Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.Menschen, sondern zwei verschiedene Zeiten sich einander unvereinbar gegenüberstanden. Nach einer kleinen Pause begann die Mutter wieder: "Ich meinte, es gebe für Frauen nur ein Gefühl, welches die Charaktere verwandeln, die Herzen aufregen und erheben könne -- ich dachte, diese Zeit sei jetzt für Dich gekommen -- aber Dein ungleiches Benehmen machte mich wieder irre -- nun sah' und seh' ich oft, wie unweiblich Du an männlichen Dingen Interesse findest -- und nun weiß ich nicht, was ich denken soll!" "Nenne nicht unweiblich, Mutter, was --" "Suche mich nicht wieder von dem abzuleiten, was ich jetzt mit Dir zu besprechen habe. Ich habe mir nun Dein Wesen erklärt: Du siehst Dich geliebt -- aber weil Dein Herz kalt und stolz ist, so will es keinem sanften Gefühl Einlaß geben, es wehrt sich dagegen -- --" "Ach Mutter -- wie kannst Du so Dein Kind verkennen? Wie seltsam denkst Du von mir!" "Ich glaube nicht, daß ich mich täusche -- Du siehst, wie zärtlich und ergeben Dich Aarens liebt --" "Aarens?!" "Wie ihn selbst Deine Kälte nicht ändert, wie geduldig er Deine Launen erträgt -- ende dies unwürdige Spiel Deines Uebermuthes! -- Aarens warb gestern um Deine Menschen, sondern zwei verschiedene Zeiten sich einander unvereinbar gegenüberstanden. Nach einer kleinen Pause begann die Mutter wieder: „Ich meinte, es gebe für Frauen nur ein Gefühl, welches die Charaktere verwandeln, die Herzen aufregen und erheben könne — ich dachte, diese Zeit sei jetzt für Dich gekommen — aber Dein ungleiches Benehmen machte mich wieder irre — nun sah’ und seh’ ich oft, wie unweiblich Du an männlichen Dingen Interesse findest — und nun weiß ich nicht, was ich denken soll!“ „Nenne nicht unweiblich, Mutter, was —“ „Suche mich nicht wieder von dem abzuleiten, was ich jetzt mit Dir zu besprechen habe. Ich habe mir nun Dein Wesen erklärt: Du siehst Dich geliebt — aber weil Dein Herz kalt und stolz ist, so will es keinem sanften Gefühl Einlaß geben, es wehrt sich dagegen — —“ „Ach Mutter — wie kannst Du so Dein Kind verkennen? Wie seltsam denkst Du von mir!“ „Ich glaube nicht, daß ich mich täusche — Du siehst, wie zärtlich und ergeben Dich Aarens liebt —“ „Aarens?!“ „Wie ihn selbst Deine Kälte nicht ändert, wie geduldig er Deine Launen erträgt — ende dies unwürdige Spiel Deines Uebermuthes! — Aarens warb gestern um Deine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="49"/> Menschen, sondern zwei verschiedene Zeiten sich einander unvereinbar gegenüberstanden.</p> <p>Nach einer kleinen Pause begann die Mutter wieder: „Ich meinte, es gebe für Frauen nur ein Gefühl, welches die Charaktere verwandeln, die Herzen aufregen und erheben könne — ich dachte, diese Zeit sei jetzt für Dich gekommen — aber Dein ungleiches Benehmen machte mich wieder irre — nun sah’ und seh’ ich oft, wie unweiblich Du an männlichen Dingen Interesse findest — und nun weiß ich nicht, was ich denken soll!“</p> <p>„Nenne nicht unweiblich, Mutter, was —“</p> <p>„Suche mich nicht wieder von dem abzuleiten, was ich jetzt mit Dir zu besprechen habe. Ich habe mir nun Dein Wesen erklärt: Du siehst Dich geliebt — aber weil Dein Herz kalt und stolz ist, so will es keinem sanften Gefühl Einlaß geben, es wehrt sich dagegen — —“</p> <p>„Ach Mutter — wie kannst Du so Dein Kind verkennen? Wie seltsam denkst Du von mir!“</p> <p>„Ich glaube nicht, daß ich mich täusche — Du siehst, wie zärtlich und ergeben Dich Aarens liebt —“</p> <p>„Aarens?!“</p> <p>„Wie ihn selbst Deine Kälte nicht ändert, wie geduldig er Deine Launen erträgt — ende dies unwürdige Spiel Deines Uebermuthes! — Aarens warb gestern um Deine </p> </div> </body> </text> </TEI> [49/0053]
Menschen, sondern zwei verschiedene Zeiten sich einander unvereinbar gegenüberstanden.
Nach einer kleinen Pause begann die Mutter wieder: „Ich meinte, es gebe für Frauen nur ein Gefühl, welches die Charaktere verwandeln, die Herzen aufregen und erheben könne — ich dachte, diese Zeit sei jetzt für Dich gekommen — aber Dein ungleiches Benehmen machte mich wieder irre — nun sah’ und seh’ ich oft, wie unweiblich Du an männlichen Dingen Interesse findest — und nun weiß ich nicht, was ich denken soll!“
„Nenne nicht unweiblich, Mutter, was —“
„Suche mich nicht wieder von dem abzuleiten, was ich jetzt mit Dir zu besprechen habe. Ich habe mir nun Dein Wesen erklärt: Du siehst Dich geliebt — aber weil Dein Herz kalt und stolz ist, so will es keinem sanften Gefühl Einlaß geben, es wehrt sich dagegen — —“
„Ach Mutter — wie kannst Du so Dein Kind verkennen? Wie seltsam denkst Du von mir!“
„Ich glaube nicht, daß ich mich täusche — Du siehst, wie zärtlich und ergeben Dich Aarens liebt —“
„Aarens?!“
„Wie ihn selbst Deine Kälte nicht ändert, wie geduldig er Deine Launen erträgt — ende dies unwürdige Spiel Deines Uebermuthes! — Aarens warb gestern um Deine
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