Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.den Arbeitern, denen er gestern gebot, ihren Verein aufzuheben -- denselben doch wieder zu gestatten." Thalheim ergriff ihre Hand und drückte sie mit warmer Herzlichkeit, indem er wehmüthig fragte: "Es war umsonst?" "Umsonst -- er ward zornig -- er sagte, das sei keine Bitte für mich -- und so that ich erschreckt die zweite, die er gewährte." "Und da wir denn einmal auf diese beängstigenden Zustände gekommen sind -- waren es nicht fremde Einflüsterungen, welche Ihren Vater dahin brachten, etwas zu verbieten, das er Jahre lang wenigstens als unschädlich geduldet hatte?" "Ja, ein Fremder sagte ihm, daß communistische Principien sich hier eingeschlichen, daß er das Schrecklichste erleben würde -- er war lange ungläubig, und je schwerer er sich erst zum Mißtrauen bringen ließ, um so hartnäckiger beharrt er nun in demselben." "Aber wenn ein Fremder ihn nach der einen Seite hin mißtrauisch machen konnte -- vermöchte nun nicht ein andrer Fremder dasselbe nach der andern Seite? Sollte es ihm nicht einleuchten, daß es gefährlich ist, den Unglücklichen durch Härte zur Verzweiflung zu treiben? Sollte man nicht von dieser Seite ihn warnen können? -- Ich den Arbeitern, denen er gestern gebot, ihren Verein aufzuheben — denselben doch wieder zu gestatten.“ Thalheim ergriff ihre Hand und drückte sie mit warmer Herzlichkeit, indem er wehmüthig fragte: „Es war umsonst?“ „Umsonst — er ward zornig — er sagte, das sei keine Bitte für mich — und so that ich erschreckt die zweite, die er gewährte.“ „Und da wir denn einmal auf diese beängstigenden Zustände gekommen sind — waren es nicht fremde Einflüsterungen, welche Ihren Vater dahin brachten, etwas zu verbieten, das er Jahre lang wenigstens als unschädlich geduldet hatte?“ „Ja, ein Fremder sagte ihm, daß communistische Principien sich hier eingeschlichen, daß er das Schrecklichste erleben würde — er war lange ungläubig, und je schwerer er sich erst zum Mißtrauen bringen ließ, um so hartnäckiger beharrt er nun in demselben.“ „Aber wenn ein Fremder ihn nach der einen Seite hin mißtrauisch machen konnte — vermöchte nun nicht ein andrer Fremder dasselbe nach der andern Seite? Sollte es ihm nicht einleuchten, daß es gefährlich ist, den Unglücklichen durch Härte zur Verzweiflung zu treiben? Sollte man nicht von dieser Seite ihn warnen können? — Ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0076" n="72"/> den Arbeitern, denen er gestern gebot, ihren Verein aufzuheben — denselben doch wieder zu gestatten.“</p> <p>Thalheim ergriff ihre Hand und drückte sie mit warmer Herzlichkeit, indem er wehmüthig fragte: „Es war umsonst?“</p> <p>„Umsonst — er ward zornig — er sagte, das sei keine Bitte für mich — und so that ich erschreckt die zweite, die er gewährte.“</p> <p>„Und da wir denn einmal auf diese beängstigenden Zustände gekommen sind — waren es nicht fremde Einflüsterungen, welche Ihren Vater dahin brachten, etwas zu verbieten, das er Jahre lang wenigstens als unschädlich geduldet hatte?“</p> <p>„Ja, ein Fremder sagte ihm, daß communistische Principien sich hier eingeschlichen, daß er das Schrecklichste erleben würde — er war lange ungläubig, und je schwerer er sich erst zum Mißtrauen bringen ließ, um so hartnäckiger beharrt er nun in demselben.“</p> <p>„Aber wenn ein Fremder ihn nach der einen Seite hin mißtrauisch machen konnte — vermöchte nun nicht ein andrer Fremder dasselbe nach der andern Seite? Sollte es ihm nicht einleuchten, daß es gefährlich ist, den Unglücklichen durch Härte zur Verzweiflung zu treiben? Sollte man nicht von dieser Seite ihn warnen können? — Ich </p> </div> </body> </text> </TEI> [72/0076]
den Arbeitern, denen er gestern gebot, ihren Verein aufzuheben — denselben doch wieder zu gestatten.“
Thalheim ergriff ihre Hand und drückte sie mit warmer Herzlichkeit, indem er wehmüthig fragte: „Es war umsonst?“
„Umsonst — er ward zornig — er sagte, das sei keine Bitte für mich — und so that ich erschreckt die zweite, die er gewährte.“
„Und da wir denn einmal auf diese beängstigenden Zustände gekommen sind — waren es nicht fremde Einflüsterungen, welche Ihren Vater dahin brachten, etwas zu verbieten, das er Jahre lang wenigstens als unschädlich geduldet hatte?“
„Ja, ein Fremder sagte ihm, daß communistische Principien sich hier eingeschlichen, daß er das Schrecklichste erleben würde — er war lange ungläubig, und je schwerer er sich erst zum Mißtrauen bringen ließ, um so hartnäckiger beharrt er nun in demselben.“
„Aber wenn ein Fremder ihn nach der einen Seite hin mißtrauisch machen konnte — vermöchte nun nicht ein andrer Fremder dasselbe nach der andern Seite? Sollte es ihm nicht einleuchten, daß es gefährlich ist, den Unglücklichen durch Härte zur Verzweiflung zu treiben? Sollte man nicht von dieser Seite ihn warnen können? — Ich
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