Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Beschreibung des Fichtelbergs.

A. 1508. ist eine solche wohlfeile Zeit gewesen/ daß 5. Maaß Korn
einen Gulden gegolten/ und noch dazu auf Borg gegeben worden.

NB. Weg
auf den Fich-
telberg ge-
machet.

A. 1575. haben die Weissenstädter auf des gantzen Amts Un-
kosten einen Weg auf den Fichtelberg gemachet/ worauf man zuvor
fast unmöglich hat kommen können.

Action ge-
gen die Zie-
gäuner.

A. 1642. solte auf Hoch-Fürstl. Befehl alles Ziegäuner Ge-
sinde fortgeschaffet/ und nichts davon geduldet werden/ als aber des-
sen ungeachtet zu Ausgang des Jahrs sich dennoch eine solche Rot-
te zu Voigtsumbrg eingenistet/ und dem damahligen Weissenstäd-
ter Stadt-Voigt Herr Joh. Christoph Fischern nur gepuchet/
nachgehends gar sich in die Stadt beym Kirchenlamitzer Thor ein-
dringen wollen/ aber zurücke gewiesen worden/ hat ihnen besagter
Voigt mit etlichen neu-geworbenen Soldaten nachgesetzet/ solche
eine halbe Stunde von der Stadt auf dem Spenglersrangen at-
trapp
irt/ in die Pfanne gehauen/ und allesambt massacrirt/ ausser zwey-
en/ welche sich durch die Flucht salvirt. Die todte Cörper bey 18. an
der Zahl/ seynd etliche Tage hernach auf Schlitten geladen/ und
gegen den Fuß des Löstenbergs geschleppet/ auch allda verscharret
worden/ welches man noch heutiges Tags das Ziegäuner-Grab
Was dar-
auf erfolget?
nennet/ und an der Scheiben-Wiesen zu sehen ist. Allein nach
Verlauff etlicher Wochen fande man einen Brief an dem Kirchen-
Lamitzer-Thor angehefftet/ darinnen viele Bedrohungen und Flü-
che dem Städtlein angemeldet gewesen/ so vermuthlich von diesen
bösen Leuten hergerühret/ gleichwohl ist gewiß hierauf erfolget/ daß
auf 7. Jahr lang die Mäuse fast alle Frucht vom Felde umb diese
Stadt hinweg gefreßen/ welches von einigen dieser Begebenheit
hat wollen zugeschrieben werden/ wie dann noch etliche in dem Wahn
stehen/ daß aller Getraid-Seegen auf 100. Jahr von diesem Zie-
gäuner Gesind wäre verbannet worden/ nach deren Verfließung
sie wieder beßern Feld-Seegen hoffen. Sonsten hat auch viel Di-
scur
irens gegeben/ daß der Voigt Fischer bald selbst darauf gestor-
ben/ und kaum ein Viertel Jahr nach solchem Streich gelebet/ wie
dann auch viele von der Burgerschafft übel damit zufrieden ge-
wesen.etc.

A. 1674.
Beſchreibung des Fichtelbergs.

A. 1508. iſt eine ſolche wohlfeile Zeit geweſen/ daß 5. Maaß Korn
einen Gulden gegolten/ und noch dazu auf Borg gegeben worden.

NB. Weg
auf den Fich-
telberg ge-
machet.

A. 1575. haben die Weiſſenſtaͤdter auf des gantzen Amts Un-
koſten einen Weg auf den Fichtelberg gemachet/ worauf man zuvor
faſt unmoͤglich hat kommen koͤnnen.

Action ge-
gen die Zie-
gaͤuner.

A. 1642. ſolte auf Hoch-Fuͤrſtl. Befehl alles Ziegaͤuner Ge-
ſinde fortgeſchaffet/ und nichts davon geduldet werden/ als aber deſ-
ſen ungeachtet zu Ausgang des Jahrs ſich dennoch eine ſolche Rot-
te zu Voigtſumbrg eingeniſtet/ und dem damahligen Weiſſenſtaͤd-
ter Stadt-Voigt Herr Joh. Chriſtoph Fiſchern nur gepuchet/
nachgehends gar ſich in die Stadt beym Kirchenlamitzer Thor ein-
dringen wollen/ aber zuruͤcke gewieſen worden/ hat ihnen beſagter
Voigt mit etlichen neu-geworbenen Soldaten nachgeſetzet/ ſolche
eine halbe Stunde von der Stadt auf dem Spenglersrangen at-
trapp
irt/ in die Pfanne gehauen/ und alleſambt maſſacrirt/ auſſer zwey-
en/ welche ſich durch die Flucht ſalvirt. Die todte Coͤrper bey 18. an
der Zahl/ ſeynd etliche Tage hernach auf Schlitten geladen/ und
gegen den Fuß des Loͤſtenbergs geſchleppet/ auch allda verſcharret
worden/ welches man noch heutiges Tags das Ziegaͤuner-Grab
Was dar-
auf erfolget?
nennet/ und an der Scheiben-Wieſen zu ſehen iſt. Allein nach
Verlauff etlicher Wochen fande man einen Brief an dem Kirchen-
Lamitzer-Thor angehefftet/ darinnen viele Bedrohungen und Fluͤ-
che dem Staͤdtlein angemeldet geweſen/ ſo vermuthlich von dieſen
boͤſen Leuten hergeruͤhret/ gleichwohl iſt gewiß hierauf erfolget/ daß
auf 7. Jahr lang die Maͤuſe faſt alle Frucht vom Felde umb dieſe
Stadt hinweg gefreßen/ welches von einigen dieſer Begebenheit
hat wollen zugeſchrieben werden/ wie dann noch etliche in dem Wahn
ſtehen/ daß aller Getraid-Seegen auf 100. Jahr von dieſem Zie-
gaͤuner Geſind waͤre verbannet worden/ nach deren Verfließung
ſie wieder beßern Feld-Seegen hoffen. Sonſten hat auch viel Di-
ſcur
irens gegeben/ daß der Voigt Fiſcher bald ſelbſt darauf geſtor-
ben/ und kaum ein Viertel Jahr nach ſolchem Streich gelebet/ wie
dann auch viele von der Burgerſchafft uͤbel damit zufrieden ge-
weſen.ꝛc.

A. 1674.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0181" n="146"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung des Fichtelbergs.</hi> </fw><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">A.</hi> 1508. i&#x017F;t eine &#x017F;olche wohlfeile Zeit gewe&#x017F;en/ daß 5. Maaß Korn<lb/>
einen Gulden gegolten/ und noch dazu auf Borg gegeben worden.</p><lb/>
            <note place="left"><hi rendition="#aq">NB.</hi> Weg<lb/>
auf den Fich-<lb/>
telberg ge-<lb/>
machet.</note>
            <p><hi rendition="#aq">A.</hi> 1575. haben die Wei&#x017F;&#x017F;en&#x017F;ta&#x0364;dter auf des gantzen Amts Un-<lb/>
ko&#x017F;ten einen Weg auf den Fichtelberg gemachet/ worauf man zuvor<lb/>
fa&#x017F;t unmo&#x0364;glich hat kommen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <note place="left"><hi rendition="#aq">Action</hi> ge-<lb/>
gen die Zie-<lb/>
ga&#x0364;uner.</note>
            <p><hi rendition="#aq">A.</hi> 1642. &#x017F;olte auf Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tl. Befehl alles Ziega&#x0364;uner Ge-<lb/>
&#x017F;inde fortge&#x017F;chaffet/ und nichts davon geduldet werden/ als aber de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ungeachtet zu Ausgang des Jahrs &#x017F;ich dennoch eine &#x017F;olche Rot-<lb/>
te zu Voigt&#x017F;umbrg eingeni&#x017F;tet/ und dem damahligen Wei&#x017F;&#x017F;en&#x017F;ta&#x0364;d-<lb/>
ter Stadt-Voigt <hi rendition="#fr">Herr Joh. Chri&#x017F;toph Fi&#x017F;chern</hi> nur gepuchet/<lb/>
nachgehends gar &#x017F;ich in die Stadt beym Kirchenlamitzer Thor ein-<lb/>
dringen wollen/ aber zuru&#x0364;cke gewie&#x017F;en worden/ hat ihnen be&#x017F;agter<lb/>
Voigt mit etlichen neu-geworbenen Soldaten nachge&#x017F;etzet/ &#x017F;olche<lb/>
eine halbe Stunde von der Stadt auf dem Spenglersrangen <hi rendition="#aq">at-<lb/>
trapp</hi>irt/ in die Pfanne gehauen/ und alle&#x017F;ambt <hi rendition="#aq">ma&#x017F;&#x017F;acr</hi>irt/ au&#x017F;&#x017F;er zwey-<lb/>
en/ welche &#x017F;ich durch die Flucht <hi rendition="#aq">&#x017F;alv</hi>irt. Die todte Co&#x0364;rper bey 18. an<lb/>
der Zahl/ &#x017F;eynd etliche Tage hernach auf Schlitten geladen/ und<lb/>
gegen den Fuß des Lo&#x0364;&#x017F;tenbergs ge&#x017F;chleppet/ auch allda ver&#x017F;charret<lb/>
worden/ welches man noch heutiges Tags das <hi rendition="#fr">Ziega&#x0364;uner-Grab</hi><lb/><note place="left">Was dar-<lb/>
auf erfolget?</note>nennet/ und an der Scheiben-Wie&#x017F;en zu &#x017F;ehen i&#x017F;t. Allein nach<lb/>
Verlauff etlicher Wochen fande man einen Brief an dem Kirchen-<lb/>
Lamitzer-Thor angehefftet/ darinnen viele Bedrohungen und Flu&#x0364;-<lb/>
che dem Sta&#x0364;dtlein angemeldet gewe&#x017F;en/ &#x017F;o vermuthlich von die&#x017F;en<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en Leuten hergeru&#x0364;hret/ gleichwohl i&#x017F;t gewiß hierauf erfolget/ daß<lb/>
auf 7. Jahr lang die Ma&#x0364;u&#x017F;e fa&#x017F;t alle Frucht vom Felde umb die&#x017F;e<lb/>
Stadt hinweg gefreßen/ welches von einigen die&#x017F;er Begebenheit<lb/>
hat wollen zuge&#x017F;chrieben werden/ wie dann noch etliche in dem Wahn<lb/>
&#x017F;tehen/ daß aller Getraid-Seegen auf 100. Jahr von die&#x017F;em Zie-<lb/>
ga&#x0364;uner Ge&#x017F;ind wa&#x0364;re verbannet worden/ nach deren Verfließung<lb/>
&#x017F;ie wieder beßern Feld-Seegen hoffen. Son&#x017F;ten hat auch viel <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
&#x017F;cur</hi>irens gegeben/ daß der Voigt <hi rendition="#fr">Fi&#x017F;cher</hi> bald &#x017F;elb&#x017F;t darauf ge&#x017F;tor-<lb/>
ben/ und kaum ein Viertel Jahr nach &#x017F;olchem Streich gelebet/ wie<lb/>
dann auch viele von der Burger&#x017F;chafft u&#x0364;bel damit zufrieden ge-<lb/>
we&#x017F;en.&#xA75B;c.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">A.</hi> 1674.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0181] Beſchreibung des Fichtelbergs. A. 1508. iſt eine ſolche wohlfeile Zeit geweſen/ daß 5. Maaß Korn einen Gulden gegolten/ und noch dazu auf Borg gegeben worden. A. 1575. haben die Weiſſenſtaͤdter auf des gantzen Amts Un- koſten einen Weg auf den Fichtelberg gemachet/ worauf man zuvor faſt unmoͤglich hat kommen koͤnnen. A. 1642. ſolte auf Hoch-Fuͤrſtl. Befehl alles Ziegaͤuner Ge- ſinde fortgeſchaffet/ und nichts davon geduldet werden/ als aber deſ- ſen ungeachtet zu Ausgang des Jahrs ſich dennoch eine ſolche Rot- te zu Voigtſumbrg eingeniſtet/ und dem damahligen Weiſſenſtaͤd- ter Stadt-Voigt Herr Joh. Chriſtoph Fiſchern nur gepuchet/ nachgehends gar ſich in die Stadt beym Kirchenlamitzer Thor ein- dringen wollen/ aber zuruͤcke gewieſen worden/ hat ihnen beſagter Voigt mit etlichen neu-geworbenen Soldaten nachgeſetzet/ ſolche eine halbe Stunde von der Stadt auf dem Spenglersrangen at- trappirt/ in die Pfanne gehauen/ und alleſambt maſſacrirt/ auſſer zwey- en/ welche ſich durch die Flucht ſalvirt. Die todte Coͤrper bey 18. an der Zahl/ ſeynd etliche Tage hernach auf Schlitten geladen/ und gegen den Fuß des Loͤſtenbergs geſchleppet/ auch allda verſcharret worden/ welches man noch heutiges Tags das Ziegaͤuner-Grab nennet/ und an der Scheiben-Wieſen zu ſehen iſt. Allein nach Verlauff etlicher Wochen fande man einen Brief an dem Kirchen- Lamitzer-Thor angehefftet/ darinnen viele Bedrohungen und Fluͤ- che dem Staͤdtlein angemeldet geweſen/ ſo vermuthlich von dieſen boͤſen Leuten hergeruͤhret/ gleichwohl iſt gewiß hierauf erfolget/ daß auf 7. Jahr lang die Maͤuſe faſt alle Frucht vom Felde umb dieſe Stadt hinweg gefreßen/ welches von einigen dieſer Begebenheit hat wollen zugeſchrieben werden/ wie dann noch etliche in dem Wahn ſtehen/ daß aller Getraid-Seegen auf 100. Jahr von dieſem Zie- gaͤuner Geſind waͤre verbannet worden/ nach deren Verfließung ſie wieder beßern Feld-Seegen hoffen. Sonſten hat auch viel Di- ſcurirens gegeben/ daß der Voigt Fiſcher bald ſelbſt darauf geſtor- ben/ und kaum ein Viertel Jahr nach ſolchem Streich gelebet/ wie dann auch viele von der Burgerſchafft uͤbel damit zufrieden ge- weſen.ꝛc. Was dar- auf erfolget? A. 1674.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/181
Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/181>, abgerufen am 21.11.2024.