hier/ bald dorten machen/</l><lb/>
            <l>Und Felßenharte Stein mit Mu&#x0364;he hauen aus:</l><lb/>
            <l>Biß durch den Ha&#x017F;pel &#x017F;ie mit unerho&#x0364;rtem Krachen</l><lb/>
            <l>Die Leute ziehen auf nicht &#x017F;onder gro&#x017F;&#x017F;em Graus.</l><lb/>
            <l>Die Steine ha&#x0364;uffet man auf einen Ort zu&#x017F;ammen/</l><lb/>
            <l>Wie man ge&#x017F;chlachtes Holtz gerad zu&#x017F;ammen &#x017F;chlicht:</l><lb/>
            <l>Und zu&#x0364;ndet alles an/ damit es durch die Flammen/</l><lb/>
            <l>Werd de&#x017F;to &#x017F;chu&#x0364;cklicher und feiner zugericht.</l><lb/>
            <l>Biß daß das hei&#x017F;&#x017F;e Ertz gerinnet/ und zer&#x017F;chlagen/</l><lb/>
            <l>Und alles wird &#x017F;o klein/ als an dem Meer der Sand/</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;ie von die&#x017F;em Werck hin in das Wa&#x017F;&#x017F;er tragen/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;a&#x0364;ubern in dem Fluß es mit genetzter Hand.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0258] Beſchreibung des Fichtelbergs. Jn derer Mitten iſt ein Zug-Seil aufgezogen/ An welchem ein Geſchirr und ſchweerer Eymer hangt/ Wann dieſer in dem Grund wird hin und her gewogen/ Und von dem edlen Ertz beſchwehrt den Grund erlangt. So wird er wiederum erhoben mit den Pferden/ Und ſamt dem weiſſen Bley vom Grund herauf gebracht Bald werden dir gezeigt die Muͤhlen in der Erden/ Bald Steine die von Ertz ſehr kuͤnſtlich ſind gemacht/ Die Menge heiſſet mich und meine Feder ſchweigen/ Weil ſie die Nahmen nicht der Sachen nennen kan/ Die auch das Alterthum nicht konte recht erreichen/ Und im Gedaͤchtnuͤß nur mit Wundern ſchreibet an: Gewiß man wundert ſich/ wozu ſie doch gehoͤren/ Zu weſſen Nutzen dieß und jenes eingericht: Wie ſie der Knabben Luſt in ihrer Arbeit mehren/ Als derer Hertz und Sinn in dieſes Ertz verpicht. Man ſiehet uͤber das bey ſolchem Werck und Zeugen/ Was vor der Himmel nie dem Menſchen fuͤrgeſtellt/ Wie der Bergleute Fuͤß der Kruͤfften End erſteigen/ Und ihr behertzter Leib in dieſe Hoͤhlen faͤllt. Wie manchen Graben ſie bald hier/ bald dorten machen/ Und Felßenharte Stein mit Muͤhe hauen aus: Biß durch den Haſpel ſie mit unerhoͤrtem Krachen Die Leute ziehen auf nicht ſonder groſſem Graus. Die Steine haͤuffet man auf einen Ort zuſammen/ Wie man geſchlachtes Holtz gerad zuſammen ſchlicht: Und zuͤndet alles an/ damit es durch die Flammen/ Werd deſto ſchuͤcklicher und feiner zugericht. Biß daß das heiſſe Ertz gerinnet/ und zerſchlagen/ Und alles wird ſo klein/ als an dem Meer der Sand/ Das ſie von dieſem Werck hin in das Waſſer tragen/ Und ſaͤubern in dem Fluß es mit genetzter Hand. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/258
Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/258>, abgerufen am 03.05.2024.